„Euro-Leitzins wird weiter sinken“

Eine direkte Folge der Nullzinspolitik ist die aktuelle Entwicklung am Immobilienmarkt in Deutschland. Einerseits drängen Anleger, die von Tiefzinsen für Spareinlagen und Anleihen frustriert sind in den Markt und kaufen mit ihrem Cash Wohnungen, Grundstücke und ganze Miethäuser und treiben die Preise besonders in den Städten mit der höchsten Vermögenskonzentration. Andererseits nutzen viele zurecht die extrem tiefen Baugeldzinsen und erwerben Eigentum. Die steigenden Kaufpreise machen es aber für viele Markteilnehmer mit wenig oder keinem Eigenkapital auch bei tiefen Zinsen unmöglich Eigentum zu erwerben. Die Mietnachfrage bleibt daher ebenfalls hoch und steigende Mieten sind die Folge.

Die Erwartung steigender Mieten wiederum lässt die Kapitalanleger für Objekte höhere Preise bezahlen. Wir sind also mitten in einem Immobilienboom, der im Kern von einem Euro-Zinsniveau ausgelöst wurde, das für Deutschland völlig falsch ist. Genauso wie in Spanien oder Irland bis zum Zusammenbruch der Märkte Zinsen, die für die damalige Entwicklung dieser Länder viel zu niedrig waren, die Immobilienpreise in absurde Höhen gebracht haben. Auch wenn jetzt schon viele die Preise in Deutschlands Städten für hoch empfinden, wir haben mit dieser Entwicklung erst begonnen und im internationalen Vergleich sind die Preise günstig.

Für Eigennutzer heißt das weiterhin, die tiefen Baugeldzinsen zu nutzen und Eigentum zu erwerben. Das ist besser als das Eigenkapital einer Lebensversicherung anzuvertrauen, die damit 10-jährige Staatsanleihen mit 1,30 Prozent Rendite kauft – und übrigens, auch die Lebensversicherungen kaufen Immobilien, aber viel zu wenige als dass der Kunde dies in seiner Performance der nächsten 20 Jahre merken wird. Dann schon besser direkt kaufen. Die eigengenutzte Immobilie bleibt mit Abstand die beste Altersvorsorge. Bei der Finanzierungsstruktur sollte auf lange Zinsbindungen und Tilgungen von mindestens zwei Prozent geachtet werden. Dann kann auch bei Zinsanstiegen in fünf bis zehn Jahren nichts schiefgehen.

Der Autor Robert Haselsteiner ist Gründer und Zinsexperte der Interhyp AG, München.

Foto: Interhyp

 

 

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