Halbjahresbilanz 2024: Unwetter lassen Wüstenrot & Württembergische ins Minus rutschen

Vorstandschef Jürgen Junker
Foto: W&W
Jürgen A. Junker: "Die im zweiten Quartal eingetretenen erheblichen Elementarschäden in unserem Kerngebiet sind Ereignisse, die wir aufgrund unserer in den vergangenen Jahren aufgebauten bilanziellen Stärke und Widerstandsfähigkeit gut verkraften können."

Die massiven Schäden durch Starkregen und Überschwemmungen haben deutliche Folgen für die Halbjahresbilanz der W&W-Gruppe.

Die Wüstenrot & Württembergische-Gruppe (W&W) konnte im ersten Halbjahr 2024 im Segment Wohnen deutlich zulegen können. So erreichte das Kreditneugeschäft trotz der aktuellen Verwerfungen an den Immobilienmärkten mit einem Plus von 18,4 Prozent einen deutlichen Zuwachs. Erfreulich verlief auch das Neugeschäft in der Schaden- und Unfallversicherung.

Wenig glücklich dürfte der Finanz- und Versicherungskonzern hingegen mit den Belastungen durch die die zahlreichen Unwetter und Naturkatastrophen sein. So hatte die W&W bereits am 25. Juli 2024 gemeldet, dass das Ertragsentwicklung des Konzerns nach IFRS-Rechnungslegung in den ersten sechs Monaten 2024 durch die massiven Schadenbelastungen, vor allem durch den Sturm „Orinoco“ im Juni, beeinträchtigt wird. Gegenüber dem 1. Halbjahr 2023 rutschte das Konzernergebnis von Plus 181 Millionen Euro auf nun Minus -14 Millionen Euro.

Geschäftfeld Wohnen mit deutlichen Zuwächsen

Im Geschäftsfeld Wohnen erreichte das Kreditneugeschäft im ersten Halbjahr 2024 einen Zuwachs gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum um 18,4 Prozent auf 2,17 Milliarden Euro (erstes Halbjahr 2023: 1,83 Milliarden Euro). Damit schnitt Wüstenrot besser ab als die Branche insgesamt (+15 Prozent). Gesunkene Immobilienpreise bei Bestandsimmobilien und höhere Realeinkommen führten unter anderem zu der Nachfragebelebung.

[mehr-daz-lesen]

Der Bestand an Baudarlehen zum 30. Juni 2024 nahm gegenüber Ende 2023 um 2,7 Prozent auf 27,43 Milliarden Euro zu. Das Bauspar-Neugeschäft (brutto) der Wüstenrot Bausparkasse lag nach den Rekordwerten der beiden Vorjahre wie erwartet mit 5,65 Milliarden Euro deutlich unter dem Vorjahresniveau von 10,83 Milliarden Euro. Das Neugeschäft mit Bauspardarlehen stieg im ersten Halbjahr 2024 um 38,2 Prozent auf 492,5 Millionen Euro an. 

Bei der Württembergischen Lebensversicherung lag das Neugeschäft nach Beitragssumme von Januar bis Juni 2024 mit 1,59 Milliarden Euro leicht unter dem Vorjahreswert (-1,3 Prozent). Treiber in dem Segement ist derzeit die betriebliche Altersvorsorge, die weiter zulegte. Erfreulich war auch der Jahresneubeitrag der Württembergischen Krankenversicherung, der um fast ein Drittel im Vorjahresvergleich wuchs.

Umsatzplus in Schaden- und Unfall

In der Schaden-und Unfallversicherung stiegen die gebuchten Bruttobeiträge um 7,7 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro (Vorjahreswert: 1,69 Milliarden Euro). Alle drei Sparten Privat-, Kfz- und Firmenkunden erreichten Zuwächse. Das versicherungstechnische Ergebnis war neben den erheblichen Aufwendungen für die Naturkatastrophen im Berichtszeitraum unverändert durch höhere Kosten pro Schadensfall, die nur teilweise inflationsbedingt sind, gekennzeichnet.

„Trotz der schwachen wirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland und des volatilen Marktumfelds bleibt die W&W-Gruppe operativ auf Kurs“, wird Jürgen A. Junker, Vorstandsvorsitzender der W&W AG, in der Konzernmitteilung zitiert. Neben guten Zuwächsen im Neugeschäft, teilweise über Marktniveau, agiere man weiterin kostenbewusst, was die stabilen Verwaltungsaufwendungen zeigen würden.

„Die im zweiten Quartal eingetretenen erheblichen Elementarschäden in unserem Kerngebiet sind Ereignisse, die wir aufgrund unserer in den vergangenen Jahren aufgebauten bilanziellen Stärke und Widerstandsfähigkeit gut verkraften können. Ebenso wichtig ist jedoch, dass wir unseren Kundinnen und Kunden so schnell und unbürokratisch wie möglich helfen, die zum Teil auch persönlichen Belastungen infolge der Naturkatastrophen zu meistern“, so Junker weiter.

Laut Junker belaste die weiterhin hohe Schadeninflation aber auch die stark steigenden Preise in den Kfz-Werkstätten das Ergebnis. Dort würden in der Spitze mittlerweile mehr als 200 Euro pro Stunde in Rechnung gestellt. Zudem mache sich die veränderte Zeichnungspolitik der Rückversicherer mit stark steigenden Selbstbehalten bei gleichzeitig höheren Prämien bemerkbar. 

Prognose 2024: Hoffen, dass nicht noch mehr passiert

Die W&W-Gruppe bestätigt die bereits am 25. Juli 2024 in einer Ad-hoc-Mitteilung kommunizierte angepasste Erwartung, dass der Konzern im Gesamtjahr 2024 einen Jahresüberschuss nach IFRS deutlich unter dem Vorjahreswert von 141 Millionen Euro ausweisen wird. Voraussetzung sei, dass es zu keinen Verwerfungen an den Kapital- und Finanzmärkten, keiner weiteren konjunkturellen Verschlechterung und zu keinen weiteren unvorhersehbaren großen Schadensereignissen komme, so der Konzern.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments