Dr. Torsten Teichert erwartet, dass im Rahmen der Koalitionsverhandlungen zwischen CDU/CSU und SPD die Abschaffung der pauschalen Tonnagesteuer bei Schiffsbeteiligungen für Privatanleger beschlossen wird.
Von einer Abschaffung der Tonnagesteuer sprach der Vorstandsvorsitzende des Emissionshauses Lloyd Fonds AG auf dem diesjährigen „Hansa Forum“ der Fachzeitschrift „Hansa“ unter Bezug auf Gespräche mit politischen Vertretern. Vor wenigen Jahren noch hätte die Nachricht für helle Aufregung gesorgt, da die Tonnagesteuer bislang ein zentrales Element der Schiffsfonds war.
Die Schifffahrtsmärkte jedoch sind weiterhin in einem so desolaten Zustand, dass auf Jahre keine neuen Schiffsfonds zu erwarten sind. Dementsprechend verhalten fielen die Reaktionen auf die Nachricht zur Tonnagesteuer aus.
Vielmehr wurde auf dem Hansa Forum einmal mehr deutlich, dass die Welle von Insolvenzen und Notverkäufen sich fortzusetzen droht, zumal immer weniger Anleger bereit sind, ihre Fonds nochmals mit frischem Geld zu stützen. Gewinne sind weiterhin nicht in Sicht. Eine Erholung wird mittlerweile nicht vor 2015 erwartet.
Das Jahr sechs der Krise
So drehte sich die Veranstaltung fast ausschließlich um das sechste Jahr der Schifffahrtskrise sowie Lösungsansätze für Reedereien und notleidende Schiffe. Der Zahl der Teilnehmer war zwar geringer als in den Vorjahren, aber immerhin rund 550 Vertreter vor allem aus den Bereichen Reedereien, Banken und beratende Berufe hatten sich im Hamburger Hotel Elysée eingefunden.
Praktisch nicht darunter zu finden waren mit Ausnahme der auf dem Podium vertretenen Häuser Gebab, Hansa Treuhand, HCI, Lloyd Fonds und Dr. Peters die Anbieter und Vertriebe von Schiffsfonds, die in früheren Jahren stets einen Großteil der Gäste auf dem Hansa Forum ausgemacht hatten. Auch das ist ein Ausdruck für die tiefe Depression der Branche.
„Plattformlösungen“ bisher kaum umgesetzt
Entscheidend für die weitere Entwicklung bleiben unterdessen die finanzierenden Banken. Seit geraumer Zeit schon werden verschiedene „Plattformlösungen“ diskutiert, bei denen mehrere notleidende Schiffe gebündelt werden, um Kostenvorteile zu erzielen, sich gegenseitig zu besichern und auf dieser Basis mit frischem Kapital umfinanziert zu werden.
Bislang wurden nur wenige solcher Konzepte tatsächlich umgesetzt. Die Realisierung erweise sich im Detail als weitaus langwieriger als angenommen, bestätigte etwa Claus Brandt, Partner der Prüfungsgesellschaft PwC. Immerhin jedoch scheinen die Banken nicht mehr nur an einer ungeordneten Verwertung der notleidenden Schiffe interessiert zu sein.
So hat die Commerzbank mit der Hanseatic Ship Asset Management GmbH (HSAM) eine eigene Gesellschaft gegründet, um Frachter selbst zu übernehmen. „Zielsetzung ist, sie erst zu veräußern, wenn der Markt sich verbessert“, sagte Matthias Pohl, Leiter des Portfoliomanagements im Geschäftsfeld Deutsche Schiffsbank der Commerzbank. Er sehe darin auch „einen Beitrag zur Stabilisierung der Marktes“. Allerdings kommen für die HSAM grundsätzlich nur „ökonomisch sinnvolle“ jüngere Containerschiffe und Bulker infrage, so Pohl.
Nehmen die Banker Druck vom Kessel?
Die Commerzbank hatte 2012 angekündigt, aus der Schiffsfinanzierung aussteigen zu wollen und ist mit dem Begriff „wertschonender Abbau“ der Engagements schon reichlich angeeckt. Nicht wenige Betroffene haben eine deutlich andere Wahrnehmung und berichten von einem recht rigorosen Vorgehen der Bank.
Seit Ende 2012 hat die Commerzbank ihr Schiffskreditvolumen nach den Worten Pohls von etwa 19 Milliarden Euro auf mittlerweile 15,5 Milliarden Euro weiter verringert. Für den weiteren Abbau hat sie sich nun deutlich mehr Zeit gegeben: Auf 14 Milliarden Euro bis 2016.
Auch die HSH Nordbank versucht – jedenfalls in der öffentlichen Darstellung – offenbar, etwas Druck vom Kessel zu nehmen. Die großflächige Zwangsverwertung von Schiffen sei nicht die Zielsetzung, sagte Wolfgang Topp, Leiter der Restructuring Unit der HSH. „Wir haben hier auch eine Verantwortung und können nicht eine ganze Branche abschneiden“, so Topp.
Fondsanleger spielen kaum eine Rolle
Eine eigene Auffanggesellschaft für die Schiffe sei für die HSH jedoch „keine geeignete Option“. Er hoffe aber, dass noch im ersten Quartal 2014 eine zweite Plattformlösung umgesetzt werden könne, so Topp. Diese biete – anders als die sofortige Verwertung – für die Bank auch die Chance, bei steigenden Märkten zu profitieren. „Schließlich wollen wir nicht wie die Deppen dastehen, wenn es wieder besser wird“, sagte Topp.
Diese Rolle könnte den bisherigen Fondsanlegern zufallen. Jedenfalls scheinen sie bei den Konzepten allenfalls eine Nebenrolle zu spielen. Bei den von Dr. Oliver Rossbach, Partner bei TaylorWessing Rechtsanwälte, skizzierten Auffanglösungen dürfte für die Anleger das höchste der Gefühle sein, die erhaltenen Ausschüttungen nicht zurückzahlen zu müssen und die vage Hoffnung zu behalten, auf Basis eines „Besserungsscheins“ eventuell in ferner Zukunft von einer Markterholung zu profitieren. Allerdings erst, nachdem alle vorrangigen Ansprüche bedient worden sind.
Das dürfte zwar in der Regel der Insolvenz des Fonds vorzuziehen zu sein. Die Einlage jedoch ist in diesen Fällen wohl so oder so endgültig verloren. (sl)
Foto: Hansa Forum