Die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft hat sich im Juli überraschend so stark verbessert wie seit der Wiedervereinigung 1990 nicht mehr. Der Geschäftsklima-Index des Münchner Ifo-Instituts, zentraler Gradmesser für die Erwartungen der Top Manager, kletterte um 4,4 auf 106,2 Punkte und erreichte damit das höchste Niveau seit drei Jahren.
Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn erklärte, dass die deutsche Wirtschaft wieder in „Partylaune“ sei. Der Aufschwung erfasste alle Branchen. Einzelhandel und Getränkeindustrie profitierten dabei von Fußball-WM und Hitzewelle. Experten warnen indes, dass die Wirtschaft dieses Tempo nicht halten kann.
So gießen zum Beispiel die Researcher von der Dekabank trotz „bombastischer Stimmung im Juli“ etwas Wasser in den Wein. Es gebe für die Zukunft durchaus auch dämpfende Momente: Der globale Lagerzyklus verliere an Schubkraft, schreiben die Ökonomen. Zudem würden Konjunkturprogramme auslaufen und zahlreiche Staaten auf die Konsolidierungsbremse treten.
Der kräftige Anstieg des wichtigsten deutschen Konjunkturbarometers kam ohnehin völlig überraschend. Wegen der Schuldenkrise in Europa und deutlicher Anzeichen für eine Konjunkturabkühlung bei wichtigen Handelspartnern wie den USA hatten Analysten einen leichten Rückgang erwartet.
Besonders in der Industrie brummt es wieder, weil der Export floriert – auch wegen des schwachen Euro, der deutsche Waren in Übersee verbilligt. Die Unternehmen rechnen sich auch künftig gute Exportchancen aus und wollen deshalb wieder Mitarbeiter einstellen. In der Baubranche, bei den Dienstleistern und im Großhandel lief es ebenfalls besser. (hb)
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