Institutionelle Investoren gelten nicht erst seit gestern als interessante Anlegergruppe. Allerdings ist es auch kein Geheimnis, dass es sich dabei um eine äußerst heterogene Investorengruppe handelt, die unterschiedliche Produktlösungen braucht.
Gastkommentar von Jürgen F. Kelber, Conwert/Alt &Kelber
Die Anlagekriterien von Kirchen und Stiftungen beispielsweise unterscheiden sich derart deutlich von jenen anderer Gruppen, dass gemeinsame Investments etwa mit Versicherungen meist nicht in Frage kommen. Initiatoren von Fondsprodukten und Assetmanager müssen ihre Angebote daher gezielt auf die besonderen Anforderungen der jeweiligen Anlegergruppen ausrichten.
Bei der Anlage ihrer Gelder steht bei der Investorengruppe der Kirchen vor allem die langfristige Anlage im Fokus. Entsprechend beläuft sich der Planungshorizont häufig auf mindestens 15 bis 20 Jahre, wohingegen andere institutionelle Investoren wie Versicherungen je nach Investment oft geringere Zeiträume von rund zehn Jahren avisieren. Unter anderem deshalb investieren Kirchen nicht oder nur in Ausnahmefällen gemeinsam mit jenen weniger langfristig orientierten Investoren. Ähnliches gilt übrigens für Stiftungen. Auch sie haben ein Interesse an langwierigen Investments und bleiben dabei gern unter sich. Zwar kann es zunächst aufwändiger sein, entsprechende Beteiligungsprodukte zu konzipieren. Dieser anfängliche Zeitaufwand gleicht sich aber unter Umständen wieder aus. Denn Stiftungen treffen Investitionsentscheidungen vergleichsweise schnell, da an der Vermögensverwaltung weniger Personen beteiligt sind als beispielsweise bei Pensionskassen.
Ein Blick auf die aktuelle Assetallocation von Kirchen und Stiftungen zeigt, mit welchen Anlageklassen sie dem relativ langen Planungshorizont unter anderem gerecht werden: Neben Rentenpapieren werden vor allem Immobilien bevorzugt. Eine Studie von Lloyd Fonds belegt, dass diese beiden Anlegergruppen im Gegensatz zu anderen institutionellen Investoren bereits vergleichsweise stark in Immobilien investiert sind. So machen Immobilienanlagen bei Stiftungen 23 Prozent aus, bei Kirchen 18,9 Prozent. Zum Vergleich: Bei Versicherungen beträgt der Immobilienanteil im Portfolio laut Studie 16,1 Prozent, bei Pensionskassen 14,7 Prozent und bei Versorgungswerken 8,4 Prozent. Betrachtet man alle untersuchten Gruppen institutioneller Investoren, beispielsweise auch Banken und Family Offices, liegt der Immobilienanteil bei nur 7,3 Prozent.
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