Gastkommentar: Jürgen Maier, RCM
Die Unruhen in Nordafrika veranlassten zahlreiche Investoren zu Gewinnmitnahmen in den Emerging Markets. An der lukrativen Perspektive indischer Aktien ändert sich indes nichts.
Bislang sieht alles nach kurzfristigen Gewinnmitnahmen ausländischer Anleger aus. Die langfristig guten fundamentalen Rahmenbedingungen sind für Indien weiter intakt. Ein gewisses Risiko stellen allerdings die Lebensmittelpreise dar. Sollten sie weiter stark ansteigen, könnte es auch in Asien ähnlich wie 2008 zu Unruhen und politischen Turbulenzen kommen.
Für Indien sieht Raiffeisen Capital Management eine solche Gefahr derzeit jedoch noch nicht. Zum einen verfügt das Land über recht ordentliche Getreidevorräte. Zum anderen wirken steigende Getreidepreise nicht nur negativ. So könnte der große Agrarsektor davon profitieren, was für die gesamte Einkommensentwicklung und für die indische Binnenkonjunktur positiv wäre. Wesentlich bedrohlicher für Indiens Wirtschaft wäre ein weiterer Ölpreisanstieg.
Die Aktienkorrektur in Indien betrifft alle Branchen und sowohl große als auch kleine und mittlere Unternehmen. Besonders stark litten die großen Banken- und Immobilienaktien. Angesichts der bereits angesprochenen sehr hohen Bewertungen und der fortgesetzten Zinserhöhungen der indischen Notenbank ist das wenig verwunderlich.
Vor allem Small und Mid Caps sind günstig bewertet
Besonders bei kleinen und mittleren Unternehmen sind aber bereits jetzt teilweise sehr günstige Bewertungen gegeben – vor allem bei ausgewählten regionalen Banken, Finanzierern und Zulieferern für Infrastrukturprojekte, aber auch einigen Fahrzeugherstellern, bis hin zu großen Unternehmen wie etwa Tata Motors. An dieser Aktie ist übrigens abzulesen, wie schnell und stark sich das Interesse ausländischer Anleger verändert hat.
Notierte die Aktie in den USA noch vor wenigen Wochen in der Spitze fast 40 Prozent über ihrem Kurs an den indischen Heimatbörsen, so ist dieser Aufschlag inzwischen wieder verschwunden – ohne dass sich an den (ausgezeichneten) Gewinnaussichten des Unternehmens wesentliches geändert hätte. Gute Gewinn- und Wachstumsperspektiven bei einer zugleich wieder auf normale Erwartungsniveaus abgekühlten Anlegerstimmung bilden letztlich aber genau das Fundament, auf dem neue nachhaltige Kursaufschwünge gedeihen können.
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