Die Geschichten klingen schaurig, und sie lassen echte Immobilienmakler mit Sorge zurück. Immer wieder tauchen in der Branche Erzählungen von sogenannten Immobilienmaklern auf, die nicht einmal wissen, ob die von ihnen zu vermittelnde Wohnung einen Keller hat, die für einen Besichtigungstermin erstmal einen Schlüssel auftreiben müssen oder deren einzige Leistung es ist, die Schlange der Bewerber bei einer Wohnungsbesichtigung zu ordnen. Die Maklerbranche ist mit den steigenden Immobilienpreisen zu einer Branche von Glücksrittern geworden, also: von Menschen, die das schnelle, große Geld wittern, umgekehrt aber keine Ahnung vom Markt und seinen Ansprüchen haben.
Für den (zum Glück immer noch überwiegenden) Teil der Makler, die ihren Job verstehen und ihm deshalb mit Leidenschaft und Seriosität nachgehen, sind diese neuen Vertreter ein Problem, schließlich sorgen sie für das häufig schlechte Image von Immobilien- und Wohnungsvermittlern in Deutschland. Ganz zu schweigen davon, dass sie jenen, für die sie da sind – den Kunden – erheblichen Schaden zufügen können, wenn sie nicht im Interesse ihrer Auftraggeber, sondern vor allem im Eigeninteresse handeln. Und das ist leider bei vielen, die sich rein wegen der Hoffnung auf hohe Margen plötzlich Makler nennen, der Fall.
Sachkundenachweis führt zu mehr Professionalität
Doch das dürfte sich bald ändern, und es ist höchste Zeit dafür. Nach Jahren, in denen die Forderungen der Branche von der Berliner Politik bedauerlicherweise überhört wurden, hat die jüngst ins Amt gewählte neue Bundesregierung in ihrem Koalitionsvertrag auf Seite 92 einen kurzen, aber wegweisenden Satz aufgenommen: „Wir führen den echten Sachkundenachweis für Makler, Miet- und WEG-Verwalter ein“, heißt es dort. Das sind schlechte Nachrichten für alle, die ohne geeignete Ausbildung versucht haben, sich mit der Vermittlung von Immobilien eine goldene Nase zu verdienen. Wird also die Zulassung als Immobilienmakler künftig überprüft, dürfte das zu einer deutlichen Zunahme der Professionalität und der Qualität bei der Vermittlung von Häusern und Wohnungen in Deutschland führen – und dazu, dass sich die Spreu vom Weizen trennen und der Markt eindeutig von schwarzen Schafen bereinigt werden dürfte.
Denn während für fast alle Berufsbilder Ausbildungen und Zertifizierungen nötig sind, ist derzeit für die Ausübung des Maklerberufs kein Examen oder ein Meisterbrief nötig. Das hat in den vergangenen Jahren auf attraktiven Märkten vor allem in Großstädten zu einer wahren Schwemme von schlecht ausgebildeten Vertretern gesorgt. Folglich hatten viele Verbände immer wieder lautstark einen Sachkundenachweis mit dem Hinweis darauf gefordert, dass ein Makler seine Kunden häufig immerhin bei einer für viele größten Investitionen ihres Lebens begleitet und berät. Dafür braucht es Erfahrung, Fachwissen und Sicherheit im Umgang mit den rechtlichen Rahmenbedingungen – und all das kann nur liefern, wer sich damit ausführlich beschäftigt hat.
Einsteiger unterschätzen die Anforderungen an Makler
Stattdessen waren und sind häufig Kunden mit Leistungen von Maklern unzufrieden, weil unerfahrene Einsteiger die Anforderungen des Berufs schlichtweg unterschätzen. Doch die Eigentümer wie die künftigen Besitzer von Immobilien erwarten zu Recht, dass der von ihnen engagierte und honorierte Makler betriebswirtschaftliche, juristische und auch Verfahrenskenntnisse mitbringt.
Umso wichtiger ist es, dass der Sachkundenachweis nun erstens zügig und zweitens gründlich in ein Gesetz gegossen und umgesetzt wird. Künftig sollte jeder Makler zuvor eine zertifizierte Ausbildung vorweisen, um den Beruf überhaupt ausüben zu dürfen; die Inhalte dieser Ausbildung sollten zudem klar definiert sein. Darüber hinaus sollten Makler auch regelmäßig Weiterbildungen absolvieren müssen, um ihr Wissen zum Beispiel bezüglich rechtlicher Standards weiter ausbauen zu können.
Auf diese Weise könnte es gelingen, endlich wieder ein wenig aufzuräumen auf dem undurchsichtigen Maklermarkt, auf dem sich so viele herumtreiben, die diesen Titel gar nicht verdient haben. Es wird Zeit, dass sich auf diesem so wichtigen Feld Qualität und Professionalität durchsetzen. Das wird einer ganzen Branche zu einem besseren Image verhelfen. Doch noch wichtiger ist: Die Kunden werden es zu schätzen wissen.
Die Frankfurterin Lydia Ishikawa lebte 15 Jahre in Japan, bevor sie 1991 wieder mit ihrer Familie zurück in ihre Geburtsstadt kam und ihr Unternehmen Lydia Ishikawa Immobilien GmbH gründete. Ihr Fokus liegt unter anderem auf der Betreuung von Mitarbeitern internationaler Firmen, die für mehrere Jahre nach Deutschland versetzt werden (Expats).