Gothaer Studie: „War for Talents“ wird für KMU zur Mega-Herausforderung

Foto: Bildagentur PantherMedia / Randolf Berold
Die Mitarbeitersuche entwickelt sich zur größten Herausforderung für KMU.

Der Fachkräftemangel wird für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) in Deutschland eine erhebliche Herausforderung. Laut einer aktuellen Studie der Gothaer hat knapp die Hälfte aller KMU inzwischen Schwierigkeiten, qualifiziertes Personal zu finden. Besonders dramatisch ist die Situation bei größeren Unternehmen mit 201 bis 500 Beschäftigten: hier berichten rund 60 Prozent von akuten Problemen bei der Fachkräftesuche.

Untätigkeit bei der Mitarbeiterbindung und -gewinnung können sich kleine und mittelständische Unternehmen nicht mehr leisten, das zeigt die Gothaer Studie sehr deutlich. So ergreifen gerade einmal sechs Prozent keine Maßnahmen, um Fachkräfte zu finden oder zu binden, 94 Prozent sind bereits aktiv.

Auffallend zudem: Je größer das Unternehmen, desto schwieriger gestaltet sich scheinbar die Personalsuche. Während nur 30 Prozent der kleineren Unternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitern über diese Problematik berichten, tun dies 59 Prozent der größeren Unternehmen mit 201 bis 500 Mitarbeitenden.

Standard-Benefits mit immer weniger Wirkung

Auf Platz eins der genutzten Möglichkeiten zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung landet mit 49 Prozent das Angebot von flexiblen Arbeitszeiten. Im Vergleich zu den Vorjahren zeigt sich, dass dieses Angebot kontinuierlich wächst. (2023: 47 Prozent; 2022: 44 Prozent). Mit jeweils 39 Prozent stehen auch Home-Office-Optionen und attraktive Gehälter weiter hoch im Kurs.

„Seit Jahren rangieren flexible Arbeitszeiten, Home-Office-Möglichkeiten und attraktive Gehälter auf den ersten drei Plätzen der beliebtesten Arbeitgeberleistungen. Unternehmen müssen sich jedoch darüber im Klaren sein, dass diese Angebote von Arbeitnehmenden mittlerweile als Standard betrachtet werden. Es braucht schon etwas mehr, um auf dem hart umkämpften Arbeitsmarkt nachhaltig zu überzeugen“, sagt Oliver Brüß, Vertriebsvorstand der Gothaer.

Betriebliche Altersvorsorge (bAV) gewinnt weiter an Bedeutung

Darüber hinaus spielt auch das Angebot einer betrieblichen Altersvorsorge eine wichtige Rolle, um sich positiv zu positionieren. Aktuell bieten 34 Prozent der KMU ihren Mitarbeitern eine bAV an, ein Plus von vier Prozentpunkten im Vergleich zum Vorjahr. Damit bleibt die bAV weiterhin die beliebteste Versicherung zur Mitarbeiterbindung. „Das Ergebnis überrascht mich nicht“, sagt Alina vom Bruck, Vorstandsvorsitzende der Gothaer Lebensversicherung. „Arbeitgeber können ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch das Angebot einer bAV bei der privaten Altersvorsorge optimal unterstützen. Damit heben sie sich im Wettbewerb um Personal positiv von der Konkurrenz ab“, glaubt vom Bruck.

Besonders auffällig aber auch nicht überraschend: Je kleiner das Unternehmen, desto weniger wird die bAV als Instrument zur Mitarbeiterbindung und -gewinnung genutzt. Während fast die Hälfte (48 Prozent) aller größeren Unternehmen mit 201 bis 500 Beschäftigten eine bAV anbietet, sind es bei den kleinen Unternehmen nur 14 Prozent (plus 2 Prozentpunkte).

Leider würden kleine Unternehmen noch zu selten die Chance, die bAV als Baustein einzusetzen, so vom Bruck. Dabei sei die Umsetzung unabhängig von der Unternehmensgröße möglich. „Es lassen sich verschiedene Modelle und Lösungen schaffen, die auf die Bedürfnisse und Ressourcen kleiner Unternehmen zugeschnitten sind. Für uns als Versicherer bedeutet das, dass wir noch mehr informieren müssen, damit sich auch kleine Unternehmen im Kampf um Fachkräfte behaupten können“, so vom Bruck weiter. 

Größere Unternehmen setzen auf bKV und BGM

Deutlich dahinter mit insgesamt 18 Prozent, die betriebliche Gesundheitsförderung, beispielsweise Sport- und Entspannungskurse während der Arbeitszeit. Sie liegt damit gleichauf mit dem Jobticket (plus fünf Prozentpunkte) und einen Prozentpunkt vor Zeitwertkonten (17 Prozent; minus ein Prozentpunkt). 14 Prozent setzen auf die betriebliche Krankenversicherung als Maßnahme zur Mitarbeitendengewinnung und -bindung.

Auffällig: Je größer die Unternehmen, desto häufiger werden Gesundheitsleistungen angeboten. Während nur sieben Prozent der Kleinstunternehmen mit bis zu zehn Mitarbeitenden eine betriebliche Gesundheitsförderung anbieten, sind es bei den Unternehmen mit 201 bis 500 Beschäftigten bereits 29 Prozent.


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Ein ähnliches Bild zeigt sich bei der betrieblichen Krankenversicherung. Nur fünf Prozent der Kleinstunternehmen bieten ihren Mitarbeitenden den zusätzlichen Krankenversicherungsschutz an. Bei größeren Unternehmen sind es 17 bis 18 Prozent.

„Die Zahlen zeigen, dass wir weiter an der Durchdringung betrieblicher Gesundheitsangebote arbeiten müssen. Vielen kleineren Arbeitgebern scheint nicht bewusst zu sein, dass eine betriebliche Krankenversicherung eine wirksame und kostengünstige Maßnahme ist, um Fachkräfte von sich zu überzeugen. Hinzu kommt: Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels wird sich der Fachkräftemangel weiter verschärfen. Es kann daher nur im Interesse eines jeden Arbeitgebers sein, seine Belegschaft möglichst lange fit und gesund zu halten. Dazu können betriebliche Gesundheitsangebote einen wichtigen Beitrag leisten“, sagt Dr. Sylvia Eichelberg, Vorstandsvorsitzende der Gothaer Krankenversicherung.

Versicherungen als entscheidender Faktor zur Fachkräftebindung

Neben dem Angebot einer bAV, einer betrieblichen Gesundheitsförderung oder einer betrieblichen Krankenversicherung sieht die Studie des Versicherers zudem auch die betriebliche Unfallversicherung eine wertvolle Zusatzleistung. Zwölf Prozent der Unternehmen bieten diese bereits für ihre Belegschaft an. Damit liegt sie fast gleichauf mit der Absicherung der Arbeitskraft, zum Beispiel durch eine Berufs- oder Erwerbsunfähigkeitsversicherung, elf Prozent).

„Fast die Hälfte der Unternehmen, die noch keine Versicherungen als Benefits in ihrem Angebot für die Beschäftigte haben, geben an, zu wenig Wissen und Informationen über diese Instrumente zu haben“, sagt Oliver Brüß.

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