Green Bonds – eine erstaunliche Erfolgsgeschichte

Schriftzug Bonds mit Saeulendiagramm und Kurvenverlauf
Foto: PantherMedia/alexmillos
Wie es im Markt für grüne Anleihen weitergeht.

EXKLUSIV Der Markt für „grüne Anleihen“ boomt. Die Papiere funktionieren so wie klassische Bonds, allerdings muss der Emissionserlös in Klima- und Umweltschutzprojekte fließen. Obwohl der Green-Bond-Markt immer vielfältiger und liquider wird, halten sich hartnäckig einige Klischees.

2007 nach Möglichkeiten suchte, um das Thema Nachhaltigkeit in das eigene Finanzierungsprogramm zu integrieren, konnte noch niemand ahnen, dass dies der Startschuss für eine neue Anlageklasse werden sollte. Die Rede ist vom weltweit ersten Green Bond. Die Idee der EIB war so einfach wie genial. Der Emissionserlös der Anleihe fließt in Projekte, die dazu beitragen, Umwelt- beziehungsweise Klimaschäden zu verringern oder zu verhindern und zugleich wird sichergestellt, dass die Investoren nachvollziehen können, dass dies auch tatsächlich geschieht. Im Detail war der erste Green Bond der EIB eine vorrangige, unbesicherte Klimaschutzanleihe (Climate Awareness Bond) im Volumen von 600 Millionen Euro, einer Laufzeit von fünf Jahren und einer Mindestrückzahlung von 105 Prozent bei Fälligkeit. Sie wurde als Nullkupon-Anleihe emittiert.

Von 0 auf 1,6 Billionen US-Dollar in 15 Jahren

Kurze Zeit nach der EIB wurde auch die Weltbank aktiv. Auf Wunsch einer Gruppe von schwedischen Pensionsfonds emittierte das Institut einen Green Bond im Volumen von 2,3 Milliarden Schwedischen Kronen (SEK). Der endgültige Durchbruch gelang dieser neu entstandenen Anlageklasse nach der Pariser Klimakonferenz im Jahr 2015, als sich die Staatengemeinschaft darauf einigte, die Welt bis 2050 klimaneutral zu gestalten. In den Folgejahren legten das Emissionsvolumen sowie die Zahl der Emittenten dynamisch zu. Mittlerweile beläuft sich das ausstehende Volumen dieser Anlageklasse weltweit auf mehr als 1,62 Billionen US-Dollar von mehr als 700 Emittenten (Stand Ende 2023). Wie sehr sich der Markt für Green Bonds im Aufwind befindet, zeigt das vergangene Jahr mit einem Emissionsvolumen von 422 Milliarden US-Dollar und 89 neuen Emittenten.


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Anleihen mit grünem Emissionsziel

Green Bonds sind nichts anderes als klassische Anleihen, mit dem Unterschied, dass der Emissionserlös nachgewiesenermaßen und ausschließlich in Klima- und Umweltschutzprojekte fließen muss. Eine entsprechende Berichterstattung informiert die Anleger über die finanzierten Projekte und misst deren Wirkung. Green Bonds sind genauso strukturiert wie Standardanleihen und haben auch dieselben Merkmale in Bezug auf Besicherung, Rating, Ausführungsprozess und Preisgestaltung. Sie haben in der Regel auch das gleiche Rating wie die anderen Schuldpapiere eines Emittenten. Zudem sind sie als Schuldverschreibungen von wenigen Ausnahmen abgesehen durch die Bilanz des Emittenten abgesichert. Der Anleger ist also nicht allein dem Risiko der zugrunde liegenden Projekte der Anleihe ausgesetzt.

Die Palette der Emittenten ist breit gestreut. Sie können aus dem öffentlichen Sektor kommen, wie etwa Staaten, Bundesstaaten oder Kommunen. Aber auch supranationale Emittenten wie die EU sowie staatliche und überstaatliche Entwicklungsbanken mischen am Markt kräftig mit. Der Privatsektor macht etwa 50 Prozent des Investmentuniversums aus und ist mit einer Vielzahl von Unternehmen, etwa aus den Sektoren Versorgung, Immobilien und Finanzen vertreten.

Wann ist ein Green Bond ein Green Bond?

