Thomas Aigner, Geschäftsführer der Aigner Immobilien GmbH aus München, moniert den sich aufgrund der Coronakrise zuletzt häufenden Abgesang auf die Immobilienkonjunktur in Deutschland und mahnt mehr Realismus an. Seine Einschätzung zur Entwicklung des Immobilienmarktes.
In den vergangenen Wochen habe ich den Eindruck gewonnen, dass der Immobilienmarkt regelrecht „schlecht geschrieben“ wird. Nicht nur in einigen Medien, sondern auch in Rundschreiben und Newslettern ist immer wieder die Rede von Ökonomen, die das Ende des Immobilienbooms aufgrund von Corona sehen wollen und ganz pauschal sinkende Preise prophezeien.
Ich wundere mich sehr darüber, dass hier schon Preisentwicklungen gesehen werden, die noch gar nicht ablesbar sind – weder im Angebot noch in der Nachfrage. Als Beleg werden dann gerne Auswertungen aus Suchmaschinen angegeben. Als Immobilienmakler, der sozusagen „an vorderster Front“ steht, kann ich bei diesen pauschalisierten Einschätzungen nicht mitgehen! Wenn ich mir unsere eigenen Unternehmenszahlen ansehe – vor allem die vielen Kaufanfragen und Beurkundungen im März und im laufenden Monat –, kann ich die derzeitigen Pauschal-Aussagen über einen angeblich „eingefrorenen Immobilienmarkt“ aufgrund der Corona-Krise so nicht einfach stehen lassen!
Wohnraummangel ist mit dem Virus nicht weg
Ja, aufgrund der wirtschaftlichen Ungewissheit für viele Menschen kann man in der ein oder anderen Lage und bei dem ein oder anderen Objekt temporär mit Preisrückgängen rechnen. Aber bitte! Hier muss man doch differenzieren! Zum einen werden die einzelnen Segmente von dieser Krise unterschiedlich getroffen: Logistikimmobilien könnten aufgrund der Diskussion um zukünftige Just-in-time-Produktionen und Lagerhaltungen von bestimmten Produkten wie Medikamente oder medizinische Ausrüstung womöglich die großen Gewinner sein. Wie hingegen der Handelsimmobilienmarkt reagiert, muss abgewartet werden. Im Wohnimmobiliensegment ist natürlich mit Notverkäufen zu rechnen; jedoch nicht in der breiten Masse, denn die Banken in Deutschland sind überwiegend konservativ in der Finanzierung und dem Einsatz von Eigenkapital.
Ich bin nach wie vor der Überzeugung, dass Wohnimmobilien in den Metropolen diese Krise sehr gut überstehen werden. Denn der fehlende Wohnraum in Großstädten, nicht nur in München, ist ja nicht plötzlich durch einen Virus oder die zu erwartende Wirtschafts- und Währungskrise weg. Der Mangel an Wohnraum, hervorgerufen durch einen Mangel an Baugrund in den Metropolregionen, wird bleiben. Die Baukosten sind gestiegen und werden weiter steigen, denn die Krise macht auch dies nicht billiger. Es wird also auch nach dieser Krise Bedarf an Immobilien geben durch Wachstum von innen und außen in den Metropolregionen. Städte wachsen und Menschen suchen Wohnraum: An dieser Tatsache ändert sich nichts.
Nicht verunsichern lassen
Um es nochmal deutlich zu machen: Ich rede von Wohnimmobilien für die Eigennutzung oder als Anlageklasse. Diese werden sich auch in der Krise bewähren, weil das Wohnen ein Grundbedürfnis ist und der Raum dafür in den Ballungsräumen weiter ein Mangelprodukt bleiben wird. Die meisten der Immobilien, das darf man nicht vergessen, sind in der Hand von Menschen, die nicht an der Börse sind und daher nicht bei jeder Zuckung des Marktes alles abstoßen. Dahinter steht ja zudem in der Regel eine solide Finanzierung. Ich bin deshalb der Auffassung, dass es nach Überstehen der Pandemie eine Wirtschaftskrise geben wird, in der eine Flucht in sichere Anlagen wie Wohnimmobilien mittelfristig eher zu einer Preissteigerung führen wird.
Eigentümer und Interessenten sollten sich von den aktuellen „Panik-Berichten“ nicht beeinflussen lassen. Wer seine Immobilie verkaufen möchte, kann und sollte das Preisniveau nutzen; und wer kaufen möchte, um sein Geld in Immobilien anzulegen bzw. sich einen Traum vom Eigenheim zu erfüllen, der wird auf lange Sicht – und dabei meine ich einen Betrachtungszeitraum von zehn Jahren und länger – nichts falsch machen. Wer spekuliert und nur die kurzfristige Perspektive im Sinn hat, hat am Immobilienmarkt ohnehin nichts verloren!
