Immobilienkäufer nutzen die sinkenden Finanzierungszinsen für einen Anstieg der Tilgung und setzen verstärkt auf langfristige Darlehen. Das ist ein Ergebnis des Trendindikators Baufinanzierung (DTB) des Finanzdienstleisters Dr. Klein.
Für den Monat Juni zeige der DTB bei sinkenden Zinsen einen Anstieg der anfänglichen Tilgung sowie eine Verlängerung der durchschnittlichen Sollzinsbindung auf. Aufgrund des niedrigen Zinsniveaus erreichte die Standardrate einen neuen Tiefstwert von 598 Euro. Dabei handelt es sich um die durchschnittliche Monatsrate für eine Finanzierung von 150.000 Euro bei zwei Prozent Tilgung, 80 Prozent Beleihung und einer zehnjährigen Sollzinsbildung. Sie ist laut Dr. Klein 185 Euro niedriger als im Juni 2011 und liegt 35 Euro unter dem Vormonatswert von 633 Euro.
Die durchschnittliche Höhe der Finanzierungssumme sei im Juni auf 164.000 Euro gestiegen. Vor einem Jahr lag sie noch bei 148.000 Euro. „Die anziehende Darlehenshöhe ist auf die wachsenden Kosten von Wohnimmobilien zurückzuführen“, kommentiert Stephan Gawarecki, Vorstandssprecher der Dr. Klein & Co. AG. Nach den Ergebnissen des hauseigenen Europace Hauspreis-Index EPX hätten im Juni vor allem bestehende Ein- und Zweifamilienhäuser starke Preissteigerungen erlebt, auch Neubauhäuser verzeichneten eine deutliche Preiszunahme. Dass der Beleihungsauslauf seinen Abwärtstrend des Vormonats fortsetzt und aktuell bei 77,24 Prozent liegt, zeigt laut Dr. Klein an, dass die gestiegene Darlehenshöhe durch einen niedrigeren Fremdkapital- und höheren Eigenkapitalanteil gedeckt werde.
„Da nach wie vor große Unsicherheit hinsichtlich der Euro-Schuldenkrise herrscht, nutzen Privat- wie Kapitalanleger Wohnimmobilien verstärkt als sichere Anlage für ihr Geld“, so Gawarecki. Aktuell liege der durchschnittliche Tilgungssatz bei 2,01 Prozent – vor einem Jahr noch bei 1,58 Prozent. Zudem setzen die Käufer verstärkt auf langfristige Darlehen: Mit 13 Jahren habe die durchschnittliche Sollzinsbindung einen neuen Höchststand erreicht. „Da die Baufinanzierungszinsen derzeit auf einem sehr niedrigen Niveau sind und das Zinsänderungsrisiko von Anschlussfinanzierungen für die kommenden Jahre hoch ist, sind Darlehen mit sehr langen Zinsbindungen von 20 bis 30 Jahren zu empfehlen“, betont Gawarecki. Auch die Forward-Finanzierung, die nach einem Rückgang im Vormonat im Juni wieder anziehe und auf einen Anteil von 13,03 Prozent gestiegen sei (Vormonat: 10,34 Prozent) zeige, dass Immobilienbesitzer die Planungssicherheit schätzten. (bk)
Foto: Shutterstock