Wohnimmobilien haben sich im Jahr 2011 in Deutschland deutlich verteuert. Dies teilt die Bundesbank in ihrem Monatsbericht vom Februar 2012 mit. Damit gehe erstmals seit der Wiedervereinigung ein Konjunkturaufschwung mit einem Anstieg der Immobilienpreise einher.
Der Preisanstieg belief sich – berechnet auf Basis von Angaben der Bulwien Gesa AG für 125 Städte – auf 5,5 Prozent gegenüber dem Jahr 2010, als mit 2,5 Prozent bereits eine spürbare Zunahme zu verzeichnen gewesen sei. Erstmals seit dem Wiedervereinigungsboom Anfang der neunziger Jahre sei hierzulande somit ein konjunktureller Aufschwung wieder mit einer markanten Preisreaktion auf den Immobilienmärkten verbunden, so die Bundesbank. Im europäischen Vergleich nehme der deutsche Immobilienmarkt nach wie vor eine Sonderstellung ein – bei allerdings weitgehend umgekehrten Preistendenzen gegenüber der Zeit vor der Finanz- und Wirtschaftskrise.
Mit Blick auf Deutschland als Ganzes werde der Aufwärtstrend der Immobilienpreise durch das vorgelegte vorläufige Zahlenmaterial allerdings vermutlich etwas überzeichnet, da die Dynamik ihren Schwerpunkt in den städtischen Regionen hat, auf die sich die Preisinformationen der Bulwien Gesa AG konzentrieren. Die Grundtendenz eines deutlich beschleunigten Preisauftriebs werde aber auch durch andere verfügbare Indikatoren bestätigt. Nach dem Preisindex für selbstgenutztes Wohneigentum des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp) verteuerten sich Wohnimmobilien 2011 um 2,5 Prozent, nach lediglich 0,5 Prozent im Jahr zuvor. Dem Gesamtindex der Hypoport AG zufolge stiegen die Preise für neue und gebrauchte Eigentumswohnungen sowie Ein- und Zweifamilienhäuser im Berichtszeitraum um 3,5 Prozent, nachdem 2010 ein Plus von zwei Prozent verbucht worden war. Die Unterschiede in den Einzelergebnissen würden teilweise auf Abweichungen in der Erfassung nach Regionen und Wohnungstypen sowie auf Differenzen in der Datenaufbereitung beruhen.
Die anziehenden Preise für Wohnimmobilien standen nach Aussage der Bundesbank im Zusammenhang mit dem kräftigen Konjunkturaufschwung, der mit einer weiteren Verbesserung der Arbeitsmarktlage einherging und den privaten Haushalten spürbare Einkommenszuwächse bescherte. Noch bedeutsamer für langfristig angelegte Entscheidungen wie den Erwerb eines Eigenheims sei allerdings die Zuversicht der privaten Haushalte im Hinblick auf Beschäftigungs- und Verdienstperspektiven gewesen. Darüber hinaus war die Aufnahme von Hypothekenkrediten für private Haushalte auch im Jahr 2011 zu weiterhin äußerst niedrigen Zinssätzen möglich. Fünf- bis zehnjährige Finanzierungen hätten die Banken im vierten Quartal 2011 zu durchschnittlich 3,6 Prozent gewährt.
Die Nachfragebelebung auf den Immobilienmärkten habe schnell zu spürbaren Preis- und Mengenreaktionen geführt, weil sich das marktfähige Angebot aufgrund des sehr schwachen Wohnungsbaus im letzten Jahrzehnt verringert hat. Allerdings sei der ländliche Raum in Bezug auf die Preisentwicklung hinter den Städten zurückgeblieben. (bk)
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