Eine sehr große Mehrheit der Befragten ist der Meinung, dass die Probleme einiger Euroländer aus strukturellen Fehlentwicklungen resultieren, die nicht durch finanzielle Transfers gelöst werden können. Die Meinungen zur Währungsunion sind gespalten. Einige hadern grundsätzlich mit der Euro-Konstruktion, andere sind bereit, den französischen Weg zu gehen.
„Mehr Zentralismus ist keine Lösung“
Isabel Schnabel von der Universität Bonn, Mitglied des Sachverständigenrats, befürwortet die beschlossenen Reformen: „Ich begrüße die aktuellen Beschlüsse zur Reform der Währungsunion. Hierdurch wird die Schlagkraft des Bankenabwicklungsfonds erhöht und eine geordnete Restrukturierung von Staatsschulden erleichtert.“ Sorgen bereite ihr der nach wie vor zu enge Risikoverbund zwischen Banken und Staaten.
„Mehr Zentralismus ist keine Lösung für die Probleme der Eurozone, mehr Selbstverantwortung dagegen schon“, sagt hingegen der Gießener Finanzwissenschaftler Wolfgang Scherf.
Irritierende Diskussion über Eurozonen-Budget
Skeptisch ist auch der Kieler Ökonom Rolf Langhammer: „Alle Reformvorschläge kranken an dem politisch begründeten Unvermögen, fehlende nationale Fiskaldisziplin wirkungsvoll sanktionieren zu können. Das können letztlich nur die Finanzmärkte über Risikozuschläge auf nicht nachhaltiges nationales Finanzgebaren.“
Und Gabriel Felbermayr vom Ifo Institut, der designierte Präsident des Kieler Instituts für Weltwirtschaft, kritisiert: „Besonders irritierend ist die politische Diskussion um ein Eurozonen-Budget. Solange nicht klar ist, welche öffentlichen Güter damit finanziert werden sollen, ist das Gerede um einen europäischen Finanzminister und um EU-Steuern wenig zielführend.“
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