Risikobereitschaft der Investoren steigt

Deutsche und internationale Investoren drängen an den deutschen Immobilienmarkt. Nach einer Befragung von Ernst & Young Real Estate sind sie zunehmend bereit, auch abseits der Top-Lagen zu investieren.

Deutsche Gewerbe- und Wohnimmobilien sind bei Investoren derzeit stark gefragt.

 

Ernst & Young Real Estate erwartet, dass sich der Boom auf dem deutschen Immobilienmarkt auch 2014 fortsetzt und zu steigenden Preisen in guten Lagen und mehr Käufen und Verkäufen durch deutsche und internationale Investoren führt. In einer Befragung von rund 100 in Deutschland tätigen Immobilieninvestoren für das „Trendbarometer Immobilien-Investmentmarkt“ hätten 99 Prozent Deutschland als attraktiven oder sehr attraktiven Investitionsstandort bezeichnet.

Nachdem das Volumen von Immobilientransaktionen im vergangenen Jahr bereits um 23 Prozent von 36 auf 44 Milliarden Euro kletterte, rechnen 72 Prozent der Befragten mit einer weiteren Steigerung im Jahr 2014. Voraussichtlich werden die Investoren laut EY Real Estate auch eine höhere Risikobereitschaft zeigen.

Laut EY Real Estate sind vor allem Wohnimmobilien und Büroimmobilien in 1a-Lagen gefragt. Bei Wohnimmobilien biete aus Investorensicht in 2014 Berlin mit großem Abstand vor Köln und München die besten Perspektiven, während im Segment Büroimmobilien München, Hamburg und Frankfurt etwa gleichauf an der Spitze der Attraktivitätsskala liegen.

Das Vertrauen in den deutschen Immobilienmarkt sei so groß, dass viele Anleger nicht mehr nur auf sogenannte Core-Immobilien – gut vermietete Objekte in besten Lagen – setzten. Acht von zehn Befragten (81 Prozent) rechnen damit, dass der Anteil an risikoreicheren Immobilieninvestments in diesem Jahr steigen wird. „Anders als in der Vergangenheit werden risikoreiche Investitionen nicht mehr pauschal als negativ gesehen. Im Wohnimmobiliensegment scheint die Risikobereitschaft besonders ausgeprägt. Hier fanden zuletzt auch in B- und C-Lagen Transaktionen statt. Dieser Trend dürfte sich fortsetzen“, erläutert Hartmut Fründ, Managing Partner bei EY Real Estate. „Unserer Einschätzung nach wäre ein Transaktionsvolumen bis zu 47 Milliarden Euro 2014 für Gewerbeimmobilien und Wohnimmobilienportfolios erreichbar“, ergänzt Christian Schulz-Wulkow, Partner bei EY Real Estate.

Gewerbeimmobilien im Non-Core-Segment mit Handbremse

Bislang jedoch seien bei Gewerbeimmobilien wenige größere Transaktionen außerhalb des Core-Segments zu beobachten gewesen. „Die Aufräumarbeiten im Gewerbebereich, der unter der Finanzkrise stärker gelitten hat als der Wohnimmobilienbereich, sind noch nicht gänzlich abgeschlossen“, so Schulz-Wulkow. Unter anderem seien unterschiedliche Preisvorstellungen von Käufer- und Verkäuferseite ein Hindernis. Neun von zehn Befragten (91 Prozent) bestätigten dies als generelle Hürde für mehr Transaktionen.

Es mehrten sich aber die Anzeichen, dass auch bei Gewerbeimmobilien die Risikobereitschaft wächst. So erwarte die Mehrzahl der Befragten (58 Prozent), dass spekulative gewerbliche Projektentwicklungen wieder eine größere Rolle spielen werden. Das Jahr 2014 wird der Umfrage zufolge auch wieder mehr Portfoliodeals im Gewerbebereich sehen, 71 Prozent der Befragten bestätigen dies. Selbst der Markt für verbriefte Immobilienkredite (CMBS) könnte weiter anziehen; damit rechnen 65 Prozent der Befragten.

Eurokrise als Nachfragetreiber

Eine Ursache für die anhaltend hohe Nachfrage nach deutschen Immobilien sind weiterhin Unsicherheiten aus der Eurokrise. Neun von zehn Befragten (93 Prozent) geben an, dass europäische Anleger aufgrund der Eurokrise vermehrt auf die deutschen Immobilienmärkte drängen. Als Folge der anhaltenden Nachfrage rechnet EY Real Estate damit, dass die Preise in vielen Segmenten steigen. So erwarte die Hälfte der Befragten (53 Prozent), dass die Preise für Büroimmobilien in 1a-Lagen anziehen (Vorjahr: 35 Prozent).

Ein ähnliches Bild zeige sich bei Logistikimmobilien: Die Preisentwicklung in sehr guten Lagen werde positiver bewertet als im Vorjahr (46 Prozent im Vergleich zu 25 Prozent). Auch im Wohnimmobilienbereich wird mit weiteren Preissteigerungen gerechnet, die der Umfrage zufolge allerdings im Vergleich zum Vorjahr etwas an Dynamik einbüßen dürften.

Die Preise für Hotel- und Einzelhandelsimmobilien werden tendenziell als stabil eingeschätzt. Die favorisierten Standorte der Investoren sind den Angaben zufolge München (Büro, Einzelhandel), Hamburg und Frankfurt (jeweils Büro) sowie Düsseldorf (Einzelhandel) und Berlin (Wohnen).

Institutionelle Anleger aus dem In- und Ausland

Eine besonders hohe Immobiliennachfrage ist der Untersuchung zufolge von Versicherungen und Pensionsfonds aus dem In- und Ausland sowie von sonstigen internationalen Fonds zu erwarten. Sie werden als aktivste Käufergruppen eingeschätzt. Manche von ihnen würden sich zugleich auf der Verkäuferseite wiederfinden. „Viele institutionelle, internationale Investoren, die in den vergangenen Jahren am deutschen Markt in Erscheinung getreten sind, nutzen jetzt Marktchancen auf beiden Seiten, also als Käufer und Verkäufer“, beobachtet Fründ.

Ähnlich wie in Deutschland wird laut EY Real Estate auch in den meisten anderen europäischen Staaten ein positives Umfeld für Immobilieninvestments gesehen. Mehrheitlich werde mit einem steigenden Transaktionsvolumen gerechnet, wobei häufig länderübergreifende Investitionen erwartet würden. (bk)

Foto: Shutterstock

Weitere Artikel
Abonnieren
Benachrichtige mich bei
0 Comments
Inline Feedbacks
View all comments