Herausforderung Covid-19: Kostenerstattung ist nicht alles

Foto: Shutterstock

Covid-19 sorgt nicht nur für erhebliche Einschränkungen. Die Pandemie wird für die Menschen und das duale Gesundheitssystem zum absoluten Belastungstest. Gleichwohl schlagen sich die gesetzlichen und privaten Krankenversicherer gut. Das duale System funktioniert. Doch Leis- tungserstattung ist nicht alles. Einige private Krankenversicherer gehen in der Pandemie weiter und unterstützen ihre Versicherten mit gezielten Gesundheitsservices. Assekurata Solutions hat bei zwei Krankenversicherern untersucht, wie die Unterstützungsangebote ankommen.

Seit über einem halben Jahr dreht sich weltweit alles größtenteils um das Covid-19-Virus – im privaten sowie im beruflichen Umfeld. Gravierende gesundheitliche Folgen, die eine Infektion insbesondere für Ältere und Vorerkrankte nach sich führen kann, bewegen die Politik zu teilweise noch nie dagewesenen Restriktionen. Aufgrund unseres dualen Krankenversicherungssystems muss sich in Deutschland zum Glück, anders als in anderen Teilen der Welt, keine Sorgen bezüglich der Behandlungskosten machen.

Hier springen die jeweiligen Krankenversicherer ein. Einige private Krankenversicherer gehen noch einen Schritt weiter und unterstützen ihre Kunden mit gezielten Gesundheitsservices. Dies konnten wir im Zuge unserer Untersuchungen zum Gesundheitsmanagement sowohl bei der Allianz als auch der Süddeutschen Krankenversicherung (SDK) feststellen.

„Unser Ziel ist es, dass das Ergebnis der Laboruntersuchung in der Regel bereits am Folgetag vorliegt“

So richtete die SDK bereits Anfang März unmittelbar nach Ausbruch der Corona-Pandemie in Deutschland als Ergänzung zur hausinternen Gesundheitsberatung für alle Vollversicherten eine Corona-Hotline ein und vermittelt ihnen seither, wenn notwendig, einen Corona-Selbsttest. Befürchtet ein SDK-Vollversicherter, sich mit Covid-19 infiziert zu haben, kann er sich an die kostenlose Corona-Hotline des SDK-Partners Carelutions GmbH wenden.

Hier prüft ein Arzt telefonisch die relevanten Begleitfaktoren und klärt den Kunden allgemein über Symptome und mögliche Folgen einer Covid-19-Erkrankung auf. Erhärtet sich im Laufe des Arztgesprächs der Verdacht, erhält der Versicherte auf Wunsch einen Test frei Haus zugestellt. Erfolgt der Auftrag vor 15 Uhr, soll die Zustellung und die spätere Abholung des Tests bereits am nächsten Tag erfolgen, teilt uns die SDK auf Nachfrage mit. „Unser Ziel ist es, dass das Ergebnis der Laboruntersuchung in der Regel bereits am Folgetag vorliegt“, bekräftigt SDK-Betriebsvorstand Benno Schmeing gegenüber Assekurata.

Den Patienten steht es frei, die Programme alleine oder unter Anleitung eine Psychologen oder -therapeuten zu durchlaufen

Allein mit dem Testen und Abklären einer etwaigen Infektion ist es häufig jedoch nicht getan. Die Corona-Pandemie, oder die Bekämpfung ebendieser, geht nicht spurlos am Gemütszustand vorbei – gerade in einer Lockdown-Situation während der Wintermonate. Draußen ist es ungemütlich und kalt, Freizeitaktivitäten entfallen, Besuche oder Treffen mit Freunden sind nur sehr begrenzt möglich beziehungsweise mit einem Infektionsrisiko verbunden. Da kann es in den eigenen vier Wänden schnell einsam und beklemmend werden.

Hinzu kommen Sorgen um die Gesundheit sowie Existenz- und Zukunftsängste. Vor diesem Hintergrund verwundert es kaum, dass in einer Befragung zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie, die Assekurata Mitte November unter rund 500 Privatversicherten durchgeführt haben, 22 Prozent angaben, dass der Corona-Stress zu einer Verschlechterung ihres mentalen Gesundheitszustands geführt hat.

