Ifo-Präsident Fuest auf Investment Expo: „Vielleicht keine weitere EZB-Zinssenkung in 2024“ (mit Bildergalerie)

Foto: Rueckerconsult
Clemens Fuest, Ifo Institut: "Der Hochbau liegt weiter am Boden."

Clemens Fuest, Präsident des Ifo Instituts, hält die Annahme, dass die EZB nach dem ersten Zinsschritt noch zwei weitere Zinssenkungen im Jahr 2024 vornehmen wird, für „sehr optimistisch“, sagte er am Mittwoch auf der „Investment Expo“ in Berlin.

Das Ifo Institut gehe bei seiner Konjunkturprognose zwar von zwei weiteren Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) im September und Dezember 2024 aus, auch weil dies den Markterwartungen entspreche. Diese Erwartung sei aber „sehr optimistisch“. Die Inflation sei noch immer zu hoch, und die EZB würde bei weiteren Zinsschritten sehr vorsichtig vorgehen.

„Ich erwarte eher nur eine, vielleicht auch keine weitere Zinssenkung mehr in 2024“, so Fuest, der insgesamt ein ziemlich düsteres Bild der deutschen Wirtschaft zeichnete. Die Probleme seien dabei auch hausgemacht und nicht nur durch den Ukraine-Krieg und die weltweite Konjunkturschwäche verursacht, unter der Deutschland als Exportnation besonders leidet. Das bedeute allerdings auch, dass unabhängig von äußeren Einflüssen die Chance besteht, sich zu verbessern, so Fuest.


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Der Ifo-Geschäftsklimaindex hat sich demnach zuletzt leicht verbessert. Das Bauhauptgewerbe liegt dabei an letzter Stelle der vier aufgeführten Sektoren. Aber auch hier haben sich vor allem die Erwartungen der Unternehmen zuletzt etwa aufgehellt. „Dies betrifft jedoch nur den Tiefbau, der Hochbau liegt weiter am Boden“, betonte Fuest. Dazu zählt auch der Wohnungsbau.

Sorge bereiten ihm unter anderem die Unternehmens-Investitionen. Sie haben das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht – und das trotz der hohen Aufwendungen für die Dekarbonisierung, also den Umbau vor allem der Energiewirtschaft in Bezug auf die Reduktion von CO2-Emissionen.

Kein neues „Wirtschaftswunder“

Investitionen in die Dekarbonisierung würden zudem keine neuen Produktionskapazitäten schaffen, sondern lediglich alte Anlagen durch neue ersetzen. Ein dadurch angestoßenes neues „Wirtschaftswunder“, wie von Kanzler Olaf Scholz (SPD) propagiert, sei deshalb nicht zu erwarten, so Fuest. Die Dekarbonisierung erfordere zudem in der Übergangszeit Konsumverzicht, was wiederum die Konjunktur schwäche und von der Politik nicht gerne angesprochen werde.

Das gelte auch für die hohen notwendigen Investitionen in die Anpassung an den Klimawandel und in die Verteidigungsfähigkeit. Auch dadurch werden – anders als in den 1950er und 60er Jahren während des „Wirtschaftswunders“ – keine zusätzlichen Produktionskapazitäten geschaffen, die dann zu einer dauerhaften Erhöhung der Industrieproduktion und entsprechender Arbeitsnachfrage führen.

„Einzige Chance sich technologische Entwicklungen“

Generell haben Deutschland und auch Europa als Ganzes nur einen geringen Anteil am globalen CO2-Ausstoß. Die europäische Dekarbonisierung hat demnach kaum Einfluss im Kampf gegen den Klimawandel, so Fuest. Andere Staaten, vor allem China, würden den CO2-Ausstoß nur dann reduzieren, wenn es ihnen wirtschaftliche Vorteile bringt.

„Die einzige Chance sind technologische Entwicklungen, die so attraktiv sind, dass andere sie unabhängig von der CO2-Einsparung einsetzen“, so Fuest. In dieser Richtung werde in Deutschland indes zu wenig getan. Er forderte in der Klimapolitik unter anderem einen stärkeren Fokus auf Technologie und generell eine „Agenda für Innovationen und Start-Ups“ im Technologiewettlauf. „Die gute Nachricht ist: Es gibt noch viel Luft nach oben. Wir können etwas tun, aber wir müssen auch etwas tun“, betonte Fuest.

Zur Investment Expo treffen sich im Zoopalast in Berlin am Mittwoch und Donnerstag nach Angaben des Veranstalters rund 800 Vertreter überwiegend aus der Immobilienbranche, davon rund 120 institutionelle Investoren. Veranstalter ist die Agentur Rueckerconsult. Cash. ist Medienpartner.

Hier sehen Sie Bilder von der Investment Expo: Klicken Sie sich durch!

Die Investment-Expo fand im Berliner Zoo-Palast statt. (Foto: Cash.)

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