Gütesiegel: Verbriefte Orientierung für Unentschlossene?

Gespräch suchen: Wie geht es künftig weiter?
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Ein erstes Signal in diese Richtung gab es im März mit dem ersten Finanz-Dialog in Berlin, den der TÜV Nord veranstaltete. Geladen waren Experten aus Politik und Verbänden, um über Qualitätsstandards für Finanzprodukte sowie für Beratung und Vertrieb zu diskutieren. Ein Thema war unter anderem auch die Zertifizierung. So forderte Professor Dr. Thomas Heidorn, Professor für Bankbetriebslehre an der Frankfurt School of Finance & Management, ein einheitliches Zertifizierungssystem, um Produktqualität für Verbraucher darzustellen. Allerdings müsse man mittlerweile damit rechnen, dass sich Einschätzungen innerhalb kürzester Zeit aufgrund von Marktentwicklungen ändern können. Er forderte für die Zertifizierung eine externe Stelle, die kein wirtschaftliches Interesse verfolge, stellte aber auch klar, dass es eine komplette Sicherheit nicht geben könne.

Frank Schäffler MdB, FDP, Obmann im Finanzausschuss des Bundestages, zeigte sich unterdessen skeptisch, was eine staatliche Prüfinstitution angehe. Norman Wirth, Geschäftsführender Vorstand des AfW Bundesverband Finanzdienstleistung, trat dafür ein, dass die Prüfstelle haften müsse, egal ob der TÜV, Stiftung Warentest oder die BaFin die Prüfung vornehme. Theike von TÜV Nord Cert dazu: „Wir haften für den Fall, dass wir im Rahmen unserer Zertifizierung grob fahrlässig handeln. Beispielsweise wenn Kriterien unseres Kataloges nicht abgeprüft werden.“ TÜV Nord werde dem Anleger, der sich mit der Beteiligung an einem geschlossenen Fonds selbst zum Unternehmer und Mitgesellschafter mache, die damit verbundenen Risiken nicht abnehmen. „Wir verstehen unsere Aufgabe darin, das Produktkonzept für den Anleger so transparent wie möglich zu machen, damit er eine fundierte und souveräne Anlageentscheidung treffen kann“, so Theike weiter.

Eigenverantwortung zeigen

Scheinbar unberührt von den aktuellen Diskussionen über einheitliche Standards und Haftung werkelt indes an anderer Stelle im Land eine Stiftung gemeinsam mit einer Fachhochschule an einem allgemeinverbindlichen Gütesiegel für Beratungsqualität. Die Idee gibt es seit einem Jahr, im Mai 2010 gründet die Hannoveraner QFZ-Stiftung (Qualität formt Zukunft) offiziell an der Fachhochschule der Wirtschaft in Paderborn ein Institut mit dem Namen „Fidelio“. Ziel sei es, ein Siegel zu entwickeln, das die Faktoren Nachhaltigkeit in der Beratung sowie auch Aus- und Weiterbildung berücksichtigt, umreißt der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Thomas Walter, das Projekt. Wie viel Erfolg und Chancen ein solches Siegel auf Durchsetzung im Markt haben wird, will er zum derzeitigen Zeitpunkt noch nicht prognostizieren.

In anderen Bereichen ist man schon weiter. Bereits in sehr naher Zukunft werden in der Sparte der Bonitätsratings Qualitätsmaßstäbe aufgrund der anstehenden europaweiten Registrierung gesetzt. Dennoch: Unabhängig von den kommenden Bestimmungen sollten die Unternehmen Eigenverantwortung zeigen, aber auch der Verbraucher ein wenig mithelfen, indem er im Gütesiegel lediglich eine Entscheidungs- und Orientierungshilfe sieht und nicht eine Kaufempfehlung.

Fotos: Shutterstock, Cash., Gütesiegel von Fitch, Assekurata, ServiceRating

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