Im Golf von Hormus sind zwei Schiffe angegriffen worden. Dies berichten mehrere Nachrichtenagenturen übereinstimmend. Vor dem Hintergrund dieser erneut eskalierenden Situation auf der Straße von Hormus erläutert Nitesh Shah, Director Research beim auf ETPs spezialisierten Vermögensverwalter WisdomTree, in seinem Kommentar die Ursachen und die Auswirkungen der zunehmenden Spannungen.
Weil der Iran in die Enge getrieben wird, nehmen die Spannungen um die für den Öltransport kritische Wasserroute von Hormus weiter zu. Auf der Straße wird der Großteil des Öls aus dem Nahen Osten verschifft. Angesichts von vermuteten Angriffen auf zwei die Straße passierende Schiffe am gestrigen Tag stiegen die Ölpreise auf mehr als 61,7 US-Dollar pro Barrel.
Jeder dritte Liter Rohöl und andere liquide Mittel nutzen diesen Weg
Die EIA (U.S. Energy Information Administration) geht davon aus, dass die Gesamtproduktion des OPEC-Ölkartells im Jahr 2020 über 29,8 Millionen Barrel pro Tag betragen wird. Davon fließen allein 18 Millionen Barrel durch die Straße von Hormus, der wichtigsten Meerenge der Welt. 30 Prozent des weltweit auf dem Seeweg gehandelten Rohöls und andere liquide Mittel passieren diese Route.
Die Seestraße ist zudem die Anlaufstelle für alle Flüssiggasexporte (LNG) aus Katar, was etwa 30 Prozent des weltweiten LNG-Handels ausmacht. Die beiden anderen Meerengen der arabischen Halbinsel wirken im Vergleich dazu blass.
Die neuerlichen Angriffe könnten der Katalysator sein, der das Öl aus der Baisse der letzten Wochen herausholt. Die Märkte konzentrierten sich auf steigende US-Lagerbestände und die Bedrohung der Nachfrage durch Handelskriege, ignorierten jedoch die Angebotsrisiken. Die Kontinuität der Versorgung sollte natürlich nicht als selbstverständlich angesehen werden.
Angesichts der anhaltenden US-Sanktionen gegen den Iran gehen wir davon aus, dass die Ölpreise – insbesondere für die als internationale Benchmark geltende Rohölsorte Brent – steigen werden.
Foto: Wisdom Tree