Die Welt brennt. Kanada, Hawaii, Griechenland: Waldbrände nie gekannten Ausmaßes. Gluthitze in Südeuropa, Südwesten der USA unter einer Hitzeglocke, Temperaturen bis 50 Grad. Andernorts schwere Gewitter, Starkregen, Orkanböen. Bitte zu Hause bleiben. Verheerende Überschwemmungen in Slowenien. Apokalyptischer Hagelsturm am Gardasee. Bergrutsche, Schlammlawinen. Hitzewelle in Süddeutschland, anschließend Unwetter, dann wieder Hitze, danach Unwetter und so fort.
Das sind nur einige der Schlagzeilen dieses Sommers. Einzeln sind es Wetterextreme, zusammen ist es Klimawandel. Die Häufigkeit und Intensität von Extremwetterereignissen nimmt dramatisch zu – wie seit Jahrzehnten von Klimaforschern vorhergesagt. Ein wesentlicher Auslöser dafür: Kohlendioxid (CO2), das unter anderem durch die Verbrennung von Öl, Gas und Kohle entsteht. Der Ausstoß muss dringend reduziert werden.
Doch nicht nur deshalb wird der Ausbau sauberer Erneuerbarer Energien, also in erster Linie Wind- und Solaranlagen, in Deutschland (und anderswo) massiv vorangetrieben. Vielmehr hat der Energiepreis-Schock nach Beginn des Ukraine-Kriegs und dem Ausbleiben von Gaslieferungen aus Russland im vergangenen Frühjahr auch Skeptikern vor Augen geführt, wie verletzlich unser Land in Sachen Energieversorgung ist – und wie wertvoll somit eine von Rohstoff-Importen und -Preisen unabhängige Stromerzeugung sein kann.
Nicht wenigen wird wahrscheinlich erst dadurch auch bewusst geworden sein, wie günstig Wind- und Solarstrom inzwischen hergestellt wird. So lagen 2021 die Strom-Gestehungskosten einschließlich Bau der Anlagen nach einer Untersuchung des Fraunhofer Instituts für Solare Energiesysteme (ISE) bei großen Freiflächen-Solaranlagen in Süddeutschland lediglich zwischen 3,12 und 4,26 Cent pro Kilowattstunde (kWh). Die Kosten für Windstrom an Land bewegten sich je nach Region zwischen 3,94 und 8,29 Cent pro kWh.
Das lag nicht nur erheblich unter den Strom-Gestehungskosten (theoretisch) neu zu errichtender Kohle- oder Gaskraftwerke, sondern – zumindest der untere Rand – sogar unter den laufenden Betriebskosten, die in bestehenden fossilen Kraftwerken pro erzeugte kWh anfallen. Und das war noch vor der Explosion der Preise für fossile Brennstoffe ab Beginn des Ukraine-Kriegs. Selbst wenn Sonne und Wind nicht immer verfügbar sind und für eine weitgehende Versorgung des Landes auf dieser Basis noch das Thema Speicher- und Reservekapazitäten gelöst werden muss: Wind- und Solarstrom ist nicht nur gut fürs Klima, er ist auch ausgesprochen günstig.
Das zeigt sich auch bei der Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG), das den Anlagen für 20 Jahre einen Mindestpreis pro kWh garantiert. So lag die EEG-Vergütung bei den Ausschreibungen der Bundesnetzagentur Anfang 2022 sowohl bei den Wind- als auch bei den Solaranlagen, die auf Basis ihrer Bewerbung einen Zuschlag erhalten haben, unter sechs Cent pro kWh.
Das lag weit unter dem damaligen Markt-Strompreis an der Leipziger Strombörse, an der Future-Kontrakte für Stromlieferungen gehandelt werden. Dort war der Preis schon 2021 in die Höhe geschossen und hatte im Dezember 2021 ein Rekordniveau von durchschnittlich 22,1 Cent pro kWh erreicht. Zwar sind davon noch Kosten abzuziehen und die täglichen Schwankungen sind groß, aber schon vor 2022 sind viele Betreiber von Wind- und (jüngeren) Solarenergieanlagen dazu übergegangen, ihren Strom am Markt zu verkaufen – weit über dem EEG-Niveau. Das ist auch für die Investoren entsprechender Fonds ein unverhoffter Geldsegen, denn in den Kalkulationen war regelmäßig nur die EEG-Vergütung angesetzt worden.
Dabei verkaufen die Erneuerbare-Energien-Betreiber, soweit zu hören ist, meistens nicht oder nur teilweise über die Strombörsen. Vielfach schließen sie längerfristige Verträge direkt mit den Abnehmern, also mit einzelnen Unternehmen oder Stadtwerken, die ihr Umwelt-Image aufpolieren oder reine Grünstrom-Tarife anbieten möchten – oder die sich einfach günstigen Strom sichern wollen.
So ist das EEG in vielen Fällen nur noch ein Sicherheitsnetz für den Fall, dass der Marktpreis wieder unter dessen Niveau zurückfallen sollte. Danach sah es zunächst nicht aus, im Gegenteil. 2022 schoss in Leipzig der Strompreis ab April erneut in die Höhe bis auf einen Rekordwert von 46,5 Cent pro kWh im August. Seitdem ist der Preis deutlich zurückgegangen und liegt seit Mai 2023 wieder unter neun Cent pro kWh. So ist nicht ausgeschlossen, dass die EEG-Vergütung doch wieder eine größere Bedeutung erlangt, als noch im vergangenen Jahr zu erwarten war. Zumal auf der anderen Seite die Kosten für neue Anlagen gegenüber Anfang 2022 wieder etwas gestiegen sind. Auch dort machen sich die höheren Materialpreise und Finanzierungskosten bemerkbar, wobei die Schwankungsbreite gegenüber den Achterbahnfahrt in Leizig winzig klein ist. So erfolgten die Zuschläge der jüngsten Ausschreibungen der Bundesnetzagentur im Mai 2023 für Windenergieanlagen an Land im Schnitt bei 7,34 Cent pro kWh, im Juli für Freiflächen-Solaranlagen bei 6,47 Cent.
Zur Erinnerung: Das ist das Niveau, das aus Sicht der jeweiligen Betreiber für eine auskömmliche Rendite sorgt und das über das EEG garantiert wird. Wenn sich der Strom am Markt zu einem höheren Preis direkt vermarkten lässt, ist das ein willkommenes Zubrot. Und das gute Gefühl, dass die Investitionen etwas zum Erhalt unserer Lebensgrundlagen beitragen, gibt es so oder so obendrauf.
Dieser Artikel stammt aus dem Cash. EXKLUSIV Nachhaltig investieren – in Kooperation mit Ökorenta.