Handelsstreit: Die Rechnung zahlt der Konsument

Der Erfolg von Unternehmen wie Alibaba, Baidu, Tencent und Huawei scheine Peking in seiner Politik zu bestätigen. „Für die USA jedoch ist diese Strategie ein Frontalangriff auf ihre Führungsrolle im Technologiesektor“, sagt Galler.

Negative Folgen für das weltweite Wirtschaftswachstum

Für das Wirtschaftswachstum in der Welt hat die neue konfrontative Handelspolitik der USA nach Ansicht von Tilmann Galler negative Folgen. „Zwar ist der unmittelbare Schaden, der von den Zöllen ausgeht, relativ moderat. Die Zweitrundeneffekte für die Wirtschaft sind jedoch viel gravierender“, erklärt Galler.

Mit der Einführung der ersten US-Zölle im vergangenen Jahr hat sich demnach die Stimmung im verarbeitenden Gewerbe weltweit erheblich verschlechtert. Das Volumen des Warenverkehrs im Welthandel ist im Februar 2019 erstmalig seit der Finanzkrise wieder gefallen und die wachsende Unsicherheit über die zukünftige Nachfrage führt zu einer Investitionszurückhaltung.

Im Fall einer weiteren Eskalation, die auch die Automobil-Importe beträfe, würde der effektive Zollsatz der USA auf den höchsten Stand seit 1946 steigen. In diesem Szenario könnte sich das globale Wachstum zwischen 0,4 und 0,6 Prozent abschwächen. Das hätte auch negative Folgen für die Unternehmensgewinne. Die aktuellen Konsenserwartungen von 10 Prozent Gewinnwachstum für das nächste Jahr wären in diesem Fall illusorisch.

Den Schaden hat der Konsument

Eine weitere Folge von Zöllen ist das Ansteigen der Inflation. Die Rechnung der steigenden Preise hätten nach Ansicht von Tilmann Galler somit die Konsumenten und Unternehmen zu bezahlen, nicht die Chinesen. Ein gutes Beispiel sei die Auswirkung der Zölle auf den US-Waschmaschinenmarkt. Der Absatz günstiger Importware fiel um 31 Prozent, wodurch sich die Preise um durchschnittlich 12 Prozent erhöht haben.

Die Amerikaner mussten deshalb 2018 schätzungsweise 1,2 Milliarden US-Dollar mehr für ihre Wachmaschinen ausgeben als im Vorjahr. „Doch auch für die Unternehmen ist ein Handelskrieg keine gute Nachricht. Erstens führen steigende Inputpreise zu höheren Kosten und zweitens mindern Vergeltungsmaßnahmen der Handelspartner die Umsätze aus dem Ausland“, erläutert Galler.

Die Aktienmärkte haben lange auf eine zumindest partielle Einigung zwischen Washington und Peking gehofft. „Die Voraussetzung dafür wäre, dass erstens China bereit ist, einen fundamentalen Wechsel in seiner Wirtschaftspolitik zu vollziehen und zweitens die Vereinigten Staaten zukünftig einen moderateren Kurs bei den politischen Maßnahmen und in der Rhetorik gegenüber China einschlagen“, erklärt Galler.

„Nach unserer Einschätzung stehen die Chancen dafür bei etwas über 50 Prozent. Für Investoren ergibt sich entsprechend eine sehr binäre Situation, weshalb wir zurzeit eine ausgewogene Mischung zwischen risikoreichen Investments und defensiven Anlagen für sinnvoll erachten,“ so Gallers Fazit.

 

Foto: J. P. Morgan

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