Ifo-Konjunkturtest: Lebensversicherung sorgt für Stimmungsverbesserung

Jörg Asmussen, GDV, Asmussen
Foto: GDV
Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer GDV

Die deutsche Versicherungswirtschaft trotzt den wirtschaftlichenr Herausforderungen. Das zeigt der aktuelle Ifo-Konjunkturtest. Insbesondere für die Lebensparte sind die Prognosen endlich wieder positiv.

Die Assekuranzen scheinen deutlich stabiler durch wirtschaftlich herausfordernden Zeiten zu kommen. Das unterstreicht die gute Ausgangslage des Sektors mit Blick auf die Geschäftsentwicklung 2025. „Die Versicherer zeigen sich gegenüber der gesamtwirtschaftlichen Unsicherheit weiter resilient“, sagt der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen.
 
Auf seiner Jahresmedienkonferenz Mitte Februar hatte der Verband für 2025 spartenübergreifend ein Beitragsplus von fünf Prozent angekündigt. Bereits im Jahr zuvor waren die Einnahmen der Versicherungswirtschaft um gut fünf Prozent gewachsen.

Vor allem Geschäftserwartungen über langjährigem Durchschnitt

“Vor allem die Geschäftserwartungen liegen mit 27,7 Punkten deutlich über ihrem langjährigen Mittel von 13,8 Punkten”, so Asmussen. Auch die Geschäftslage im vierten Quartal 2024 wird von den befragten Unternehmen mit 23,4 Punkten deutlich besser bewertet als im langjährigen Mittel (12,0 Punkte).  


Das könnte Sie auch interessieren:

Daraus ergibt sich laut GDV ein erfreuliches Bild für das gesamte Geschäftsklima: “Während es in der gewerblichen Wirtschaft derzeit bei einem Saldo von minus 24,4 Punkten liegt, ist das Geschäftsklima in der Versicherungswirtschaft mit 25,5 Punkten gut 50 Punkte höher”, sagt Asmussen.

Lebensversicherung sorgt für Stimmungsverbesserung

Beim Blick auf die Sparten zeigen sich Veränderungen gegenüber den Daten zum dritten Quartal. „In den Vorquartalen ging die Stimmungsverbesserung im Wesentlichen auf die Schaden- und Unfallversicherung zurück“, erklärt Asmussen. Nun zieht auch die Lebensparte nach. Nach einem Dämpfer im Vorquartal steigt die Beurteilung der aktuellen Geschäftslage deutlich an und erreicht 47,3 Punkte – ein Wert, der deutlich über dem langfristigen Mittelwert von 14,1 Punkten liegt.

Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate zeigen eine starke Aufwärtsbewegung. Mit 50,7 Punkten markieren sie einen neuen Höchststand seit der Corona-Pandemie. Besonders ausgeprägt ist der Anstieg der Erwartungen für das Neugeschäft mit laufenden Beiträgen, das auf ein sehr hohes Niveau von 70,3 Punkten klettert.

Quelle: GDV

Ein entscheidender Einflussfaktor dürfte der ab Januar 2025 geltende höhere Höchstrechnungszins von 1,0 % sein, der sich positiv auf die zukünftigen Geschäftserwartungen auswirkt. Eine besonders markante Veränderung im Vergleich zum Vorquartal zeigt sich beim Neugeschäft gegen Einmalbeitrag: Der entsprechende Indikator steigt auf 27,4 Punkte und liegt damit deutlich über dem langfristigen Mittelwert von 4,1 Punkten. Zusätzlich steigern die jüngsten Zinssenkungen in der kurzen Frist die Attraktivität langfristiger Anlagen für Lebensversicherer, was die positive Entwicklung weiter begünstigen könnte.

Die weitere Verbesserung im vierten Quartal 2024 fußt nach seine Angaben vor allem auf der Lebensversicherung und dabei insbesondere auf dem Einmalbeitragsgeschäft.

Fondspolicen im Aufwind, Kapitalversicherungen unter Druck

Die Stimmung in der Lebensversicherungsbranche entwickelt sich je nach Produktsegment unterschiedlich. Während sich das Geschäftsklima für fondsgebundene Lebens- und Rentenversicherungen spürbar verbessert hat und deutlich über dem langfristigen Mittelwert liegt, zeigt sich bei Kapitalversicherungen ein gegenläufiger Trend: Hier hat sich die Einschätzung der Unternehmen verschlechtert.

Auch bei der klassischen Rentenversicherung gibt es eine Verbesserung der Geschäftsklima-Bewertung. Allerdings bleibt der Wert mit -4,3 Punkten weiterhin unter dem langfristigen Durchschnitt von 9,8 Punkten.

Schaden- und Unfallversicherung: Geschäftsklima trübt sich ein

Das Geschäftsklima in der Schaden- und Unfallversicherung hat sich zum Jahresende leicht verschlechtert. Im Vergleich zum dritten Quartal sank der Saldo um 11,3 Punkte auf 12,5 Punkte. Dennoch bewerten die befragten Versicherer die Lage weiterhin etwas besser als den langfristigen Durchschnitt.

Quelle: GDV

Die rückläufige Geschäftsklima-Bewertung ist vor allem auf gesunkene Geschäftserwartungen zurückzuführen, während die Einschätzung der aktuellen Geschäftslage nahezu unverändert bleibt. Die Erwartungen verschlechterten sich auf 23,2 Punkte (Vorquartal: 46,4), bleiben aber über dem langfristigen Mittel von 11,5 Punkten. Die Geschäftslage wird mit 2,4 Punkten ähnlich zum Vorquartal (3,2 Punkte) eingeschätzt.

