„Wenn die Zinssenkungen tatsächlich umgesetzt werden, könnte der Goldpreis bis zum Jahresende auf ein neues Allzeithoch von 2.210 US-Dollar pro Unze klettern“, schreibt Nitesh Shah, Leiter Rohstoff- und Makro-Research bei WisdomTree, in einem aktuellen Kommentar.
Zwar könne der Preis des Edelmetalls im ersten Quartal dieses Jahres zunächst nachgeben. Denn die US-Notenbank Fed werde die Zinsen vermutlich nicht so schnell senken, wie es der Markt in der Breite erwarte. „Im Zuge dieser Neuausrichtung der Märkte könnte der Goldpreis etwas von dem Schwung verlieren, den er Ende 2023 gewonnen hat“, räumt Shah ein. „Sobald jedoch Zinssenkungen angekündigt werden, wird sich der Goldpreis wahrscheinlich erholen.“
Denn zum einen habe sich die Anlegerstimmung gegenüber dem Edelmetall deutlich verbessert. WisdomTree verweist in diesem Zusammenhang auf die Positionierung spekulativer Investoren. Diese hätten Ende 2023 217.000 Netto-Long-Kontrakte gehalten – und damit fast so viele wie auf dem Jahreshoch vom Mai 2023, als es 226.000 Kontrakte gewesen waren.
Zum anderen sei das Marktumfeld günstig, auch wenn die Inflation zurückgehe. Shah: „Mit Blick auf das Jahr 2024 werden ein weiterer Rückgang der Anleiherenditen und ein schwächerer US-Dollar die nachlassende Unterstützung durch die Inflation wahrscheinlich überlagern, was Gold auf neue Höchststände treiben könnte.“
Gleichzeitig blieben die Notenbanken als Goldkäufer aktiv und würden so den Markt stützen. „Die Ereignisse des Jahres 2022, als Russlands Zentralbankguthaben in G7-Währungen eingefroren wurden, haben viele andere Zentralbanken aufgeschreckt“, schreibt der Experte. „Ein Verstoß gegen die geopolitische Allianz der G7 hat einen hohen Preis, und um das Risiko zu mindern, häufen die Zentralbanken die Pseudowährung an, die keine andere Zentralbank kontrolliert: Gold.“
Der Anstieg des Goldpreises auf 2.210 US-Dollar pro Unze bildet WisdomTrees Konsensszenario. Dieses basiert auf den durchschnittlichen Einschätzungen der Bloomberg Survey of Professional Economists zu Inflation, US-Dollar und Renditeprognosen für Staatsanleihen. „Der Konsens geht davon aus, dass die Inflation weiter zurückgeht (obwohl sie über der Zielvorgabe der Zentralbanken bleibt), der US-Dollar an Wert verliert und die Anleiherenditen weiter sinken werden“, schreibt Shah.
Mit 2.210 US-Dollar/Unze würde der Goldpreis sein bisheriges nominales Allzeithoch (2.078 US-Dollar/Unze am 28. Dezember 2023) durchbrechen. „In realen Werten entspricht dies allerdings nicht dem Allzeithoch, das im Januar 1980 aufgestellt wurde. Tatsächlich würde es um 36 Prozent unter diesem Stand liegen.“