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Green Bonds: Good News, Bad News –and Chances

Schriftzug Bonds mit Saeulendiagramm und Kurvenverlauf
Foto: PantherMedia/alexmillos
Green Bonds sind in der Erfolgsspur.

2024 haben sich Green Bonds das zweite Jahr in Folge besser entwickelt als traditionelle Anleihen. Tatsächlich war dies sogar in sechs der letzten acht Kalenderjahren der Fall. Hinzu kommt, dass auch das Emissionsvolumen im letzten Jahr mit 447 Milliarden Euro so hoch war wie noch nie. 

Das Anlageuniversum für grüne, soziale und nachhaltige Anleihen (Green, Social and Sustainability, kurz GSS) hat seinen Emissionsrekord aus dem Jahr 2021 wieder erreicht. Das Volumen war um 17 Prozent höher als 2023. Nach wie vor werden meist Euro-Anleihen begeben und weil die Zinsen in Europa weiter gesenkt werden, sind Anlagen in Anleihen hier vielversprechender als in den USA. Das gilt auch für Green Bonds. Viel spricht also für ein erfolgreiches Jahr 2025.

Im letzten Jahr entfielen 52 Prozent der emittierten Papiere auf Unternehmensanleihen, zu gleichen Teilen aus den Sektoren Finanzen, Versorger und Industrie – auch die Sektoren Automobile (7%) und Immobilien (6,5%) stachen heraus. Im Immobilienbereich scheint sich nach einem aufgrund schwacher Fundamentaldaten ruhigeren Jahr 2023 eine Erholung anzubahnen.

Mit einem Anteil von 28 Prozent am Gesamtemissionsvolumen hat die Dynamik auch im Staatsanleihenbereich stark angezogen. Zu den Emittenten zählten viele europäische Staaten, aber auch neue Länder wie Australien. Der größte Teil der neuen Papiere (60%) war in Euro emittiert. Der Anteil der Emissionen aus den Emerging Markets ging von 10,4 auf 6,5 Prozent zurück. Besonders augenfällig ist der Rückgang der Emittenten aus den USA. Auf sie entfielen nur 8,5 Prozent (halb so viel wie zuvor), wodurch der Anteil der US-Dollar-Emissionen insgesamt deutlich auf 14 Prozent zurückging – von 20 Prozent im Vorjahr.

Welchen Einfluss könnte Trump haben?

Der Rückgang der grünen US-Dollar-Emissionen kann zwei Gründe haben: Niedergang von ESG in den USA: Die Zahl der früheren Emittenten, die 2024 darauf verzichteten, Green Bonds zu begeben, ist gestiegen. Dies zeigt, dass ESG in den USA aus der Mode gekommen ist.  Dadurch bieten sich am grünen US-Anleihenmarkt weniger Chancen. Zugleich ist aber – dank des Inflation Reduction Acts – der Markt für nachhaltige Anlagen insgesamt weiter gewachsen. 

Emittenten scheinen sich breiter aufzustellen: Das Emissionsvolumen grüner Anleihen ist in den USA zurückgegangen, aber dafür wurden mehr soziale und nachhaltige Papiere begeben. Aber nicht nur US-Unternehmen emittieren in US-Dollar. Auch in den Emerging Markets und vor allem in Asien gibt es Dollar-Emittenten, und auch sie scheinen breiter zu investieren. Ein gutes Beispiel ist Chile. Das Land hat früher Green Bonds, aber auch soziale und Nachhaltigkeitsanleihen emittiert.

Dadurch ist in einigen Marktsegmenten, die früher nur spärlich bestückt waren, die Zahl der Emissionen weiter gewachsen, sodass sie mit einem „Grünaufschlag“ (Greenium) gehandelt wurden. Dieser Aufschlag gegenüber traditionellen Anleihen, den man zahlen musste, um grün investieren zu können, ist 2024 nahezu verschwunden und lag am Markt für grüne Euro-Anleihen Ende des Jahres nur noch bei knapp einem Basispunkt.

Strengere Regulierungen verändern den Markt

Die Transparenz- und Stabilitätsanforderungen für GSS-Anleihenemissionen haben sich verbessert. Viele Rahmenrichtlinien wurden in den letzten zwei Jahren aktualisiert, sodass die Assetklasse glaubwürdiger geworden ist. In den Richtlinien wird viel Wert auf Transparenz, Berichterstattung und Verfizierungszusagen gelegt. Außerdem wurde die Zahl der zugelassenen Kategorien erhöht.
Immer mehr Emittenten verpflichten sich dazu, messbaren Nutzen zu stiften, z.B. durch eine Verringerung ihrer Treibhausgasemissionen oder die Förderung der Biodiversität. Hinzu kommt ein immer stärkerer Trend zur Einbindung sozialer Aspekte in die Nachhaltigkeitsstandards, was einen ganzheitlicheren Finanzierungsansatz fördert.

