Impact-Investing: Wie es geht und worauf es ankommt

In der Praxis führe dies teilweise dazu, dass am Anfang des Beratungsprozesses die Berücksichtigung nachhaltiger Aspekte verneint werde, um dem dann folgenden komplexen und formalisierten Beratungsprozess zu entgehen. „Nicht selten steht am Ende der Beratung dennoch ein nachhaltiges Produkt“, berichtet Schwarzmann. Der Bantleon Changing World erzielt seinen „Impact“ durch Investitionen in grüne und soziale Anleihen. Green Bonds sind bei börsennotierten Kapitalanlagen laut dem Schweizer Investmenthaus die einzige Möglichkeit, unmittelbar Einfluss auf die Mittelverwendung für nachhaltige Projekte und somit auf die Verbesserung der globalen Umweltbedingungen zu nehmen.

„Der zweckgebundene Emissionserlös von Green Bonds etwa fließt beispielsweise in geothermische Energiegewinnungssysteme, in die Förderung CO2-neutraler Transportmittel und in die nachhaltige Bewirtschaftung öffentlicher Wälder“, verdeutlicht Bantleon-Partnervertriebsleiter Schwarzmann. Dies sei eine „Win-win-Situation, da die Rendite von Green Bonds genauso hoch ist wie die von konventionellen Anleihen“. Auf grüne Anleihen setzt auch der Amundi Impact Green Bonds A2 C Fonds. „Unsere interne Bewertung ist angelehnt an globale Impact Prinzipien“, erläutert Dr. Andreas Steinert, Head of ESG bei dem französischen Vermögensverwalter, der mit einem verwalteten Vermögen von 1,9 Billionen Euro zu den zehn größten Asset Managern der Welt zählt.

Zu diesen Prinzipien gehört laut Steinert, dass ökologische oder soziale Wirkungsziele vereinbart werden müssen, die messbar sind. Zudem müsse darüber berichtet werden, wie weit man in der Zielerreichung gekommen sei. „Amundi wendet eine strikte Auslegung an und analysiert nicht nur die Mittelverwendung und die Berichterstattung des Anleihefonds, sondern analysiert auch die Stimmigkeit dieser Anleihe mit der Nachhaltigkeitsstrategie des emittierenden Unternehmens“, betont der ESG-Experte. Der Candriam Equities L Oncology Impact wiederum investiert in den Wachstumsmarkt der Krebsforschung und setzt auf Unternehmen, die Produkte und Dienstleistungen zur Diagnose und Behandlung von Krebs entwickeln.

Zehn Prozent der Managementgebühren wird an Forschungszentren gespendet, bislang waren es insgesamt rund 3,3 Millionen Euro. Die Auswahl der Titel beruht auf mehreren Säulen: einem thematischen Filter, einer klinischen Analyse und einer Fundamentalanalyse. Seit seiner Auflage pünktlich zum Weltkrebstag am 4. Februar 2019 konnte der nach Artikel 9 und somit als „dunkelgrün“ klassifizierte Fonds seinen Vergleichsindex kontinuierlich hinter sich lassen.

Anleger, die für das gute Gewissen investieren wollen, sollten indes trotz aller Versprechungen der Investmentgesellschaften bedenken, dass der ökologische Etikettenschwindel – im Fachjargon als Greenwashing bezeichnet – diesem Segment noch immer überdurchschnittlich hoch ist. Schon im März 2020 hatte eine 58 Seiten umfassende Analyse der Nichtregierungsorganisation „2 Degrees Investing Initiative“ von 230 europäischen Anlagefonds mit Fokus auf Nachhaltigkeit ergeben, dass 52 Prozent explizit in den Fondsprospekten versprochen hätten, positiven Impact auf die Umwelt zu erzielen, ohne diese Wirkung jedoch zu quantifizieren. Weil Anleger keine Beweise einforderten, so die Studienautoren, hätten Fondsanbieter daher wenig Anreize, ihre Produkte mit messbaren Wirkungszielen zu bewerben.

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