Die Wertentwicklung des asiatischen Aktienmarktes in den letzten zwölf Monaten kann sich sehen lassen: Im MSCI All Country Asia ex Japan Index stiegen die Kurse um 24,3 Prozent. Damit übertrafen sie die Entwicklungen an den Aktienmärkten in Europa, den USA und den meisten anderen Schwellenländern. Lohnt sich der Einstieg noch?
„In Asien wachsen die Gewinne weiter robust, und die Bewertungen sind attraktiv. Sowohl das Kurs-Gewinn- wie auch das Kurs-Buchwert-Verhältnis liegen nah an ihrem langfristigen Durchschnitt und haben noch Luft nach oben“, sagt Timothy Orchard, Chefanlagestratege für Asien-Pazifik (ex Japan) bei Fidelity International. „Wir erwarten daher im zweiten Halbjahr eine Fortsetzung der positiven Dynamik am asiatischen Aktienmarkt – vorausgesetzt, große globale Schocks bleiben aus. Aber die Unsicherheiten durch die Handelsspannungen und die jüngsten geopolitischen Risiken könnten den Markt bremsen“, ergänzt Orchard.
„Klare Anzeichen einer Neuausrichtung der chinesischen Volkswirtschaft“
Entscheidend für die Entwicklung wird sein, wie China auf seine Herausforderungen reagiert. Seit über einem Jahr drosselt Peking die Liquidität, und die Wirtschaft wird den Erwartungen zufolge auf lange Sicht weniger stark wachsen. „Das starke nominale Wachstum ist ungebrochen. Aber wir sehen klare Anzeichen einer Neuausrichtung der chinesischen Volkswirtschaft. Und genau das braucht das Land. Das Schuldenwachstum verlangsamt sich auf breiter Front“, so Orchard.
„Gleichzeitig erwarten wir einen Anstieg des Konsums im Reich der Mitte, angeführt von den 230 Millionen jungen Chinesen, die nach 1990 geboren wurden. Diese ,digital natives‘ haben keine Berührungsängste, wenn es um neue Technologien und Dienstleistungen geht. Nach und nach treten sie in die Arbeitswelt ein, gründen eigene Haushalte und werden damit zu einer starken Kraft, die den Konsum und das Wirtschaftswachstum des Landes in den nächsten Jahren antreibt“, sagt Orchard.
Indien stellt langfristiges strukturelles Wachstumspotenzial unter Beweis
Chinas Nachbar Indien stellt derweil sein langfristiges strukturelles Wachstumspotenzial unter Beweis. Orchard glaubt daher, dass sein Bruttoinlandsprodukt (BIP) weiter zwischen sechs und sieben Prozent wachsen kann.
„48 Prozent der indischen Bevölkerung sind jünger als 25 Jahre. Diese starke demografische Dividende wird das Wachstum des Landes auf Jahre hinaus stützen. Indiens Regierung treibt Reformen voran, und wir erwarten positive Veränderungen oder Lösungen bei Themen wie Wohnen und Problemkredite im Bankensektor. Allerdings wachsen Kredite und private Investitionen nur schwach. Das könnte das Land noch einige Zeit ausbremsen“, erklärt Orchard. (fm)
Foto: Fidelity