Wie wird sich die Honorarberatung in Deutschland in den kommenden fünf bis zehn Jahren entwickeln?
Frerk Frommholz: Die Tendenz, die wir über unser Engagement im Beraterportal www.finanzkun.de spüren ist ziemlich eindeutig: Rückläufig. Immer mehr Berater kehren in ihr altes Geschäftsmodell zurück oder geben einfach auf.
Es wäre sinnvoll, wenn sich nicht jeder beliebige Berater „unabhängig“ nennen dürfte, sondern nur derjenige, der auch wirklich frei von Interessenskonflikten ist.
Aber die Lobby der großen Vertriebe und Banken in enger Verzahnung mit der Politik, wird wissen, dies möglicherweise noch zu verhindern. Deshalb erwarte ich ein Stagnieren der Honorarberatung in den nächsten Jahren.
Sollte die Begrifflichkeit und der Inhalt der Finanzberatung aber endlich ernsthaft in Richtung Qualität und Vermeidung von Interessenskonflikten gelenkt werden, kann ein üppiges Florieren der fairen und unabhängigen Beratung eintreten. Das würden wir uns im Sinne der Kunden und Falschberatenen sehr wünschen.
Frank Frommholz: Unabhängige Finanzberatung bleibt zunächst ein Nischenmarkt, wird sich aber in Verbindung mit professionellen online-Möglichkeiten einen immer bedeutenderen Marktanteil sichern. Dazu wird der Megatrend Transparenz seinen Teil beitragen.
Wir konnten uns vor einigen Jahren auch nicht vorstellen, wie online-Einkäufe das Stadtbild verändern werden. Heute schaut man in viele Geschäfte mit der Aufschrift „Geschäftsaufgabe“ und Paketdienste versperren immer häufiger die Straßen.
Das wird im übertragenen Sinne auch auf die Branche Finanzen zukommen. Das Filialsterben der Banken ist nur ein Vorbote. In fünf Jahren könnte der Marktanteil bei zehn Prozent liegen, in zehn Jahren möglicherweise in Richtung 50 Prozent gehen.
Interview: Julia Böhne
Foto: Finanzberatung Frommholz
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