Es gibt immer wieder Stimmen die vor einem Platzen der Immobilienblase in China warnen. Dem widerspricht Andy Rothman, Investmentstratege des Asien-Spezialisten Matthews Asia, vehement.
„China hat zwar ein ernst zu nehmendes Immobilienproblem, aber es ist ein soziales und ein politisches Problem.“ In seinem aktuellen Research-Bericht „Sinology: Does China have a housing bubble?“ beleuchtet der China-Experte, der selbst über 20 Jahre im Reich der Mitte gelebt und gearbeitet hat, die Lage am Wohnimmobilienmarkt und wartet mit einer Reihe von Fakten auf.
Kaum Schuldenproblematik
So weist Rothman darauf hin, dass die Verschuldungsquote bei Wohnimmobilien in China viel geringer sei als beispielsweise in den USA. Die chinesische Banken dürften auf Staatsgeheiß keine solch waghalsigen Immobilienkredite vergeben wie dies etwa vor Ausbruch der Immobilienkrise in den Vereinigten Staaten 2008 der Fall gewesen war. In der Tat wird der chinesische Markt für Wohnimmobilien nicht von Spekulanten, sondern von Eigentümern getragen, die selbst in ihrer Immobilie leben. Sie müssen mindestens 20 Prozent an Eigenmitteln vorweisen, bevor sie eine Hypothek aufnehmen dürfen. 65 Prozent der chinesischen Wohnungskäufer brachten diese Summe allein im September auf, 28 Prozent zahlten sogar 30 Prozent oder mehr in bar. In den Metropolen Peking, Shanghai und Shenzehn beträgt die Mindesteinlage für hochwertige Eigentumswohnungen inzwischen sogar 70 Prozent.
Lohnsteigerungen sehr stark
Diese drei Städte und Guangzhou stehen oft im Fokus der Berichterstattung über den angeblich überhitzten Immobilienmarkt, so Rothman ─ dabei würden dort nur vier Prozent der landesweiten Verkäufe neuer Wohnungen getätigt. „Die meisten Stadtbewohner Chinas leben jedoch in Städten, von denen die wenigsten von uns bislang gehört haben. Und dort finden 96 Prozent der Verkäufe von neuen Eigentumswohnungen statt“, so Rothman. In diesen Städten fiel der Anstieg der Immobilienpreise auch geringer aus als der Lohnzuwachs. So legten die Wohnimmobilienpreise in den vergangenen fünf Jahren im Schnitt um sieben Prozent zu; das durchschnittliche Einkommen der Stadtbevölkerung wuchs im selben Zeitraum aber um gut zehn Prozent.
„Das Problem auf Chinas Wohnungsmarkt liegt darin, dass viele Stadtbewohner sich kein Wohneigentum mehr leisten können“, erklärt Rothman. Aber das sei eine Sorge, die sie mit den Bewohnern anderer Metropolen ─ ob San Francisco oder London ─ teilten und kein Anzeichen für eine Immobilienblase „made in China“.“ (tr)
Foto: Matthews Asia