Die Rallye des Goldpreises nach dem Ausbruch über die wichtige Widerstandsmarke bei 2.085 US-Dollar, hatte sich in der letzten Handelswoche nicht fortgesetzt. Stattdessen gab der Goldpreis leicht auf 2.160 US-Dollar nach und handelt seitdem tendenziell seitwärts. Eine deutliche Korrektur des Preisanstiegs um über 150 US-Dollar binnen weniger Tage gab es bisher jedoch nicht.
Die Augen der Händler am Gold- und Devisenmarkt richten sich aktuell auf die US-Notenbanksitzung am kommenden Mittwochabend, die neue Impulse für Zinsen, den US-Dollar und den Goldpreis geben wird. Zeigt sich die Fed hawkish, so könnte der Goldpreis in den Folgetagen zurück auf sein Ausbruchsniveau bei 2.085 US-Dollar fallen. Bei einem dovishen Zinsentscheid wäre diametral gegensätzlich ein bullischer Ausbruch aus der engen Konsolidierungsformation nach oben möglich, was Raum nach oben für weitere 150 US-Dollar auf 2.350 US-Dollar liefern würde.
Zum einen werden die Marktteilnehmer darauf achten, wie die Fed die zuletzt heißeren Inflationszahlen kommentieren wird. Zum anderen bleibt es spannend, ob die Fed in ihrem Dot-Plot weiterhin drei oder nur noch zwei Zinssenkungen signalisiert. Das wichtigste Thema dürften jedoch Hinweise auf ein baldiges Ende des QT-Programms sein, mit dem man dem Markt in den letzten beiden Jahren rund 1,5 Billionen US-Dollar an Liquidität entzogen hatte. Der Kommentar zu einem möglichen Ende von QT in einer Rede von Fed-Gouverneur Waller war einer der Katalysatoren für die kürzliche Rallye des Goldpreises.
Aktuell erwartet der Markt nach den Fed Funds Futures eine erste Zinssenkungder Fed zum 12. Juni mit einer Wahrscheinlichkeit von 55 %. Sollte die Fed hawkisher sein, wäre eine frühere Zinssenkung der EZB noch vor der Fed denkbar, was dem US-Dollar weiteren Auftrieb verleihen dürfte. Seit einigen Monaten bin ich aufgrund meiner Analyse bereits der Überzeugung, dass der Euro wieder mindestens zurück auf die Parität zum US-Dollar fallen sollte, was nun sukzessive wahrscheinlicher wird.
Für Investoren in Euroland bedeutet diese Entwicklung eine Abwertung des Euro zum US-Dollar und zum Gold, weshalb sich der Goldpreis in Euro viel stärker halten und stärker ansteigen dürfte als in US-Dollar. Im letzten Jahr empfahl ich jeden Rücksetzer auf die Unterstützung bei 1.740 Euro für Nachkäufe zu nutzen. Wertet der Euro auf die Parität zum US-Dollar oder noch tiefer ab, so wird sich diese Abwertung in einem umso stärkeren Preisanstieg beim Goldpreis in Euro widerspiegeln. Die sich anbahnende Wirtschaftskrise in Europa, die hohen Zinsen, die weltweit höchsten Energiekosten und der Krieg in Europa sind ein Pulverfass für die Kaufkraft des Euro, weshalb Investoren im Euroraum gut beraten sind auch weiterhin in Gold zu investieren. Ein Anstieg des Goldpreises auf 3.000 Euro in den nächsten drei Jahren ist ein durchaus realistisches Szenario.