Mit erhöhten Preissteigerungen und den Unsicherheiten im politischen Umfeld wird die Volatilität an den Finanzmärkten steigen. Dazu trägt auch die Geldpolitik bei. Die US-Notenbank dürfte ihren geldpolitischen Kurs 2018 weiter normalisieren. Drei weitere Zinsanhebungen im Verlauf von 2018 erscheinen realistisch.
Hinzu kommt, dass die Fed ihre Bilanzsumme moderat reduzieren wird. Die EZB wird ihr Anleihekaufprogramm zwar Ende September nächsten Jahres beenden, allerdings werden auslaufende Anleihen im vollen Umfang weiter ersetzt und damit keine Bilanzreduktion in Gang gesetzt. Auch ist 2018 noch kein Ende der Nullzinspolitik zu erwarten.
Aufwärtsdruck auf Renditen
Auch wenn die EZB damit voraussichtlich ein weiteres Jahr im Krisenmodus verharrt, dürften die gute Konjunktur und allmählich anziehende Preissteigerungen die Zinserwartungen der Investoren beeinflussen und Aufwärtsdruck auf die Renditen europäischer Benchmark-Anleihen ausüben. In den Erwartungen der Investoren könnte dann eine Rolle spielen, dass Notenbanken, die zu spät auf den fortschreitenden Konjunkturzyklus reagieren, dies umso deutlicher tun müssen.
Volatilität an den Aktienmärkten bleibt
Steigende Anleiherenditen in einer wirtschaftlichen Expansionsphase sind allerdings nichts Ungewöhnliches und sollten auch kein Grund sein für eine fundamentale Neubewertung des Kursniveaus von Aktien. Selbst bei Anleiherenditen von zwei oder drei Prozent wäre das „Kurs-Gewinn Verhältnis“ von Anleihen mehrfach höher als das aktuelle Bewertungsverhältnis bei europäischen Aktien. Die Tatsache, dass zyklische Faktoren wieder an Bedeutung gewonnen haben, dürfte aber die Volatilität an den Aktienmärkten erhöhen.
Professor Dr. Michael Heise ist Chefvolkswirt beim Versicherer Allianz SE.
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