Dieser Entwicklung wirkt die Allianz durch ein psychologisches Online-Trainingsangebot entgegen. Seit Mitte Oktober 2020 stellen die Münchner ihren Vollversicherten ein psychoogisches Online-Programm zur Verfügung. Unterstützt werden sie von der HelloBetter GmbH, einem Experten für Online Gesundheitstrainings. „Unser Ziel war es, für die zweite Welle der Corona-Pandemie schnelle, unkomplizierte und medizinisch hochwertige Hilfen unter anderem für die seelische Gesundheit anzubieten“, betont Angela von Bargen, Leiterin des Gesundheitsmanagements der Allianz Private Krankenversicherung (APKV).

„Jeder unserer Kunden und Kundinnen benötigt jedoch etwas anderes. Es belasten unterschiedliche Sorgen, Nöte und Ängste. So ist es wichtig, ganzheitliche Gesundheitsleistungen und -services zu haben.“ Nach einem online ermittelten Selbsttest, erhalten Interessenten eine Empfehlung zu einem der vier angebotenen Online-Trainingseinheiten.

Diese gliedern sich in die Themenfelder Hilfe im Umgang mit Stress, die Corona-Pandemie, Schlafstörungen und Depressionen. Den Patienten steht es frei, die Programme alleine oder unter Anleitung eines Psychologen oder Psychotherapeuten zu durchlaufen.

Eine weitere Folge der Covid-19-Pandemie: Aus Angst vor einer Ansteckung meiden viele seit Monaten den Arztbesuch. Aus diesem Grund warnen Ärzte und Verbände immer wieder davor, dass ausgefallene oder nicht in Anspruch genommene Behandlungen schwere medizinische Folgen haben könnten.

Im November appellierte auch der PKV-Verband, Arzt-Termine nicht nur bei akuten Beschwerden, sondern auch zur Vorsorge wahrzunehmen. Dass die Aufrufe vonnöten sind, zeigen die Ergebnisse unserer Befragung. Rund 22 Prozent gaben an, 2020 keine Arzttermine für Kontroll- und Vorsorgeuntersuchungen wahrgenommen zu haben und 54 Prozent blieben aus Angst vor einer Ansteckung generell Wartezimmern fern

Keinen Ersatz für einen Arztbesuch vor Ort, aber zumindest eine Möglichkeit sich über medizinische Themen kostenlos beraten zu lassen, bietet die APKV mit dem Service Doc on Call an. Hierbei erhalten Allianz-Kunden per App oder Telefon fachkundige Beratung zu medizinischen Fragestellungen, unter anderem auch zum Coronavirus.

Die SDK geht sogar noch einen Schritt weiter. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie hat der Fellbacher Krankenversicherer die geplante Einführung von Telemedizin forciert, so dass vollversicherte Mitglieder seit Ende Oktober 2020 über den Kooperationspartner Medgate Online-Sprechstunden in Anspruch nehmen können. Interessenten buchen dabei online einen Termin und wählen aus, ob sie die Sprechstunde telefonisch oder per Video wahrnehmen möchten.

„Das Instrument des digitalen Arztgesprächs hilft uns dabei, unsere Kunden gerade in der aktuellen Pandemiephase noch intensiver unterstützen“, betont Benno Schmeing. Er sieht den Nutzen nicht nur auf Zeiten der Pandemie beschränkt: „Die Telemedizin ist im Kommen und kann in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Schließung von Versorgungslücken spielen.“ Diese Einschätzung deckt sich auch mit unseren Befragungsergebnissen. Hier konnten sich gut 30 Prozent grundsätzlich vorstellen, Telemedizin von ihrem Krankenversicherer in Anspruch zu nehmen.

Die Telemedizin ist im Kommen und kann in Zukunft eine wichtige Rolle bei der Schließung von Versorgungslücken spielen

Prinzipiell lässt sich sagen, dass der überwiegende Teil der Versicherten Unterstützungsangebote ihrer Krankenversicherung begrüßen. Rund 93 Prozent bezeichneten sich in unserer Befragung grundsätzlich offen gegenüber Gesundheitsservices. Neben der Online- bzw. Video-Sprechstunde interessierten sich die Befragten dabei besonders für die elektronische Patientenakte, das elektronische Rezept und einen Zweitmeinungsservice. Das Thema Gesundheitsservices wird also auch über die Corona-Pandemie hinaus ein großes Thema in der PKV bleiben.

Autorin Lea Bell ist Analystin bei Assekurata Solutions in Köln.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments