Indexgebundene Rentenversicherungen (Indexpolicen) geraten immer häufiger in die Kritik. Erst vor kurzem wurde von Indexpolicen abgeraten, da diese nur für die Anbieter ein gutes Geschäft seien. Empfohlen wurden hingegen ETF-Sparpläne oder günstige Fondspolicen für die Altersvorsorge. Unbestritten eigenen sich Produkte ohne jeglicher Garantie hervorragend für die Altersvorsorge. Aber eben nicht für alle Vorsorgenden.
Für besonders risikoaverse Personen, die bereits bei (geringen) Schwankungen des Vertragsguthabens nicht mehr gut schlafen können, ist eine derartige Empfehlung vermutlich ungeeignet. Für diese Zielgruppe eignen sich eher klassische Rentenversicherungen.
Und zu diesen gehören die Indexpolicen, da die Sparbeiträge ausschließlich im Sicherungsvermögen des Versicherers investiert werden. Die Kunden können dann jedes Jahr wählen, ob sie mit ihrem Guthaben an einem Index partizipieren möchten (Indexbeteiligung) oder ob ihr Guthaben mit der deklarierten Verzinsung des Versicherers verzinst werden soll (sichere Verzinsung). Bei Wahl der Indexpartizipation werden lediglich die Überschüsse verwendet, um das Guthaben an der Wertentwicklung eines Index teilhaben zu lassen. Eine direkte Investition in Fonds, wie es bei Fondspolicen der Fall ist, erfolgt dabei nicht.
Index- und Fondspolicen lassen sich nicht vergleichen
Daher ist ein Vergleich von Index- mit Fondspolicen schlichtweg falsch, da es sich um zwei Produktgattungen für unterschiedliche Zielgruppen handelt. Indexpolicen in der heutigen Ausgestaltung gibt es seit 2007. Rund zehn Jahr später erlebten Indexpolicen ihre Hochphase. Über 20 Anbieter hatten eine indexgebundene Rentenversicherung im Produktportfolio. Auch bei den Maklern waren diese Produkte überaus beliebt und zählten zu den Vorsorgeprodukten, zu den am häufigsten beraten wurde. Im Jahr 2016 gaben nur etwa acht Prozent der befragten Vermittler an, dass sie nicht zu Indexpolicen beraten. Heute beträgt dieser Anteil über 40 Prozent. Auch auf Anbieterseite waren Indexpolicen in den letzten Jahren rückläufig. Aktuell bieten noch 16 Versicherer derartige Produkte aktiv zum Kauf an.
Ausschlaggebend für das nachlassende Interesse war mit Sicherheit die langanhaltende Niedrigzinsphase, die die Überschüsse der Lebensversicherer hat schrumpfen lassen. So sind in den letzten Jahren nicht nur klassische Rentenversicherungen auf das Abstellgleis geraten, sondern zum großen Teil auch Indexpolicen, da deren Renditeaussichten direkt von den Überschüssen abhängen. Dies veranschaulicht auch folgendes Beispiel: Betrug die monatliche Renditebeschränkung (Cap) auf einen europäischen Aktienindex vor 15 Jahren noch rund vier Prozent, liegt diese aktuell zum Teil deutlich unter der Zwei-Prozent-Marke. Dies macht es deutlich schwieriger, am Ende des Indexjahres eine positive Rendite zu erwirtschaften. Ein schlechter Monat im Indexjahr führt meist schon dazu, dass am Ende des Jahres nichts übrig bleibt.
Nullrund in rund 67 Prozent der Fälle
Die Vergangenheit zeigt, dass in knapp zwei Drittel aller Fälle eine sogenannte „Nullrunde“ erzielt wurde, sofern die Renditebeschränkung auf dem Cap-Modell beruht. Auf der anderen Seite erlaubt dieses Indexmodell aber auch überdurchschnittlich hohe Renditen. In knapp zwölf Prozent wurden Renditen oberhalb von acht Prozent erreicht. Dies verdeutlicht einmal mehr, wie wichtig eine stetige Beteiligung am Index ist. Verpasst man diese (sehr) guten Jahre, wird es schwierig von der Indexbeteiligung profitieren zu können.
Um das Risiko von „Nullrunden“ zu reduzieren, setzen einige Versicherer inzwischen auf eine jährliche anteilige Renditebeschränkung (Beteiligungsquote) anstatt eines monatlichen Caps. Diese Variante reagiert deutlich weniger sensitiv auf unterjährige Schwankungen. Entscheidend sind hier lediglich der Start- und Endwert des Index innerhalb eines Jahres. Der Verlauf während des Indexjahres spielt keine Rolle. Der Anteil der Nullrunden betrug für diese Indexpolicen „nur“ noch etwas über 40 Prozent. Im Gegensatz dazu ist der Anteil von hohen Renditen geringer.
Zwar lassen sich aus Vergangenheitsbetrachtungen keine sicheren Prognosen für die Zukunft ableiten, jedoch geben sie zumindest einen Hinweis darauf, wie leistungsfähig Indexpolicen sind. Die durchschnittliche Rendite der Indexpolice der ersten Generation beträgt über alle Indexstichtage hinweg rund 3,15 Prozent pro Jahr. Hätte der Kunde bei dieser Police die sichere Verzinsung gewählt, wäre sein Guthaben jährlich mit etwa drei Prozent verzinst worden. Für diese Analyse steht ein Betrachtungszeitraum von 16 Jahren zur Verfügung.
Da die meisten Indexpolicen erst deutlich später auf den Markt gekommen sind, stehen hierfür noch keine validen Ergebnisse zur Verfügung. Es zeigt sich jedoch, dass die Rendite aus der Indexbeteiligung in vielen Fällen höher gewesen wäre als die sichere Verzinsung. Aufgrund der großen Schwankungen auf den Kapitalmärkten und der immer geringer gewordenen Überschussbeteiligung erzielten Indexpolicen in den letzten Jahren jedoch kaum nennenswerte Renditegutschriften. Nach zwei zum Teil sehr schlechten Indexjahren 2022 und 2023 deuten sich für das Indexjahr 2024 erfreuliche Ergebnisse an. Viele Inhaber von Indexpolicen dürfen mit einer Renditegutschrift rechnen. Stand heute werden in der Spitze maßgebliche Renditen von mehr als fünf Prozent erreicht.
Bessere Konditionen durch den Zinsanstieg
Nachdem die Überschussbeteiligung – nach wie vor der entscheidende Faktor für die Renditeaussichten dieser Produktgattung – in den letzten Jahren regelmäßig nach unten angepasst werden musste, führte der Zinsanstieg dazu, dass die Überschüsse nun zum zweiten Mal in Folge erhöht werden konnten. Demnach haben die Versicherungsunternehmen mehr Geld für die Indexbeteiligung zur Verfügung und können den Kunden bessere Konditionen (Cap, Quote, usw.) anbieten, was die Renditechancen wiederum erhöht. Erste Analysen zeigen, dass sich die Renditebeschränkungen aus Kundensicht erstmals seit Jahren wieder positiv entwickeln. Mittelfristig werden Indexpolicenbesitzer daher von den gestiegenen Marktzinsen profitieren.
Zudem steigt erstmals seit mehr als 30 Jahren der Höchstrechnungszins in der Lebensversicherung wieder an. Zum Jahreswechsel 2025 wird dieser von 0,25 auf ein Prozent angehoben. Für indexgebundene Produkte spielt eine Erhöhung des Rechnungszinses jedoch nur eine untergeordnete Rolle. Die Versicherer sind wieder etwas flexibler bei der Wahl der Garantiehöhe. Beim Rentenübergang führt ein höherer Garantiezins zu einem verbesserten Umrechnungsfaktor für die Garantierente und erhöht folglich die garantierte Leibrente. Entscheidend bei diesen Produkten ist jedoch vielmehr die Überschussbeteiligung des jeweiligen Versicherungsunternehmens, sowohl in der Anspar- als auch Entsparphase. Und diese erhöht sich nicht automatisch durch eine Erhöhung des Garantiezinses.
Obwohl die Kunden von Indexpolicen in vielen Jahren ohne Renditegutschriften auskommen müssen, zeigen die Auswertungen des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung, dass Indexpolicen nicht per se ungeeignet für die Altersvorsorge sind. Auch wenn die Analysezeiträume meist noch sehr kurz sind, zeigt sich dennoch, dass die Indexbeteiligung durchaus in der Lage ist, die Rendite klassischer Policen zu erreichen und zum Teil auch zu überbieten. Indexpolicen eigenen sich für Interessenten, die ein hohes Sicherheitsbedürfnis besitzen, da die Sparbeiträge vollständig in das Sicherungsvermögen des Anbieters fließen. Dadurch spielt auch die Überschussbeteiligung (Finanzstärke) des Versicherungsunternehmens eine entscheidende Rolle für die Renditeaussichten des Produkts. Durch die jährliche Wahlmöglichkeit einer Beteiligung an der Wertentwicklung eines Index besteht zudem die Chance, etwas mehr an Rendite zu generieren im Vergleich zur klassischen Rentenversicherung. Eine regelmäßige Beteiligung am Index ist dabei jedoch Voraussetzung. So kann eine Indexpolice auch für den Kunden ein gutes Geschäft sein.
Autor Michael Staffe ist Aktuar (DAV) im Institut für Vorsorge und Finanzplanung