Wenn man so durch die Finanzseiten der Tageszeitungen blättert, wird man seit Monaten nicht mehr den Eindruck los, ein gewaltiges Problem für Kapitalanleger schlummert in den Wohnimmobilien, weil sich dort angeblich eine neue spekulative Blase aufpumpt.
Gastbeitrag von Professor Dr. Tobias Just, Universität Regensburg und IREBS Immobilienakademie
Tatsächlich stiegen die Wohnungspreise in vielen deutschen Städten in den letzten Jahren deutlich schneller als in den Jahren zuvor, und in einer steigenden Zahl von Städten auch schneller als Einkommen und/oder Mieten. Die Wunden auf den US-amerikanischen, spanischen oder irischen Wohnungsmärkten sind noch kaum richtig verheilt.
Exzesse verblassen schnell
Gleichwohl lehrt uns die Geschichte, dass die Erinnerung an die mit Exzessen verbundenen Kosten häufig nur allzu schnell verblasst. Das gilt im Privaten möglicherweise für den Kater nach einer fröhlichen Nacht und gilt auch für Übertreibungen auf Vermögensmärkten.
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Wer hier Zweifel hegt, möge sich einfach mal die Geschichte der zurückliegenden Übertreibungen zum Beispiel in dem Buch von Charles Kindleberger und Robert Aliber „Manias, Panics and Crashes“ durchlesen. Gerade die letzten vier Jahrzehnte können uns vorkommen wie eine schier endlose Kette von nie gänzlich unverbundenen Übertreibungen.
Spürbare Übertreibungen selten
In diesem Standpunkt geht es jedoch nicht darum, ob die Warnung vor einer spekulativen Übertreibung auf „den“ deutschen Wohnungsmärkten angemessen ist oder nicht. Richtig ist zwar, dass die Preisdynamik keineswegs mehr auf wenige Topstandorte in sogenannten Topstädten beschränkt ist, doch letztlich bleibt es auch 2014 richtig, dass viele fundamentale Faktoren anhaltende Preissteigerungen auf Wohnungsmärkten rechtfertigen.
Spürbare Übertreibungen beschränken sich wohl nur auf wenige Wohnungsstandorte, wo überwiegend eigenkapitalstarke Anleger aktiv sein dürften. Der Vergleich mit den Exzessen in Spanien oder Irland hinkt also noch immer.
Seite zwei: Deutsche Hauspreisdynamik moderat