Neues Verhältnis zum Wohneigentum als Chance
Vielleicht hat die Krise dahingehend auch gute Seiten: Womöglich wird vielen jetzt erst bewusst, wie wichtig das eigene Zuhause ist, in das man sich zurückziehen kann – oder muss, wie es derzeit nötig ist. Solche Erfahrungen tragen dann (hoffentlich!) zu einem neuen Verhältnis zwischen „den Deutschen“ (die Pauschalisierung ist mir hier durchaus bewusst) und dem Wohneigentum bei. Es ist ja ein Treppenwitz, dass das reiche Land Deutschland bei der Wohneigentumsquote in Europa auf dem vorletzten Platz liegt und „arme“ Länder wie Rumänien, Ungarn und Bulgarien die vorderen Plätze belegen! Traditionell ist unser Land leider immer noch ein „Mieterland“, in dem schnell nach Mieterschutz und staatlichem Wohnraum gerufen wird, den am Ende übrigens alle bezahlen müssen.
Billiger und nachhaltiger ist es nämlich nicht, wenn der Staat als Bauherr und Vermieter auftritt. Das zeigen die Plattenbauten in der ehemaligen DDR, die Sozialbauten in der Bundesrepublik oder der Flughafen Berlin. Das zugleich schöne, nachhaltige und billige Wohnen wird „der Staat“ daher nicht leisten können. Er kann lediglich soziale Grundbedürfnisse bei all den Menschen befriedigen, die darauf in ihrer Not angewiesen sind. Das ist auch gut so! Aber es ist wahrlich kein Zukunftsmodell für alle Bürger einer Großstadt! Hier muss endlich die Bildung von Wohneigentum gefördert werden, denn wohnen muss jeder. Am Ende ist Wohneigentum einfach die beste Form der Vermögensbildung für später und bietet mehr Sicherheit als jedes mathematisch seit langem als dysfunktional nachgewiesene Rentensystem.
Nachfolgende Generationen nicht vergessen!
Hier wurden von der Politik schwere Versäumnisse begangen! Anstatt den Immobilienmarkt schlecht zu schreiben, sollte man eher mal die Dinge beim Namen nennen und die Entwicklung von Metropolregionen nicht den Kommunen mit ihren Eigeninteressen überlassen! Denn es ist auch heute noch durchaus möglich, günstigen und gut angebunden Wohnraum zu schaffen – natürlich nicht in Schwabing, im Glockenbach oder in Haidhausen, wo die Mietpreisbremse und Erhaltungssatzungen nur die Besitzstände der aktuellen Mietergeneration wahren sollen. Gestatten Sie eine Frage: Hat sich eigentlich mal jemand Gedanken gemacht, wie auch deren Kinder sich eine Wohnung in der Metropolregion leisten können?
Ich verfechte hier keine Sozialromantik, sondern ich warne. Die Zukunft unserer Enkelkinder wird man so nicht sichern, und die Umstände – oder sagen wir ruhig: Zustände – so nicht verbessern. Der einzige Schutz gegen hohe Mieten sind mehr Wohnraum und eine Entlastung des Marktes; aber bitte schön nicht nur für die Mieter, die (in den Szenevierteln) bereits eine Wohnung haben, dabei nur noch überlegen, wie man den Autoverkehr vor der Türe verringern könnte und welche Partei man dafür wählen muss. Es geht nicht, es darf nicht um reine Besitzstandswahrung von Mietern gehen, sondern um die gesunde Entwicklung einer Metropolregion. Wenn unsere Großväter so gedacht hätten, wie die meisten der aktuellen Politiker und der Großteil der Wählerschaft, gäbe es heute solche begehrten Stadtteile wie Pasing oder Sendling nicht! Und Haidhausen wäre noch immer ein Armenviert el, was es über Jahrzehnte war….
Corona-Krise als Wendepunkt nutzen
Gerade in Krisenzeiten ordnen sich Dinge neu. Nutzen wir die derzeitige Corona-Krise als Wendepunkt: Es ist wichtiger denn je, mutig zu sein und Dinge anzupacken! Gebt endlich jedem die Chance, nach seinen individuellen Möglichkeiten Wohneigentum zu bilden und zwar schon so früh wie es nur geht. Ich sage, Rentenzahlungen direkt in den staatlichen Bausparvertrag, damit wir endlich ein Volk von Eigentümern werden. Das ist eine nachhaltige Investition für jeden – und nicht lebenslange Mietzahlungen oder „Deckel“, unter denen es alsbald anfängt zu „schimmeln“ und der „Druck“ für die nachfolgenden Generationen nur noch größer wird!
Jeder Verkäufer und jeder Käufer kann sich herzlich gerne direkt mit uns für eine kostenlose und unverbindliche Beratung in Immobilienfragen in Verbindung setzen. Denn entscheidend ist die persönliche Lebenssituation – und nicht die Pauschal-Meinung in Berichten.