Zudem dürfte die Verwirrung, die die Regulierungsvorschriften in den letzten Jahren gestiftet haben, immer weiter nachlassen, sodass wir am Ende einen robusten und glaubwürdigen GSS-Markt haben, der auch weniger erfahrenen Investoren zugänglich ist.

Grüne Staatsanleihen 2025: Neue Emittenten und steigendes Volumen

Die Nachfrage nach Anlagen, die zum Netto-Null-Ziel beitragen, ist nach wie vor riesig. Es gibt also viele Gründe, für 2025 optimistisch zu sein.
Erstens hat das Pariser Klimaabkommen vor zehn Jahren dem Markt für Green Bonds enormen Auftrieb gegeben. Die ersten Emissionen werden nach und nach fällig.  Der dadurch entstehende Refinanzierungsbedarf dürfte 2025 und 2026 deutlich steigen, sodass zu den ohnehin geplanten Emissionen noch die Folgeanleihen der ablaufenden Papiere hinzukommen.
Zweitens dürften weiterhin mehrheitlich Anleihen in Europa und in Euro emittiert werden.  Auch gehen wir davon aus, dass auch in diesem Jahr mehr als die Hälfte des Emissionsvolumens auf Unternehmensanleihen entfallen wird, weil der Industriesektor wachsen dürfte.

Im Staatsanleihenbereich erwarten wir neue Emittenten grüner Anleihen. In Europa haben bislang nur Finnland, Portugal und Griechenland auf die Emission von Green Bonds verzichtet, aber in Griechenland könnte dies für 2025 auf dem Finanzierungsplan stehen. Außerdem ist die EU als Ganzes ein sehr großer Emittent grüner Anleihen. Bis 2026 wird sie zur Finanzierung von NextGenerationEU grüne Anleihen im Wert von 250 Milliarden Euro begeben.

Interessant ist auch die Entwicklung in Asien, das neben Europa ein wichtiger Wachstumstreiber für den Green-Bond-Markt werden könnte. Die dank staatlicher Unterstützung und ausgereifterer Regulierungsrahmen immer bessere Qualität von Nachhaltigkeitsanlagen könnte das Angebot, aber auch das Anlegerinteresse in der Region stärken.

Weniger optimistisch ist der Blick in die USA. Jedoch dürften die dort finanzierten Projekte zu Ende geführt werden, weil die größten Nutznießer des Inflation Reduction Acts republikanisch regierte Staaten sind. Wichtig ist auch, dass der Rückzug einiger der größten US-Banken aus Netto-Null-Initiativen keine Folgen für den Green-Bond-Markt haben dürfte. Der neue Ansatz wird sich vor allem in den USA auswirken, während der Markt für grüne Anleihen vor allem europäische Emittenten enthält, und die halten sich an ihre Zusagen.

Der größte Teil neuer GSS-Anleihen sollte weiter auf Green Bonds entfallen, aber auch das Interesse an neuen Produkten wie blauen Anleihen (Blue Bonds, für Meeres- oder andere wasserbezogene Projekte) und SLLBs (Sustainability-Linked Loan Financing Bonds) könnte steigen. Hinzu kommen möglicherweise Innovationen wie Green-enabling Bonds (zur Finanzierung von Projekten, die für den Aufbau einer Wertschöpfungskette eines grünen Projekts benötigt werden). Der Markt für als grün gekennzeichnete Anleihen entwickelt sich weiter – in allen Regionen und Sektoren.

Chancen für 2025

Wir gehen davon aus, dass sich die Emissionsvolumina von Green Bonds und GSS-Anleihen 2025 der 600-Milliarden- bzw. 1.000-Billionen-Marke nähern.  Der Trend zu fallenden Zinsen und robusten Unternehmensfundamentaldaten dürfte sich in diesem Jahr fortsetzen, vor allem in Europa. Dadurch dürfte die Nachfrage nach der Assetklasse 2025 steigen.

Alles in allem sind wir überzeugt, dass die Kombination aus stabiler Wertentwicklung, besseren Regulierungsstandards, vorteilhaftem gesamtwirtschaftlichem Umfeld und Renditen, die fast so hoch sind wie seit zehn Jahren nicht mehr, 2025 für interessante Chancen am Markt für Green Bonds sorgen wird.

Autor Johann Plé ist Senior Portfolio Manager Fixed Income bei AXA Investment Managers.

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