Noch gibt es keine allgemeinverbindlichen Standards dafür, was eine Anleihe zu einem Green Bond macht – lediglich eine freiwillige Richtlinie, die Green Bond Principles (GBP) der International Capital Market Association (ICMA). Sie legt fest, wofür die Erlöse verwendet werden dürfen und wie es mit dem Reporting aussieht. Als geeignete Kategorien eingestuft werden Projekte zur Eindämmung des Klimawandels, zum Schutz natürlicher Ressourcen, zur Erhaltung der Biodiversität sowie zur Prävention und Kontrolle von Verschmutzung. Das Spektrum ist also breit gefasst. Es umfasst erneuerbare Energien und Energieeffizienz genauso wie Elektromobilität, Müllvermeidung, Kreislaufwirtschaft, nachhaltiges Wassermanagement und umweltfreundliche Gebäude.
Die Green Bonds Principles halten die Emittenten zudem an, aktuelle Informationen über die Verwendung der Emissionserlöse bereitzustellen und den Status mindestens einmal jährlich zu kommunizieren. Zu den Empfehlungen der ICMA-Richtlinie zählt ebenfalls, dass der Emittent die Möglichkeit hat, das zu finanzierende Vorhaben durch eine unabhängige externe Agentur prüfen und zertifizieren zu lassen.

Ende 2024 kommt der Green Bond Standard der EU

Auch Green Bonds sind grundsätzlich nicht vor Greenwashing gefeit. Die EU hat daher im November 2023 die Verordnung über europäische grüne Anleihen veröffentlicht. Die Bestimmungen legen Standards für Emittenten fest, die ihre Anleihen unter der Bezeichnung „European Green Bond“ vermarkten wollen. Gegenüber den Green Bond Principles weist der neue EU-Green Bond Standard deutlich strengere Vorgaben auf. Zwar können die Emittenten selbst entscheiden, ob sie ihre Anleihe als EU Green Bond (EuGB) begeben möchten. Wer es aber tut, muss bestimmte Anforderungen erfüllen und verschiedenen Pflichten nachkommen. Insbesondere müssen sie nachweisen, dass der Anleiheerlös in wirtschaftliche Tätigkeiten investiert wird, die als ökologisch nachhaltige Zwecke im Sinne der EU-Taxonomie-Verordnung gelten. Zudem gelten standardisierte Informations- und Berichtspflichten – vor allem die externe Prüfungspflicht und die Kontrolle durch die BaFin. Die neuen rechtlichen Anforderungen treten ab dem 21. Dezember 2024 in Kraft.

Weisen Green Bonds Renditenachteile auf?

Trotz der Größe und Vielfalt, die der Green-Bond-Markt mittlerweile erreicht hat, halten sich in gewissen Marktkreisen hartnäckig einige Vorurteile. Dazu gehört die Vorstellung, dass Green Bonds niedrigere Erträge generieren als traditionelle Anleihen. In Wirklichkeit haben grüne Bonds in fünf der letzten sieben Kalenderjahre (2017 bis 2023) besser abgeschnitten als klassische Anleihen. So erzielte der Green Bond Index im zurückliegenden Jahr 2023 eine Rendite von 6,9 Prozent (Zinsen und Kursentwicklung).

Die Rendite des Gesamtmarktes in Form des Global Broad Index lag dagegen nur bei 4,2 Prozent. Außerdem ist die in den Anfangsjahren zu beobachtenden „Grünprämie“, also der Yield-Abschlag grüner Anleihen gegenüber traditionellen Anleihen, zurückgegangen und verschwindet allmählich ganz. Ende Februar 2024 belief sich die Grünprämie am Markt für eurodenominierte Green Bonds z.B. nur noch auf durchschnittlich zwei Basispunkte.

Von Nischeninvestment zum etablierten Portfoliobaustein

Ein weiteres Klischee ist, dass Green Bonds nur für Nischeninvestoren geeignet sind. Das mag vor 15 Jahren, als die Anlageklasse entstand, zutreffend gewesen sein. Heute aber nicht mehr. Wie Eingangs geschildert ist der Markt insbesondere in den zurückliegenden Jahren dynamisch gewachsen. Die Zahl der Emittenten ist ebenso gestiegen wie die Liquidität. Heute handelt es sich um eine diversifizierte Assetklasse mit Papieren aus zahlreichen Ländern und Sektoren. Zu ihr zählen viele unterschiedliche Unternehmensanleihen und auch immer mehr Staatsanleihen.

Am positiven Ausblick und den überdurchschnittlichen Wachstumsraten des Green-Bond-Marktes dürfte sich erst einmal nichts ändern. Denn Anleihen als Geldanlage sind historisch attraktiv. Warum also nicht gleichzeitig einen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz sowie zum wirtschaftlichen Umbruch leisten und noch dazu an der Entwicklung eines schnell wachsenden Marktes partizipieren, der immer vielfältiger und liquider wird?

Autor Johann Plé ist Senior Portfolio Manager Fixed Income bei AXA Investment Managers.

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