Impact Investing in Immobilien

Fotro: Skapa Invest
Gerhard Jarosch, Skapa Invest: „Ein hoher CO2-Fußabdruck eines Objekts wirkt sich zunehmend auch auf den Wert der Immobilie aus.“

Wirkungsorientierte Geldanlagen verfolgen neben wettbewerbsfähigen Renditen auch soziale, ökonomische und ökologische Ziele. Diese Anlagephilosophie, auch Impact Investing, hat bei Anlegern in den vergangenen Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen.

Investitionen im Immobiliensektor bieten die Möglichkeit, klimaneutrales Bauen mit ökonomischen sowie sozialen und soziokulturellen Zielaspekten zu verbinden. Diese Form der Geldanlage hat eine Wirkung, mit der Zukunft mitgestaltet werden kann. Angebote für nachhaltiges Investieren boomen! Nicht nur, dass zwei Drittel der befragten Anleger laut Umfrageergebnis des Bundesverbands deutscher Banken vom Dezember 2020 sagen, dass es für sie wichtig oder sogar sehr wichtig ist, dass ihre Geldanlage nachhaltig ist, sie handeln auch entsprechend. Über ein Drittel der Anleger (35 Prozent) gibt an, aktuell tatsächlich auch in nachhaltige Geldanlagen investiert zu haben.

Diesen Trend bestätigen auch die Zahlen des Forums Nachhaltige Geldanlagen: In 2019 haben Investitionen in nachhaltige Geldanlagen in Deutschland um mehr als 20 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugelegt. Ihr Volumen erreichte knapp 270 Milliarden Euro.

Die Corona-Pandemie mit ihren Unsicherheiten und weitreichenden Auswirkungen auf die Gesellschaft, die fortschreitende Digitalisierung sowie das sich verändernde Weltklima verstärken diesen Trend weiter. Denn es wird klar: In einer Welt des permanenten Wandels, der Transformation und der existenziellen Bedrohung durch die Klimakrise müssen ökologische und gesellschaftliche Belastungen verringert und positive Einflüsse bestärkt werden.

Mit Investments negative Folgen für Umwelt und Gesellschaft vermeiden

Im Zuge großer Unsicherheiten wurden und werden allerorts Lösungen und Antworten für die wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen unserer Zeit gesucht. Ein Ansatz beim Thema nachhaltige Investitionen ist etwa, dass bestimmte Branchen, Produkte oder Unternehmen bzw. Wertpapiere vom Portfolio ausgeschlossen werden. Solche Ausschlusskriterien sind etwa: Korruption, Umweltzerstörung, Menschenrechtsverletzungen, Fossile Energieträger, Waffen und Rüstung, Kernenergie, Tabak oder Glücksspiel.

Ein Anleger hat beispielsweise Investitionen in den Branchen Kohle, Alkohol, Rüstung und Tabak ausgeschlossen. Er investiert stattdessen in ein Unternehmen aus der Textil- und Bekleidungsindustrie. Das bedeutet aber nicht, dass das Unternehmen seine Kleidung nicht für Hungerlöhne und durch Kinderarbeit in Bangladesch produzieren lässt und grundlegende Umweltschutzstandards bei der Produktion missachtet. Das Problem wird an diesem Beispiel offensichtlich: Wo das Geld nicht wirken soll ist klar. Nicht klar hingegen ist auf den ersten Blick, was die Geldanlage neben den Ausschlusskriterien noch alles “bewirkt”.

Wirkungsorientierte Immobilien mit sozialem Nutzen

Beim Impact Investing meiden Anleger nicht nur Unternehmen, Branchen oder Produkte, die nach ESG-Kriterien “schädlich” sind. Vielmehr soll sich die Investition insgesamt positiv auf Umwelt und Gesellschaft und deren Zukunft auswirken und diese gar fördern. Beispiel Immobilie: Ein ambitioniertes Projekt wird dann zu einer nachhaltigen Immobilie, wenn die folgenden drei Punkte verschmelzen.

