Healthcare-Fonds: Heilsbringer?

Zu den Sorgenkindern zählen die etablierten Industrienationen, allen voran die USA. IMS prophezeit für 2009 Stagnation, schließt für die nächsten Jahre sogar schrumpfende Umsätze nicht aus. „Kaum gefüllte Produktpipelines, Generika als günstige Alternative, gesättigte Märkte, Preissenkungen sowie eine größere Käufermacht drücken die Aussichten“, sagt Ashkan Haghighat, Finanzanalyst bei Sectoral Asset Management. Die Investmentgesellschaft aus Montreal engagiert sich mit einem vier Milliarden US-Dollar schweren Hedgefonds am internationalen Gesundheitsmarkt.

An vielen dieser Schwierigkeiten sind die Anbieter nicht schuldlos, wie John Bowler, Healthcare-Analyst bei der britischen Fondsgesellschaft Schroders, weiß: „Markenmedikamente haben für viele Pharmaunternehmen in den vergangenen zehn Jahren stark an Bedeutung gewonnen, und die Unternehmen wurden zunehmend abhängiger von den Gewinnen, die in diesem Segment zu erzielen sind.“  Die Gewinnmargen seien durch Einsparungen bei Verkauf und Marketing zusätzlich in die Höhe getrieben worden.

Multiples Trauma droht

Ein weiteres hausgemachtes Problem: „Den Forschungsabteilungen ist es nicht gelungen, genügend neue Produkte zu entwickeln, um die Einnahmen über den Patentzyklus hinaus weiter strömen zu lassen. Das Auslaufen der Patente verstärkt diese Problematik weiter“, erklärt Bowler. „Darüber hinaus tragen strengere gesetzliche Auflagen dazu bei, dass weniger Produkte auf den Markt gebracht werden.“

Eine konventionelle Therapie auf den etablierten Märkten erscheint für die Branche angesichts dieser Bedingungen eher aussichtslos, also sollen es alternative Heilmethoden richten. Da kommt die Globalisierung gerade recht. „Das Wachstum in den Schwellenländern wird durch stützende Maßnahmen der Regierungen, mehr Healthcare-Ausgaben und eine zunehmende Bedeutung des Gesundheitsthemas gefördert“, sagt Biopharma-Experte Haghighat. Bis Ende 2012 gehen zum Beispiel 124 Milliarden US-Dollar in den Ausbau der medizinischen Versorgung im Reich der Mitte. Während die Industriemärkte vor sich hindümpeln, erwartet IMS in den prosperierenden Schwellenländern jährliches Wachstum von 13 bis 16 Prozent.

In den sieben wichtigsten Emerging Markets, Brasilien, Russland, Indien, China, Türkei, Mexiko und Südkorea, soll sich damit der Gesundheitsmarkt bis 2013 auf 170 Milliarden US-Dollar verdoppeln, bis zum Jahr 2020 gar die Marke von 400 Milliarden US-Dollar durchbrechen. Spätestens zur Mitte des Jahrhunderts soll China den größten Biopharmamarkt stellen.

Alternative Heilmethoden

Davon wollen die großen Player profitieren. Der amerikanische Viagra-Hersteller Pfizer etwa rechnet mit zusätzlichen Gewinnen von drei Milliarden US-Dollar, falls er seinen Marktanteil von derzeit vier Prozent in Asien bis 2012 um 50 Prozent ausweiten kann.

Doch ohne Nebenwirkungen sind Engagements in den aufstrebenden Märkten keineswegs. Noch ist ein Gesundheitssystem, wie wir es kennen, in vielen Schwellenländern Zukunftsmusik. Das bedeutet, dass die Patienten dort selbst für ihr Wohlbefinden sorgen und sowohl Ärzte als auch Medikamente aus eigener Tasche bezahlen müssen. Damit werden die Geschäfte der Pharmariesen abhängig von der konjunkturellen Entwicklung. Sinkt die Zahl der Beschäftigten, verlieren Gesundheitsanbieter Patienten, die sich keine Behandlung mehr leisten können.

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