Michael Stegmüller von der Vermögensverwaltung Performance IMC nimmt im Gespräch mit Börse Stuttgart Stellung zu dem weiter steigenden Ifo-Index und den lauernden Störfeuern für die deutsche Konjunktur.
Börse Stuttgart: Herr Stegmüller, fangen wir mit dem Ifo-Index an. Zum vierten Mal in Folge zeigt er eine steigende Tendenz. Sind Sie überrascht ob dieser positiven Aussage?
Stegmüller: Es handelt sich letztendlich um eine Verstärkung des Trends aus den letzten Monaten. Die deutsche Wirtschaft sieht sehr gut aus, kommt in dieser Marktphase sehr gut zurecht und profitiert natürlich auch von der Entwicklung in Europa generell.
Börse Stuttgart: Glauben Sie, dass das so bleibt? Es könnte ja immer noch Ungemach aus Griechenland oder aus Italien kommen.
Stegmüller: Es kann Ungemach kommen und man darf das auch nicht überinterpretieren. Ich denke, wir brauchen Europa insgesamt um auch Deutschland stabil auf dem Wachstumspfad zu halten aber kurzfristig und mittelfristig profitieren wir eben davon. Deswegen sind die Wirtschaftszahlen ganz gut und sollten sich dann in den Unternehmensergebnissen einigermaßen widerspiegeln können.
Börse Stuttgart: Ist der Euro, der aktuell bei zirka 1,32 steht, ein Faktor der belastet oder der eher hilft – gerade der exportlastigen deutschen Industrie?
Stegmüller: Ich denke er hilft eher. Er zeigt insgesamt, dass es eine Risikophase gibt. Wenn der Euro ein bisschen schwächer ist, handelt es sich immer um eine Phase, in der Risikopapiere nicht so sehr gefragt sind. Insofern ist es eher hilfreich für die europäische und gerade für die deutsche Konjunktur.
Börse Stuttgart: Ich habe von ambivalenten Signalen gesprochen. Das heißt, ja, der Ifo-Index steigt, die deutsche Wirtschaft scheint zu brummen aber aus den Unternehmen kommen mittlerweile ein paar schwächere Signale, gerade von der Commerzbank heute – größter Verlierer im DAX-Bereich. Es wird eine neue Kapitalerhöhung geben. Wie bewerten Sie die Lage der Commerzbank?
Stegmüller: Sportlich gesehen würde ich sagen, die Commerzbank kämpft und das ist, glaube ich, ein richtiges Signal. Sehen Sie wo die Aktie herkommt, vor vier Wochen waren wir bei 1,20 Euro, jetzt sind wir knapp über 2 Euro. Die Marktkapitalisierung ist immer noch relativ zu klein im Verhältnis zu anderen europäischen Banken – da muss noch viel geschehen.
Börse Stuttgart: Im Verhältnis zu Kursen die wir vor drei oder vier Jahren gesehen haben, beispielsweise 35 Euro bei der Commerzbank, die werden wohl nie wieder kommen…
Stegmüller: Das ist aus heutiger Sicht nicht zu sehen. Es geht in erster Linie um Stabilität, es geht darum, dass die Commerzbank im Kerngeschäft zeigen kann, was passiert und das gilt auch für andere Banken. Letztlich sind die Bilanzen überall geschrumpft – und müssen schrumpfen – die Banken müssen sich über die nächsten Jahre sanieren, müssen aber im Kerngeschäft auch einigermaßen ertragreich sein.
Börse Stuttgart: Apropos schrumpfen, die Telekom hat offensichtlich mittlerweile auch ein paar Probleme. Das vierte Quartal Verlust, Gewinneinbruch im Gesamtjahr. Wie bewerten Sie die Lage der Deutschen Telekom?
Stegmüller: Es ist ein schwieriges Geschäft für die Telekom. Sie steht einem schrumpfenden Markt gegenüber und dann kommen auch noch die Probleme in den USA mit dem abgesagten Merger hinzu. Die Dividende hält im Prinzip das Papier attraktiv. Es ist nicht besonders prickelnd.
Börse Stuttgart: Wie bewerten Sie die Lage um den DAX? Glauben Sie, dass nach dem „kräftigen Schluck aus der Pulle“ in den ersten acht Wochen diesen Jahres noch mehr drin ist?
Stegmüller: Der Markt hatte schon genügend Möglichkeiten zu konsolidieren, dies ist bislang nicht erfolgt. Insofern denke ich, dass die Chancen eines weiteren Steigen des Marktes groß sind. Allerdings, wie Sie sagen, eine kleine Pause würde allen gut tun. Es gab ein paar Divergenzen und ein bisschen Ruhe sollte den Marktteilnehmern die Chance geben, irgendwann wieder tiefer einsteigen zu können.
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