Der Erwerb einer eigenen Immobilie trägt nach den Ergebnissen aktueller Studien entscheidend zur Vermögensbildung bei. Eigentümer erbringen höhere Sparleistungen als diejenigen, die in alternative Anlagen investieren.
Wer daran zweifelt, dass der Erwerb von Immobilien einer der wichtigsten Faktoren für die Vermögensbildung breiter Bevölkerungsschichten ist, sollte seine Ansicht nach den Ergebnissen der Panelstudie der Deutschen Bundesbank über „Private Haushalte und ihre Finanzen“ noch einmal überdenken.
Denn hier wird auf den ersten Blick deutlich: Wer eine Immobilie besitzt, verfügt auch über ein höheres Vermögen. Dass diese beiden Faktoren unmittelbar zusammenhängen, zeigen die Ergebnisse der Studie sehr deutlich.
Viel Beachtung fand vor allem der europäische Vergleich, den die Studie zog: Das Ergebnis, dass der Median des Nettovermögens in Deutschland mit 51.400 Euro deutlich unter dem von Frankreich (113.500 Euro), Spanien (178.300 Euro) und Italien (163.900 Euro) liegt, ließ viele Deutsche aufhorchen. Doch wie erklärt sich eine solche Diskrepanz gerade in Zeiten der Wirtschaftskrise, die Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern durchaus gut gemeistert hat?
Deutliche Unterschiede bei der Wohneigentumsquote
Die Bundesbank weist darauf hin, dass die wesentliche Ursache dafür die unterschiedlich hohe Wohneigentumsquote in südeuropäischen Ländern ist. Während in Deutschland nur 44,2 Prozent der Bürger in den eigenen vier Wänden wohnen, sind es in Spanien 82,7 Prozent, in Italien 68,4 Prozent und in Frankreich 57,9 Prozent.
Bedenkt man, dass die eigengenutzte Immobilie in Deutschland mit durchschnittlich 205.800 Euro in die Berechnung der Vermögenswerte einfließt, wird deutlich, dass Deutschland mit einer halb so hohen Eigentumsquote automatisch nur ein geringeres durchschnittliches Nettovermögen erzielen kann als andere Länder.
Die Bundesbank-Studie zeigt weiter: Es besteht offenbar ein enger Zusammenhang zwischen dem Vermögen und der Ersparnis mit Eigentum am Hauptwohnsitz. Die Tilgungsleistung sei ein „wichtiger Motor für den Vermögensaufbau“, so die Studie der Deutschen Bundesbank.
Vermögen von Mietern und Hauseigentümern sehr ungleich verteilt
Eine nähere Analyse ergab, dass die Sparleistung von Eigentümern mit Hypotheken mit Abstand am höchsten ist, während diejenigen nur wenig sparen, die ihr Haus bereits abbezahlt haben oder die zur Miete wohnen.
Die Folge: Das Vermögen von Mietern und Hauseigentümern ist sehr ungleich verteilt. Während es bei Mietern nur 47.750 Euro beträgt, liegt es bei Hauseigentümern ohne Hypothek fast zehnmal so hoch (457.820 Euro) und bei Hauseigentümern mit Hypothek immerhin fast sechsmal so hoch (270.130 Euro).
Der Einwand liegt nahe, diese Diskrepanz lasse sich allein schon daraus erklären, dass eher die besser verdienenden und vermögenden Personen Immobilien kaufen, sodass der Kauf der Immobilie nicht die Ursache, sondern die Wirkung der besseren Vermögenssituation sei.
Es gibt jedoch mehrere Studien, die belegen, dass dies nicht so ist. So hat schon vor zehn Jahren das Empirica-Institut die Ursachen analysiert, warum Personen mit Immobilienbesitz ein deutlich höheres Vermögen haben.
Die Studie hatte gezeigt, dass Immobilieneigentümer im Alter zwischen 55 und 59 Jahren über etwa sechsmal so viel Vermögen verfügen wie Mieter. Während Immobilieneigentümer damals über 229.000 Euro Vermögen verfügten, waren es bei Mietern nur knapp 37.000 Euro.
Seite zwei: Sparverhalten als Ursache