Die Stimmung in den Chef-Etagen der deutschen Wirtschaft bleibt optimistisch. Der Ifo-Geschäftsklimaindex legte im Oktober überraschend noch mal zu. Damit steigt das Barometer bereits zum fünften Mal in Folge und erreicht den höchsten Stand seit Mai 2007.
Der auf einer Befragung von 7.000 Top Managern basierende Stimmungsindikator kletterte von 106,8 auf 107,6 Punkte. „Der Konjunkturmotor läuft stabil und rund“, sagte der Präsident des Münchner Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo), Hans-Werner Sinn. Die befragten Führungskräfte schätzten sowohl die Aussichten für die kommenden sechs Monate als auch die Lage besser als zuletzt ein.
Das Ergebnis ist überraschend, da viele Experten damit rechnen, dass die Wachstumsdynamik in Deutschland abflauen wird. Darauf deuten auch verschiedene andere Frühindikatoren hin, beispielsweise der ZEW-Index.
Commerzbank-Chefvolkswirt Dr. Jörg Krämer erklärt den Ifo-Anstieg folgendermaßen: „Das Geschäftsklima wird nicht nur von den Konjunkturerwartungen beeinflusst. Unsere Berechnungen zeigen, dass auch die Gewinne der deutschen Unternehmen eine wichtige Rolle spielen.“
Commerzbank-Research: Unternehmensgewinne pushen Geschäftsklima
Berechnungen der Commerzbank-Researcher hätten ergeben, dass sich das Geschäftsklima und die Gewinnquote (Gewinne in Prozent des nominalen Bruttoinlandsprodukts) seit 1970 in der Tendenz ähnlich entwickelten. Es sei also das ungewöhnlich hohe Niveau der Gewinne, dass die Widerstandsfähigkeit erkläre.
Laut Dekabank-Volkswirt Dr. Andreas Scheuerle wird die Luft für weitere Anstiege bei der Lagebeurteilung immer dünner. „Das Niveau ist sehr hoch, und die Erwartungen der Unternehmen bewegen sich seit einiger Zeit in Schwankungen seitwärts. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis die Lagebeurteilung zu drehen beginnt und ebenfalls auf einen volatilen Seitwärtspfad einschwenkt.“
Analysten rechnen für das laufende Schlussquartal mit einem Wirtschaftswachstum von 0,4 Prozent. Für das dritte Quartal – für das die Daten im November vorliegen – werden 0,6 Prozent erwartet. Im Frühjahr war das Bruttoinlandsprodukt mit 2,2 Prozent so rasant gewachsen wie noch nie im wiedervereinigten Deutschland.
Die Bundesregierung sagt für das zu Ende gehende Jahr ein Wachstum von 3,4 Prozent voraus, das sich 2011 auf 1,8 Prozent abschwächen soll. (hb)
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