Der Gothaer Konzern zeigt sich bei der Präsentation seiner Jahresergebnisse hochzufrieden mit dem abgelaufenen Geschäftsjahr: Der Konzernjahresüberschuss stieg um 5,6 Prozent auf 165 Millionen Euro.
Das Konzerneigenkapital wuchs um acht Prozent und lag zum Jahresende 2017 bei 2,15 Milliarden Euro. Dagegen haben die gebuchten Bruttobeiträge nur moderat um 0,3 Prozent auf 4,424 Milliarden Euro zugelegt. Der größte Risikoträger – die Gothaer Allgemeine Versicherung AG – erzielte mit 1,822 Milliarden Euro ein Plus von 5,8 Prozent bei den gebuchten Beiträgen (nach HGB). Sehr positiv hat sich auch die Combined Ratio entwickelt. Sie konnte weiter gesenkt werden und liegt mit 91,2 Prozent unter dem Marktdurchschnitt. Mit 145 Millionen Euro erreichte das versicherungstechnische Ergebnis ein Rekordniveau.
Eine Trendwende zeichnet sich bei der Gothaer Lebensversicherung ab. Aufgrund der Abkehr von der Strategie des Vollsortimenters und der Reduzierung von Risiken im Einmalbeitragsgeschäft musste der Kölner Versicherer bei den Nettobeiträgen einen deutlichen Rückgang um 29 Prozent verbuchen. Die gebuchten Bruttobeiträge sanken dagegen nur um 4,3 Prozent auf 1,14 Milliarden Euro. „Wir haben die schwierige Phase der Transformation der Gothaer Leben 2017 abgeschlossen und wollen ab 2018 wieder Wachstum realisieren“, sagte Michael Kurtenbach, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Lebensversicherung AG.
Mit der Einführung des neuen Einmalbeitragsproduktes Gothaer Index Protect im September 2017 und dank der Impulse aus dem Betriebsrentenstärkungsgesetz (BSRG), das zum 1. Januar 2018 in Kraft getreten ist, habe man eine Trendwende in der Neugeschäftsentwicklung eingeleitet und befinde sich wieder im Vorwärtsgang. Bis Jahresende gab es dort bereits Mittelzuflüsse von rund 50 Millionen Euro. Dieser positive Trend habe sich im ersten Quartal 2018 fortgesetzt: Die Bruttobeiträge bei der Gothaer Leben stiegen im Vorjahresvergleich um zehn Prozent, das Neugeschäft legte in diesem Zeitraum sogar um 40 Prozent zu.
Gothaer Kranken: Wachstum dank betrieblicher Krankenversicherung
Die gebuchten Bruttobeiträge der Gothaer Krankenversicherung AG lagen mit 834 Millionen Euro um 1,2 Prozent über dem Niveau von 2016. „2017 war darüber hinaus mit 23 Prozent Wachstum das bisher erfolgreichste Jahr für unsere betriebliche Krankenversicherung. Den Erfolg in diesem Segment wollen wir in den kommenden Jahren ausbauen und zugleich das Geschäft mit Zusatzversicherungen nochmals deutlich forcieren“, erläutert Oliver Schoeller, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Krankenversicherung AG.
Basis für dieses Wachstum sei die Transformation der Gothaer Kranken vom Leistungserstatter zum Gesundheitsdienstleister mit einer Vielzahl von digitalen Angeboten für Kunden und Vermittler. Zentrale Plattform für diesen Weg ist die im Januar 2018 eingeführte Gothaer GesundheitsApp, in der neben der digitalen Rechnungseinreichung und der digitalen Arztsuche Gothaer Kunden eine Vielzahl von Gesundheitsprogrammen zugänglich gemacht wird. Das Ökosystem erweitert sich dabei ständig. So führt die Gothaer Kranken in Kooperation mit Teleclinic im Juli telemedizinische Leistungen ein. Damit können aus der App Fachärzte jederzeit und einfach per Telefon, Video oder Chat konsultiert werden.
Kapitalanlage: Gute Ergebnisse
Zufrieden zeigt sich der Konzern auch mit den Kapitalanlage-Ergebnissen. Trotz des historischen Niedrigzinsumfeldes lag die Konzern-Nettorendite nach IFRS für das Geschäftsjahr 2017 bei 4,5 Prozent. 2017 sei das Kreditqualität weiter verbessert worden, sagte Harald Epple, Finanzvorstand des Gothaer Konzerns: Der Anteil der Anlagen mit einem Investmentgrade-Rating sei mit 95,6 Prozent deutlich erhöht (Vorjahr 94,7 Prozent). Wesentliche Veränderungen in der Kapitalanlage 2017 waren bei den Zins-Instrumenten eine Erhöhung der Diversifikation und die Reduktion der Staatsanleihen aus Italien und Spanien. Credit-Instrumente wurden dagegen zurückgefahren. „Vor dem Hintergrund der im Verhältnis zum einzugehenden Risiko niedrigen Renditen werden wir risikoreichere Investments auch im laufenden Jahr weiter zurückgefahren. Wir sind im Risk-off-Modus“, fasst Epple zusammen. Zudem kündigte er an, dass die Gothaer ab 2019 nicht mehr nach IFRS sondern nur noch nach HGB bilanzieren werde. Grund hierfür seinen zu einen eine deutlich geringe Komplexität. Zum anderen habe sich herausgestellt, dass der neue IFRS17-Standard im Rahmen von Solvency II nicht die Bedeutung habe, wie gedacht. Durch die Umstellung und den geringeren Aufwand erwartet der Konzern Einsparungen in zweitstelliger Millionenhöhe.
Neue Strategie, neue Strukturen
Mittlerweile hat die digitale Transformation auch den Kölner Versicherer voll im Griff. Unter dem Motto „Gothaer goes agile“ geht das Unternehmen laut Vorstandsvorsitzendem Dr. Karsten Eichmann völlig neue Wege. „Die Digitalisierung unseres Geschäftsmodells schreitet in allen Unternehmensteilen voran und neue, effizientere Strukturen und Prozesse sind auf den Weg gebracht“, so Eichmann. Neben einer Vielzahl von Initiativen im Produkt- und Servicebereich und bei der Beratung der Kunden schaffe das Unternehmen auf Konzernebene damit die Voraussetzungen für den Erfolg in der digitalen Welt. Das Spektrum reicht dabei von der Einführung neuer Strukturen und Arbeitsmethoden über den Umbau der IT, für den das Unternehmen rund 100 Millionen Euro investieren will und die Schaffung neuer Arbeitswelten bis hin zur Weiterqualifizierung. „Wir sprechen hier von einem absoluten Kulturwandel“, so Eichmann.
So wurde etwa im Kompositbereich 2017 die Transformation der Gothaer Allgemeine hin zu einem digitalen Risiko- und Servicepartner angestoßen. Nach außen sollen Kunden durch modulare Produkte, digitale Services und einen verbesserten Kundenservice begeistert werden. Dabei setzt die Gothaer auch auf strategische Kooperationen“, erläutert Dr. Christopher Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Allgemeine Versicherung AG. Die neu eingeführte Cyber-Versicherung, die im Februar 2018 auf den Markt gebrachte neue Produktwelt für Privatkunden und der Gothaer Schadentracker seien genauso wie Kooperationen im digitalen Umfeld mit Abus und Grohe oder den Start-ups hepster, getaway oder Emil wichtige Meilensteine auf diesem Weg. (dr)
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