In diesen Regionen hilft das Baukindergeld am meisten

Das Baukindergeld hat nicht in allen Regionen Deutschlands den gleichen Effekt, da es nicht an die Immobilienpreise gekoppelt ist. LBS Research hat gemeinsam mit Empirica untersucht, in welchen Regionen die Zahl der Familien, die sich nun eine Immobilie leisten können, am stärksten steigt.

Besonders kinderreiche Familien in Regionen mit niedrigen Immobilienpreisen profitieren vom Baukindergeld.

Das von der Großen Koalition beschlossene Baukindergeld wird zusätzlich 58.000 junge Familien in die Lage versetzen, Wohneigentum zu erwerben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Modellrechnung des Berliner Immobilienforschungsinstituts Empirica in Zusammenarbeit mit LBS Research. Damit könnten sich 32 Prozent mehr Mieterhaushalte mit Kindern Wohneigentum leisten als zuvor.

Die Große Koalition hat sich darauf verständigt, Ersterwerber mit einem Baukindergeld zu unterstützen. Sie erhalten für den Bau oder Kauf eines selbstgenutzten Objekts über einen Zeitraum von zehn Jahren pro Jahr einen Eigenkapitalzuschuss von 1.200 Euro pro Kind. Vorgesehen ist eine Einkommensgrenze von 75.000 Euro (zu versteuerndes Einkommen), die sich um 15.000 Euro pro Kind erhöht. Das Baukindergeld soll zunächst bis Ende 2020 beantragt werden können.

Größter Effekt bei kinderreichen Familien 

Die Analysten haben zunächst das vorhandene Ersterwerberpotenzial ermittelt, alle Mieterhaushalte mit Kindern, die ausreichend Eigenkapital und Einkommen verfügen, um sich eine Immobilie in ihrer Region leisten zu können. Derzeit seien es bundesweit 181.000 Haushalte, durch das Baukindergeld, dass zehn Jahre gezahlt steigere sich diese Zahl auf 239.000 Haushalte.

Da die Höhe des Baukindergeldes mit der Kinderzahl ansteigt, ist der Effekt bei Familien mit vier und mehr Kindern besonders ausgeprägt. Laut LBS Research gibt es 3.000 dieser Haushalte, die sich eine eigene Immobilie leisten könnten, durch das Baukindergeld kommen 4.000 Familien hinzu, ein Plus von 128 Prozent.

Bei Familien mit drei Kindern wachse das Ersterwerberpotenzial durch das Baukindergeld von 12.000 auf 21.000 Haushalte (plus 78 Prozent). Bei den zahlenmäßig größten Gruppen, den Familien mit einem Kind oder zwei Kindern steige das Zusatzpotenzial von 115.000 auf 136.000 Haushalte (plus 19 Prozent) und von 51.000 auf 74.000 Haushalte (plus 45 Prozent).

Welche Regionen am stärksten profitieren

LBS Research und Empirica haben darüber hinaus die regionalen Auswirkungen des Baukindergeldes untersucht. Ein überdurchschnittlich hohes Zusatzpotenzial (plus 56 Prozent) ergibt sich modellhaft in Schrumpfungsregionen, in Regionen mit Bevölkerungsrückgang. Dort sind die Immobilienpreise so niedrig, dass schon ein kleiner Zuschuss den Eigenkapitalbedarf erheblich senkt.

In Metropolstädten wie Hamburg, Köln Frankfurt, München und Berlin hingegen seien die Preise so hoch, dass selbst hohe Zuschüsse die Familien kaum über die Eigenkapitalschwelle helfen würden. Dort ergebe sich ein Zusatzpotenzial von bestenfalls 15 Prozent.

Allerdings, so LBS Research, sollten die Extreme nicht falsch interpretiert und vor allem nicht einseitig als Problem dargestellt werden. Es sei unrealistisch anzunehmen, dass sich junge Familien nun systematisch, verleitet vom Baukindergeld, dort niederlassen, wo sie keinerlei berufliche Perspektiven haben. Vielmehr werden sie dort bleiben oder dort hinziehen, wo es Arbeit gibt und sie sich wohlfühlen.

Effekt der Bleibeprämie

Beschäftigungsmöglichkeiten gebe es nicht nur in Ballungszentren, sondern auch „in der Fläche“. Und wenn der Arbeitsplatz in Hamburg, München oder Berlin ist, werde die Förderung dazu beitragen, außerhalb der Zentren die Wohneigentumsbildung zu unterstützen.

Nach Ansicht von Empirica bietet das Baukindergeld damit auch einen politisch gewollten Vorteil: Es wirkt stärker in den niedrigpreisigen sowie durch Abwanderung gefährdeten ländlichen Regionen und hat damit den Effekt einer „Bleibeprämie“. Diese Wirkung sei gewünscht, denn jede Familie, die jetzt nicht auch noch oder erst später in die attraktiveren Städte zieht, entlaste dort den Wohnungsmarkt. (kl)

Foto: Shutterstock

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