Die erste Apotheke gründet Johann Philipp Palm vor 375 Jahren in Schorndorf, östlich von Stuttgart. Sie legt den Grundstein für die heutige Immobilienfirma Palm, die inzwischen an 13 Standorten 27 Gewerbeimmobilien besitzt, mit einem Bilanzwert von 20 Millionen Euro. Zahlreiche Firmen sind aus der Keimzelle, der Palm´schen Apotheke, hervorgegangen, darunter im vorigen Jahrhundert eine Arzneimittelfabrik und Pasta-Palm, ein kultiger Fruchtwürfel, der den Darm reguliert – beide gibt es heute allerdings nicht mehr.
Wandel nutzen
Der Wandel nimmt in den 1970-er Jahren Fahrt auf. Das Apotheker-Ehepaar Maria und Johann-Philipp Palm investiert in Immobilien. Diese finden sich nahezu alle an durch die Gemeindereform neu entstehenden Ortszentren, in damals modernen Neubauten. Die strategische Ansiedlung von Apotheke mit Drogerie, Arztpraxen und Sparkasse oder Supermarkt, verbunden mit der nötigen Laufkundschaft, wird zum Palm´schen Dreiklang, der im Unternehmen bis heute nachklingt. 1995 gründet das Ehepaar die Palm-Stiftung, zur Förderung von Presse- und Meinungsfreiheit.
Vielseitig agieren
Der Ansatz der Stiftungsgründer, der neben dem wirtschaftlichen Aspekt eines Standorts die gesellschaftliche Dimension mitdenkt, inspiriert bis heute: Die 13 Immobilien erwirtschaften ihre Mieteinnahmen zu je einem Drittel aus der Vermietung an Apotheker, Fachärzte und Angebote des täglichen Bedarfs wie Bäcker, Banken oder Modefilialisten. In Summe sind das jährlich gut zwei Millionen Euro. Aus diesen Mieteinahmen, abzüglich Investitionen in den Bestand, erfüllt Palm die Stiftungszwecke. Diese umfassen den Erhalt denkmalgeschützter Gebäude samt der in ihnen ansässigen medizinisch-pharmazeutisch-pflegerischen Infrastruktur in Stadtquartieren einerseits. Andererseits fließen die Mittel in den internationalen Johann-Philipp-Palm-Preis für Meinungs- und Pressefreiheit, der mit einem Preisgeld von 20.000 Euro dotiert ist und alle zwei Jahre an herausragende Personen und Organisationen im Journalismus vergeben wird.
Alleinstellung Denkmalschutz
Entsprechend erwirbt die Immobilienfirma Objekte, die wegen Auflagen des Denkmalschutzes für andere Investoren uninteressant sind. In den vergangenen 15 Jahren hat sich das Profil Richtung betreutes Wohnen und Pflegewohngruppen geweitet. Zudem fungiert die Palm KG als Bauträgerin und Stadtquartiersentwicklerin, die pro Jahr drei bis fünf Projekte sondiert, um im Schnitt eines realisieren zu können. Die Investitionen liegen zwischen sieben bis zehn Millionen Euro und haben ihren Schwerpunkt auf betreutem Wohnen in Barriere-reduzierten Appartements, die verkauft werden. Dagegen bleiben gewerbliche Flächen für Apotheken, Arzt- oder Physiotherapiepraxen, Ladengeschäfte sowie ein Teil der Tiefgaragenplätze im Teileigentum der Palm KG, die diese Parzellen vermietet.
Wenig Quersubvention
Eine Lage soll sich möglichst alleine tragen, dann ist der Standort lebensfähig. So achtet die Palm-Gruppe darauf, dass jedes Objekt sich in seinem Mix rechnet und so aktuell und nachgefragt bleibt. Das ist wichtig, weil nicht jeder Arzt oder jede Apothekerin unternehmerisch denkt, sondern oft von der Leidenschaft für die Patientinnen getrieben und in einem reglementierten Gesundheitsmarkt gegängelt ist. Der Umbau von Bestandspraxen wegen neuer Richtlinien oder geänderter Bedürfnisse gehört zum Tagesgeschäft.
Netzwerken
Kommunen, Nachbarn, Filialisten, Makler, Architekten und Player aus Pflege- und Gesundheitsbranche bilden das Netzwerk von Angebot und Nachfrage, in dem sich die Palm-Gruppe bewegt. Über sie werden die Schorndorfer oft auf Kooperationen, Objekte zum Verkauf oder Brachflächen aufmerksam. Dann beginnt die Recherche: Wer sind die potenziellen Mieter aus dem Gesundheitsbereich? Wer die Käuferinnen für Wohnungen? Wie gestaltet sich das Umfeld?
Schwerpunkt belassen
Dem Stiftungsziel verpflichtet, schaut die Immobilienfirma, dass sie für Arztpraxen im Bestand Nachmieterinnen findet, für die vor Ort gefragte medizinische Versorgung. Die Behandlungsangebote im Ärztehaus sollen gut zusammenpassen – Synergie bringt Sicherheit statt Konkurrenz. Im schlimmsten Fall steht eine Praxis auch mal leer, bis sich ein Nachfolger findet. Ergo muss die Gruppe strategische Leerstände verkraften, damit der Schwerpunkt Gesundheit bleibt.
Autorin Monika Seckler-Fleischer ist Geschäftsführerin der Palm-Immobiliengruppe. www.palm-firmengruppe.de