„Extremwetter-Katastrophen auf Wiedervorlage“ – GDV fordert mehr Prävention und Klimafolgenanpassung

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In Rheinland-Pfalz, dem Bundesland, das besonders schwer von der Sturzflut im vergangenen Sommer betroffen war, beträgt die Versicherungsdichte lediglich 37 Prozent.

Das Extremwetterereignis „Bernd“ am 14. und 15. Juli 2021 führte zu geschätzten Gesamtschäden von 40 bis 50 Milliarden Euro. Allein im Ahrtal starben 134 Menschen. Der GDV forderte bei einer Presseveranstaltung vor Ort von der Politik einen ganzheitlichen Präventionsansatz.

Das Extremwetterereignis „Bernd“ am 14. und 15. Juli 2021 führte zu geschätzten Gesamtschäden von 40 bis 50 Milliarden Euro und mehr als 230 Todesopfern innerhalb einer Woche. Allein im Ahrtal starben 134 Menschen, über 9.000 Häuser und Wohnungen wurden beschädigt. Ganze 34 dürfen nicht wieder aufgebaut werden.

Rund drei Jahre nach der Ahrtal-Flut zeigte der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Ort der Katastrophe die Folgen fehlender Klimafolgenanpassung auf. Man sehe, dass viel gebaut und saniert worden sei. „Aber wie viele andere Orte in Deutschland ist das Tal heute immer noch wenig geschützt. In vielen Regionen in Deutschland liegen Extremwetter-Katastrophen auf Wiedervorlage“, bemängelt Anja-Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV in Bad Neuenahr.

Wirksamer Hochwasserschutz erforderlich 

Anlässlich der anstehenden Entscheidung über eine Pflichtversicherung für Elementarschäden am 20. Juni 2024 betonen die Versicherer erneut ihre Forderungen nach mehr Hochwasserschutz und Klimafolgenanpassung.

Die Forderung der Versicherer dürfte sich damit vor alle auf die politischen Verantwortlichen auf den Ebenen von Kommunen, Land und Bund zielen, wie in Zukunft Themen wie Frühwarnungen, Katastrophenschutz sowie Hochwasserprävention und das Gefahrenbewusstsein in der Bevölkerung besser gestaltet und damit für mehr Sicherheit gesorgt werden kann.

Eine alleinige Elementarschadenpflichtversicherung reicht aus Sicht der Versicherer nicht aus: „Naturkatastrophen verschonen Häuser doch nicht, nur weil sie versichert sind. Es kommt darauf an, die Menschen und ihren Lebensraum vor Wetterextremen zu schützen“, sagt Käfer-Rohrbach.

Forderungskatalog für umfassenden Naturgefahrenschutz

Unabhängig von der zukünftigen Ausgestaltung einer Versicherungslösung, ob Pflicht oder nicht, sollten nach Auffassung des Versicherungsverbandes fünf zentrale Punkte berücksichtigt werden: Erforderlich sei ein bundesweitetes Naturgefahrenportal für transparente und offene Information über die Risiken, Gefahren und Möglichkeiten der Prävention für Hausbesitzer.

Zudem müssten bestehende Regelwerke zu Prävention und Klimafolgenanpassung sollte konsequent angewendet werden, fordern die Versicherer weiter. Auch sei es unabdingbar, Schutzmaßnahmen vortreiben und hinreichend zu finanzieren. In dem Zusammenhang brauche es Anpassungen in der Gesetzgebung in Bezug auf klimaangepasstes Planen, Bauen und Sanieren. Heißt: Ein konsequenter Baustopp für Neubauten in Überschwemmungsgebieten sowie die Entsiegelung von Flächen.

Verbesserungsbedarf auf allen Ebenen

Holger Schüttrumpf, Professor am Lehrstuhl und Institut für Wasserbau und Wasserwirtschaft an der RWTH Aachen sieht erheblichen Verbesserungsbedarf beim Hochwasserschutz auf allen Ebenen. „Wir müssen insbesondere die Umsetzung von Hochwasserschutzmaßnahmen beschleunigen. Einen Stillstand können wir uns eigentlich nicht leisten,“ sagt Schüttrumpf.  Zu einem ähnlichen Ergebnis kommt auch Cornelia Weigand, Landrätin von Ahrweiler.

„Die Flut 2021 hat gezeigt, dass der Katastrophenschutz in der gesamten Bundesrepublik auf allen Ebenen deutlich verbessert werden muss. Wichtig ist zudem vor allem Prävention in Form von baulichem Hochwasser- und Starkregenschutz sowie Maßnahmen zu Eigenvorsorge.“

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