Schadenentwicklung: Positive Gegenwart, düstere Aussichten

Die Einschätzung der aktuellen Schadenentwicklung hat sich verbessert und liegt mit 8,9 Punkten über dem langfristigen Durchschnitt. Doch die Erwartungen für das kommende Geschäftsjahr sind pessimistisch: Fast 48 Prozent der Versicherer rechnen mit einer ungünstigeren Schadenentwicklung – im Vorquartal waren es nur 21 Prozent. Der Saldo stürzte entsprechend von zehn auf -31 Punkte ab.

Kfz-Versicherung: Abwärtsbewegung setzt sich fort

In der Kfz-Versicherung konnte sich der positive Trend der Vorquartale nicht fortgesetzen. Das Geschäftsklima sank auf -14 Punkte (zuvor: -5,8). Die Versicherer erwarten weiterhin steigende Tarifanpassungen im Markt, sehen aber eine Verschlechterung der Schadenentwicklung. Der Saldo der Geschäftserwartungen fiel auf -10,9 Punkte (zuvor: 2,8), da inzwischen 53 Prozent der Versicherer eine ungünstigere Schadenentwicklung prognostizieren (Vorquartal: 25 %).

Unfallversicherung: Geschäftsklima weiterhin positiv

Die Stimmung in der Unfallversicherung bleibt grundsätzlich positiv, das Geschäftsklima liegt jedoch mit 5,5 Punkten unter dem langfristigen Mittelwert. Während die aktuelle Geschäftslage mit 17,2 Punkten leicht über dem Vorquartal (12,1) liegt, trüben sinkende Geschäftserwartungen die Perspektiven. Das Bruttoneugeschäft bleibt mit 27,5 Punkten nahezu unverändert positiv (Vorquartal: 27,2).

Rechtsschutzversicherung: Deutlicher Einbruch

Die Stimmung in der Rechtsschutzversicherung verschlechterte sich zum Jahresende drastisch. Der Saldo des Geschäftsklimas fiel von -0,3 auf -24,2 Punkte. Während die aktuelle Geschäftslage mit 17,4 Punkten leicht besser als im Vorquartal (14,1) bewertet wird, rutschten die Geschäftserwartungen auf -57,8 Punkte ab (zuvor: -13,6). Die Einschätzung der Schadenentwicklung verdüsterte sich weiter (-54,9 nach zuvor -50,8 Punkten). Besonders besorgniserregend: Während im Vorquartal kaum ein Unternehmen mit rückläufigem Neugeschäft rechnete, gehen inzwischen 13 % davon aus.

Private Sachversicherung: Rückgang auf breiter Front

Das Geschäftsklima in der privaten Sachversicherung verschlechterte sich erneut und fiel mit -8,0 Punkten (zuvor: 11,7) deutlich unter den langfristigen Durchschnitt von 12,3 Punkten. Sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen für die kommenden sechs Monate wurden schlechter bewertet. Die Einschätzung der Schadenentwicklung sank auf -23,2 Punkte (zuvor: -7,4).

Nicht-private Sachversicherer: Negative Tendenz setzt sich fort

Auch in der nicht-privaten Sachversicherung trübte sich die Stimmung weiter ein. Der Saldo des Geschäftsklimas rutschte auf -5,2 Punkte (zuvor: 14,5) und liegt nun unter dem langfristigen Mittel von 3,1 Punkten. Während Beitragseinnahmen und Schadenentwicklung zuletzt positiv bewertet wurden, erwarten 47 Prozent der Versicherer eine ungünstigere Schadenentwicklung für das kommende Geschäftsjahr (zuvor: 30 %).

Haftpflichtversicherung: Fortgesetzte Verschlechterung

Die Geschäftsklima-Bewertung in der Haftpflichtversicherung setzte ihren Abwärtstrend fort und liegt nun bei -6,5 Punkten – ein Rückgang um zehn Punkte gegenüber dem Vorquartal. Die Erwartungen für das neue Geschäftsjahr sind mit -10,9 Punkten (zuvor: 2,8) ebenfalls deutlich gesunken. Ausschlaggebend ist die zunehmende Sorge über eine ungünstige Schadenentwicklung, die aktuell 53 % der befragten Versicherer erwarten (Vorquartal: 25 %).

PKV-Geschäftsklima: Licht und Schatten

Die Private Krankenversicherung (PKV) verzeichnet im vierten Quartal eine leichte Verbesserung der aktuellen Geschäftslage auf 7,7 Punkte. Dennoch bleibt dieser Wert unter dem langfristigen Durchschnitt von 13,2 Punkten.

Die Branche steht weiterhin vor Herausforderungen: Zwar konnten zuletzt deutliche Beitragsanpassungen vorgenommen werden, doch die steigenden Leistungsausgaben belasten das Geschäft. Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Geschäftserwartungen wider, die mit -14,3 Punkten weiterhin deutlich unter dem langfristigen Mittel von 9,7 Punkten liegen. Gegenüber dem Vorquartal sank dieser Wert um 1,6 Punkte.

Quelle: GDV

Besonders im Krankenvollversicherungsgeschäft trübt sich die Stimmung ein – das Geschäftsklima liegt unter dem langfristigen Durchschnitt von 4,6 Punkten. Im Gegensatz dazu bleibt die Entwicklung in der Krankenzusatzversicherung positiv: Mit 27,5 Punkten übertrifft das Geschäftsklima den langfristigen Mittelwert von 19,9 Punkten.

Die Einschätzung der aktuellen Leistungsentwicklung bleibt kritisch. Zwar verbessert sich der Wert im Vergleich zum Vorquartal, liegt mit -65,1 Punkten jedoch weiterhin weit unter dem langfristigen Durchschnitt von -33 Punkten. Die Erwartungen für die künftige Leistungsentwicklung hellen sich etwas auf und nähern sich mit -41,7 Punkten dem langfristigen Mittel von -39,5 Punkten an.

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments