Private Immobilienkäufer und -verkäufer lassen sich nach den Ergebnissen einer aktuellen Studie oftmals von emotionalen Faktoren leiten. Dies beeinflusse auch die Preisbildung.
Die Studie der Technischen Universität Kaiserslautern untersuchte die Frage, wie sich private Immobilientransaktionen verändern, wenn keine professionellen Akteure wie etwa Makler beteiligt sind.
Ein wesentliches Ergebnis laute, dass sich Privatpersonen bei Immobilientransaktionen stärker von emotionalen Faktoren beeinflussen lassen. So werde von ihnen der Objektzustand auf einer Skala von 1 bis 5 (gut bis schlecht) im Schnitt mit 2,1 deutlich positiver gesehen als von professionellen Immobilienmaklern (2,5).
Acht Prozent der Privatverkäufer ohne jegliche Marktkenntnisse
Von den befragten Privatpersonen schätzte die Mehrheit ihre Kenntnisse über den Immobilienmarkt als moderat ein (4,5 von sieben Punkten). Rund acht Prozent der Privaten gaben an, sie hätten keinerlei Kenntnisse über den regionalen Immobilienmarkt. Im Vergleich dazu schätzen die befragten Immobilienmakler ihre Marktkenntnisse mit durchschnittlich 6,2 von sieben Punkten zu einem großen Teil als sehr gut ein.
Aufgrund der emotionalen Bindung und der geringeren Marktkenntnis legen Privatverkäufer oft zu hohe, nicht am Markt realisierbare Angebotspreise fest, so die Untersuchung. In der Folge müssten sie dann spürbare Abschläge von ihrem ursprünglichen Preis in Kauf nehmen. Makler würden dagegen deutlich realistischere Angebotspreise festlegen. Die Verkaufszeiten können Makler jedoch nach Aussage der Studie trotz der besseren Marktkenntnis im Vorfeld nur sehr schwer abschätzen.
Makler nutzen mehr Vermarktungskanäle
Auch die Angebotswege unterscheiden sich. Während nahezu alle befragten Makler ihre Objekte über mehrere (im Durchschnitt knapp vier) Kanäle bewerben, konzentrieren sich Privatverkäufer durchschnittlich auf etwa eineinhalb Kanäle, wobei hier auch Mund-zu-Mund-Propaganda durch Freunde und Verwandte eine bedeutende Rolle einnehme.
Diese Ergebnisse könnten sich auch in der gängigen Methodik der Immobilienpreis-Beobachtung niederschlagen: „Bislang wurden emotionale Faktoren bei der Preisbestimmung von Immobilien nicht berücksichtigt. Stattdessen wird vor allem auf hedonische Verfahren mit Bezug auf Gütereigenschaften unter der Annahme eines streng rationalen Homo Oeconomicus zurückgegriffen. Mit der Berücksichtigung verhaltensbasierter Faktoren könnten diese Methoden weiter verbessert werden“, sagt Jan Hebecker, wissenschaftlicher Leiter der Transparenz-Offensive Immobilienwirtschaft.
Die Studie wurde im Rahmen der Transparenz-Offensive von Michael Dinkel und Professor Björn-Martin Kurzrock am Fachgebiet Immobilienökonomie durchgeführt. Dazu wurden über 400 Kunden des Immobilienportals Immobilienscout24 befragt. (bk)
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