Doch auf den zweiten Blick ist das ein trojanisches Angebot, dass nicht zuletzt die Absicht hat, die Eurogruppe zu spalten. Es enthält unverbindliche Wischiwaschi-Formulierungen und es fehlt das Bekenntnis zu tiefgreifenden Reformen, die nun mal das A & O für langfristiges Wirtschaftswachstum sind. Daher lehnt die deutsche Seite den Kreditantrag zu Recht ab.
Dagegen sind Frankreich und Italien zumindest im Geiste griechische Verbündete. Sie mögen offiziell zwar für die Stabilitätsunion trommeln. Hinter vorgehaltener Hand ziehen sie dieser aber immer mehr den Boden unter den Füßen weg. Kein Wunder, schaut man sich ihre Wirtschafts- und Finanzpolitik an, weiß man, dass Stabilitätskriterien und Reformaktivitäten in Paris und Rom ähnlich viel Attraktivität beigemessen wird wie Bauchmerzen.
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Rein theoretisch könnte noch bis etwa Mitte März ein Kompromiss zwischen den Gläubigern und Griechenland gefunden werden. Bis dahin könnte sich Griechenland mit Notfallkrediten der EZB an die griechischen Banken durchwurschteln.
Kommt es schließlich doch wieder zu einer „pragmatischen“ Einigung, wird der europäische Stabilitätsgedanke zwar wieder einmal kräftig mit Füßen getreten. Und geheilt ist der griechische Patient damit auch nicht. Denn Athen kann die Eurozone nur mit permanentem Länderfinanzausgleich ausgleichen. Aber die Finanzmärkte werden zunächst erleichtert sein, weil sie sich nicht mit den Konsequenzen eines GREXIT auseinandersetzen müssen.
Wäre der GREXIT verkraftbar?
Sollte Griechenland sich aber ohne jegliches Entgegenkommen weiter wie die Axt im Euro-Walde präsentieren, wird der GREXIT zur Tatsache. Oder sollen sich die Gläubiger von Athen weiter wie willfährige Ochsen am Nasenring durch die Finanz-Manege führen lassen und ihre Glaubwürdigkeit wie einen abgetragenen Mantel in die Altkleidersammlung geben?
Irgendwann wird der zu zahlende Preis der Kompromissbereitschaft zu hoch, auch weil schlafende Hunde in anderen Euro-Ländern geweckt würden. In letzter Konsequenz würde die Eurozone mit einem GREXIT – wenn auch sehr spät – ihre Handlungsfähigkeit unter Beweis stellen und andere Euro-Länder mit dem Wink des Zaunpfahls Strukturreformen anmahnen.
Seite vier: EZB als Krisenvollkaskoversicherung