Der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) sieht die Provisionsberatung in Deutschland als wichtiges Instrument, um einem möglichst breiten Bevölkerungskreis den Zugang zu einer umfassenden Wertpapierberatung zu sichern.
Der DSGV widerspricht damit der Forderung der Verbraucherzentrale Bundesverband, die Wertpapierberatung in Deutschland nach dem britisch-angelsächsischen Modell der Honorarberatung auszurichten.
Eine deutliche Mehrheit der Kunden in Deutschland schätzt die Möglichkeit, eine qualifizierte Anlageberatung ohne gesonderte Vergütung in Anspruch zu nehmen, so der DSGV. Denn Honorarberatung sei kostspielig. Die Stundensätze im deutschen Markt für Wertpapierberatung auf Honorarbasis lägen regelmäßig im dreistelligen Euro-Bereich. Hinzu kämen Transaktionskosten und Mehrwertsteuer.
Anbieter in diesem Marktsegment böten häufig erst eine Honorarberatung für Kunden ab einer Anlagesumme von 50.000 Euro. Honorarberatung gehe somit an den Bedürfnissen der allermeisten Menschen in Deutschland vorbei und sei im Wesentlichen eine Dienstleistung für vermögende Individualkunden.
Mehrheit der Sparerinnen und Sparer ausgegrenzt
Nach Aussage des DSGV liegen vier von fünf Sparkassenkunden mit ihrem Depotvolumen deutlich unter 50.000 Euro. Die durchschnittliche Größe eines Depots eines „normalen“ Privatkunden der Sparkasse liege bei rund 10.000 Euro. Die Sparerinnen und Sparer in Deutschland würden durch ein verpflichtendes Honorarmodell mehrheitlich aus der Wertpapierberatung ausgegrenzt und in Fragen des Vermögensaufbaus alleine gelassen.
„Die Provisionsberatung ermöglicht breiten Kundengruppen Zugang zu qualitativ hochwertiger und persönlicher Beratung in der Fläche – nicht nur in Ballungszentren, sondern auch an weniger „lukrativen“ Standorten. Deswegen sollten die Rahmenbedingungen dafür erhalten und weiter verbessert werden“, so Dr. Henning Bergmann, Leiter Kapitalmarktrecht beim DSGV. „Europäische Regelungen sollten die Stärken der verschiedenen nationalen Märkte berücksichtigen“, führt Bergmann weiter aus.
Frühere repräsentative Umfragen ergaben, dass die Mehrheit der Bundesbürger (82 Prozent) eine Honorarberatung als unsozial ablehnen. Das ergab eine repräsentative Umfrage, die das Wirtschafts- und Finanzmarktforschungsinstitut icon im Auftrag des DSGV im Jahr 2011 durchgeführt hat. Im „Vermögensbarometer 2011″ halten 82 Prozent der deutschen Verbraucher einen Honorarzwang auf Anlageberatung weder für sinnvoll noch für sozial gerecht. (fm)
Foto: DSGV