Insbesondere in den USA legt diese Entwicklung den Grundstein für einen physischen Investitionsboom. „Die Biden-Administration will in Schlüsselindustrien unabhängig von China werden und treibt den dafür notwendigen wirtschaftlichen Umbau voran“, beobachtete Engels. Eine Mischung aus Investitionsanreizen und aktiver Industriepolitik soll gewährleisten, dass die Lieferketten von Zukunftstechnologien wie Computerchips, Batterien, Elektroautos und kritischen Mineralien vornehmlich im eigenen Land oder zumindest in befreundeten Regionen angesiedelt werden. „Die USA wollen den Hauptkonkurrenten China aus diesen Bereichen ausschließen“, sagte der Kapitalmarktstratege und sieht in den Investitionsplänen globaler Chip- und Batteriehersteller in den USA bereits eine erste Folge. „Diese Dynamik wird weiter zunehmen, denn auch den technologisch führenden europäischen Clean-Tec-Unternehmen möchte man mittels aktiver Industriepolitik Anreize für Investitionen in den USA bieten“, prognostizierte er.
In der Folge rechnet Engels mit einem Anstieg des langfristigen Wachstumspotenzials in den USA und auf dem europäischen Kontinent. Physische Investitionen wie zum Beispiel der Bau von Fabriken haben stärkere Wachstumswirkungen als etwa Software, da sie weniger skalierbar sind. „Diese Art der Investitionen schafft mehr Arbeitsplätze, erhöht die Lohnsumme und hat folglich mehr Nachfrage zur Folge“, schlussfolgerte er. Hinzu kommen Produktivitätssteigerungen aus einem leistungsfähigeren Produktionsapparat, besserer Infrastruktur und verstärkter Digitalisierung. Besonders spürbar dürfte der Effekt seiner Einschätzung nach in den USA ausfallen, während in Europa zunächst das Thema Energiesicherheit höchste Priorität genieße. Daher bestünde die Gefahr, dass die europäischen Staaten Investitionen in den grünen und digitalen Wandel vorerst noch zurückstellten. Die positive Wirkung auf das europäische Wachstumspotenzial könnte sich deshalb etwas verzögern.