Wenn es einen Gewinner der Corona-Pandemie gibt, ist es die Digitalisierung der privaten Finanzangelegenheiten. Mittlerweile besucht kaum noch ein Kunde eine Bankfiliale, nur um dort persönlich eine Überweisung abzugeben.
Und es bestehen auch immer weniger Versicherungskunden darauf, dass ein Makler wegen jeder Frage zu ihnen nach Hause kommt. Aktuelle Studien zeigen: „Low Touch“ ist kein Krisen-Trend, sondern eine dauerhafte Verhaltensänderung der Kunden.
Low Touch ist kein Krisen-Trend
Davon wollen auch Crowdinvesting-Plattformen profitieren, indem sie den Digitalisierungshype dafür nutzen, ein Produkt wieder nach vorne zu stellen, um das es zuletzt eher ruhig geworden war: Immobilien-Token.
Die Anbieter versprechen, dass es mittels der Blockchain-Technologie nun nicht nur möglich sei, schon ab einem Euro und ohne klassisches Wertpapierdepot in Immobilien zu investieren, sondern die Anleger „fast in Echtzeit“ ihre Token auch wieder verkaufen könnten.
Immobilien-Token – noch kein wirklich liquides Produkt
Der Immobilien-Token soll also bereits ein wirklich liquides Produkt sein? Eher nicht. Denn bis heute gibt es keine übergreifende, geschweige denn globale Plattform, auf der mit Immo-Token wirklich gehandelt werden kann.
In der Realität handelt es sich um von den Emittenten selbst aufgesetzte Handelsplätze für ihr jeweils eigenes Produkt. Und auch Fragen, die sich ergeben, wenn der Token-Käufer umzieht, heiratet, sich scheiden lässt oder verstirbt, sind nach wie vor ungeklärt. Fazit: So sieht Digitalisierung 0.5 aus, der man ein Digitalisierung-3.0-Mäntelchen umgehängt hat.
Blockchain und Token gehören die Zukunft
Um nicht falsch verstanden zu werden: Blockchain und Token gehören sicherlich auch beim Immobilienkauf die Zukunft. Man muss nur an ein Thema wie das digitale Grundbuch denken.
Bis Immobilien-Token aber ein liquides „Jedermann-Produkt“ sein werden, dürften noch mindestens zwei bis drei Jahre vergehen. Solange Token eben nicht nur für „Low Touch“, sondern auch „Low Liquidity“ steht, sind die derzeitigen Versuche einiger Akteure, auf der Corona-Digitalisierungs-Welle zu surfen, leider eher das berühmte „mit Kanonen auf Spatzen schießen“.