Die Gothaer baut kräftig um: Der Kölner Versicherer will die Digitalisierung vorantreiben und die schwächelnde Lebensversicherung auf neue Füße stellen.
Insgesamt sei es ein gutes Jahr für die Gothaer gewesen, bilanzierte Konzernchef Dr. Karsten Eichmann am Donnerstag im Rahmen des Jahresabschlussgesprächs in Köln. Die Betonung lag auf „insgesamt“, denn die Konzern-Kennzahlen stellen sich in etwa so wechselvoll dar, wie die fußballerischen Leistungen des 1. FC Köln – hierzu genügt ein Blick auf die Ertragsentwicklung:
Während die Bruttobeiträge im Bereich Schaden-Haftpflicht-Unfall im Vergleich zu 2014 um voraussichtlich 2,9 Prozent auf 2,14 Milliarden Euro zulegen werden – und in der Krankenversicherung sogar ein Plus von 4,4 Prozent erwartet wird (0,94 Milliarden Euro) – bleibt die Lebensversicherung das Sorgenkind. Für 2015 prognostiziert der Versicherer ein Minus von satten 6,9 Prozent (1,42 Milliarden Euro) – ohne Berücksichtigung der kleinen Gothaer Pensionskasse beträgt das voraussichtliche Minus der Gothaer Leben sogar 7,3 Prozent auf dann 1,29 Milliarden Euro.
Klassische Verträge künftig nur noch auf Nachfrage
In der Lebensversicherung sei die Gothaer in einer Phase, „in der wir das Geschäft ertragsorientiert konsoldieren“, erklärte Eichmann angesichts des „äußerst schwierigen Marktumfeldes“. Die Konsolidierung betrifft vor allem die klassische Lebensversicherung, die man in Zukunft möglichst nur noch „auf Nachfrage“ des Kunden anbieten wolle, wie Leben- und Krankenchef Michael Kurtenbach betonte. „Wir werden den Anteil klassischer Produkte auch in der betrieblichen Altersversorgung deutlich zurückfahren“, ergänzte Kurtenbach.
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Den Platz der klassischen Lebensversicherung soll ab 2016 eine „neue Klassik“ einnehmen. Kurtenbach zufolge arbeitet die Gothaer derzeit an zwei neuen Produkten: Eine Variante ist demnach mit einer endfälligen Garantie ausgestattet, jedoch soll der Kunde im Sicherungsvermögen der Gothaer investiert bleiben. Das zweite Produkt sei fondsorientierter ausgerichtet und das Guthaben des Kunden nur zum Teil im Sicherungsvermögen angelegt, erläuterte Kurtenbach und betonte: „Wir sind der festen Überzeugung, dass der Altersvorsorgemarkt ein Wachstumsmarkt bleibt – aber nur mit veränderten Garantien.“
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