  • Ökologische Aspekte (z. B. Klimaneutrales Bauen, ökologische Standortfindung, Nutzung regenerativer Energien, Minimierung von Wasser- und Flächenverbrauch)
  • Ökonomische Aspekte (z. B. optimierte Bau- und Baunutzungskosten, intelligente Erneuerungs- und Wartungszyklen, Schutz von Vermögen)
  • Soziale Aspekte (z. B. Integration unter städte- und landschaftsräumlichen Aspekten, Wohlbefinden, Komfort und Barrierefreiheit) Ökologische Aspekte Gebäude – ob gewerbliche Immobilien oder Wohnimmobilien – benötigen im gesamten Lebenszyklus Rohstoffe und vor allem Energie: beim Bau, während des Betriebs, im Zuge von Instandhaltungs- und Renovierungsarbeiten und schließlich bei der Verwertung (Kernsanierung oder Abriss). So sind mit einem Anteil von ca. 30 Prozent Gebäude in Deutschland in erheblichem Ausmaß für den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase wie CO2 verantwortlich. Hier steckt gewaltiges Potenzial, CO2 einzusparen, etwa durch den Einsatz energieeffizienter Technologien sowie effizienter Systeme und Infrastruktur (z. B. integrale Planungsprozesse, hochwirksame Wärmedämmung, Gebäudeautomation, nachhaltige unregenerative Energiekonzepte, etc.). Ökonomische Aspekte Ein hoher CO2-Fußabdruck eines Objekts wirkt sich zunehmend auch auf den Wert der Immobilie aus. So sind (und werden künftig noch viel mehr) Gebäude mit geringer Energieeffizienz überproportional von steigenden Energiepreisen getroffen. Aufgrund der hohen Energiepreise oder zukünftiger CO2-Abgaben wird eine Vermietung der Gebäude zunehmend schwerer. Es kommt zu einer verminderten Vermietungsquote und in der Folge zu einem sinkenden Immobilienwert. Die energetische Nachrüstung von Gebäuden mit geringer Energieeffizienz ist zudem mit hohen Kosten verbunden.

Soziale Aspekte

Zu guter Letzt wirkt sich die Gestaltung der Gebäude auf die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Bewohner aus. Und auch die Gebäudeumgebung hat einen Einfluss auf den Menschen in allen Lebensbereichen – zuhause, auf der Arbeit, in der Freizeit. Gebäudekonzepte müssen also genauso auf die Bedürfnisse, Verhaltensweisen und Anforderungen der Nutzer eingehen. Die Gestaltung der Umgebung muss gesundheitsfördernde Elemente beinhalten (z. B. vielfältige öffentliche Räume, Ausstattung öffentlicher Flächen, Nachbarschaft und Natur, etc.). Ebenso kann ein Gebäude einem sozialen Zweck dienen.

Positive Wirkungsmöglichkeiten für Immobilienanleger können etwa in nachhaltigen Sozialimmobilien realisiert werden. So ist beispielsweise bereits heute der Markt für altersgerechten Wohnraum (Pflegeeinrichtungen, Betreutes Wohnen, Seniorengemeinschaften, etc.) unterversorgt. Durch die höhere Lebenserwartung und die gleichzeitig rückläufige Geburtenrate in Deutschland ist die Nachfrage überproportional hoch. Nach Prognosen der Bundesanstalt für Bevölkerungsforschung wird die Zahl der Pflegebedürftigen bis 2030 um 20 Prozent auf 4,10 Mio. und bis 2060 um 57 Prozent auf 5,36 Mio. gegenüber 2017 steigen. Laut Studie des Zentralen Immobilien Ausschusses ZIA müssen demzufolge bis 2030 in Deutschland bis zu 293.000 zusätzliche Pflegeheimplätze entstehen – das entspricht rund 210 bis 390 neuen Heimen pro Jahr.

Die Zahlen zeigen, dass die Schere zwischen Bedarf und Bestand gerade in dieser Assetklasse viel zu groß ist. Das übergeordnete, soziale Ziel eines Impact Investments ist hier etwa die Verbesserung der Lebensqualität der Betroffenen und die Bereicherung ihres sozialen Umfelds, die Steigerung der physischen Gesundheit und die Entlastung lokaler Gesundheits- und Sozialdienste.

Impact Investing ist ein Modell, das eine gesunde Gesellschaft, Umwelt, Wirtschaft und robuste Anlagerenditen für die Zukunft fördert und aktiv formt. Diese Form der Geldanlage hat eine Wirkung, mit der Zukunft mitgestaltet werden kann.

Autor Gerhard Jarosch, Jahrgang 1965, ist seit Februar 2021 Geschäftsführer der SKAPA Invest GmbH. Unter seiner Führung wird sich SKAPA Invest weiter für nachhaltige Investmentprojekte einsetzen. Zum einen sind sogenannte Social Impact Investments gefragt denn je. Zum anderen gilt: Je mehr Anleger in nachhaltig ökologische oder soziale Projekte investieren, desto mehr Initiativen entstehen, um Zukunft aktiv mitzugestalten.

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