Goldrallye: Meilenstein oder Trugschluss?

Goldbarren
Foto: PantherMedia/ scanrail
Zentralbanken kaufen deutlich mehr Gold als in der Vergangenheit.

Die fundamentalen Faktoren sprechen für Gold. Die Möglichkeit einer vorgezogenen Zinswende in den USA spiegelt sich in den Markterwartungen wider, ebenso wie in fallenden Anleiherenditen und einer Abwertung des US-Dollars. Zudem schüren geopolitische Risiken die Ängste der Anleger. Marktkommentar von Ben Laidler, Marktanalyst von eToro

Die Fed könnte im März eine Zinssenkung vornehmen. Ob dies tatsächlich geschieht, ist noch nicht in Stein gemeißelt, jedoch liegt die Wahrscheinlichkeit bereits bei 50 Prozent. Gleichzeitig verzeichnete die US-Wirtschaft im dritten Quartal eine annualisierte Wachstumsrate von 5,2 Prozent, was das stärkste Wachstum seit dem vierten Quartal 2021 darstellt.

Irrt sich der Markt vollkommen in seiner Beurteilung? 

Es gibt Anzeichen für die Abschwächung des Wirtschaftswachstums. Die Inflation ist auf 3,2 Prozent gesunken, die Industrie befindet sich bereits in einer Rezession und der Arbeitsmarkt schwächt sich ab.

Zinsen, Dollar und Geopolitik

Anleihen scheinen auf den ersten Blick gegenüber Gold im Vorteil zu sein, da sie eine jährliche Rendite bieten. Mit steigendem Coupon wird das Edelmetall jedoch zunehmend unattraktiv. Die Renditen sind angesichts der sich abzeichnenden Zinswende kurzfristig wieder gefallen. Seit dem Höchststand im Oktober bei etwa 5 Prozent ist die Rendite 10-jähriger US-Anleihen auf 4,3 Prozent gesunken.

An den Börsen wird Gold in der Regel in Dollar gehandelt, wodurch die Entwicklung der US-Währung maßgeblich darüber entscheidet, ob das Edelmetall rein preislich gesehen teurer oder günstiger wird. Niedrigere Zinsen gehen oft mit einem schwächeren Dollar einher, wodurch Gold automatisch günstiger wird.

Unsicherheit bleibt die einzige Konstante, besonders im Bereich der Geopolitik. Weltweit existieren zahlreiche Risiken, darunter der Nahostkonflikt, der Ukraine-Krieg und der Taiwan-Konflikt. Anhaltende Spannungen könnten den Goldpreis stützen, während eine Eskalation dem Preisanstieg sicherlich mehr Dynamik verleihen würde.

Bullen stoßen auf starken Widerstand

In der vergangenen Woche erreichte der Goldpreis fast 2.147 Dollar. Im weiteren Verlauf der Woche kam es zu einem deutlichen Umschwung, wobei das Edelmetall wieder unter das vorherige Rekordhoch von 2.075 Dollar zurückfiel. Bereits im März 2022 und Mai 2023 gab es zwei Annäherungsversuche. Aktuell argumentieren die Bären für das Entstehen einer potenziellen Topbildung.

Trotz dieses Rückschlags bleibt der mittelfristige Aufwärtstrend intakt. Mit jedem neuen Test steigt die Wahrscheinlichkeit für einen Durchbruch. Der RSI liegt unter 60 Punkten, was auf eine neutrale Bewertung hinweist.

Fazit

Die Federal Reserve muss nun das bestätigen, was die Märkte antizipieren – nämlich eine frühere Zinswende. Jedes Wort von Powell wird jetzt mehr denn je auf die Goldwaage gelegt. Händler werden gespannt darauf achten, ob die Anleiherenditen weiter fallen und der US-Dollar an Wert verliert. Schwache Wirtschaftsdaten, die auf eine Verlangsamung der US-Konjunktur hindeuten, könnten als klare Bestätigung dienen. Geopolitische Spannungen mögen für Gold sprechen, sind jedoch nicht zwingend erforderlich, um den Preis weiter nach oben zu treiben.

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