Indexpolicen und Neue Klassik: Quo vadis?

Die Börse in Frankfurt am Main
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Die Macht der Börsen: Gegen Sie hat die Neue Klassik keine Chance. Und auch für Indexpolicen läuft es an den Börsen nicht richtig gut.

Etliche Versicherer hoben bei der Neuen Klassik 2023 im Neugeschäft die laufende Verzinsung an, aktuell liegt diese bei durchschnittlich 2,19 Prozent. Dennoch erreichen bei der derzeitigen Inflationsrate weder Neue Klassik noch Indexpolicen eine positive Realverzinsung. Wie die Produkte funktionieren und wie namhafte Anbieter derzeit agieren. Von Silvia Fischer.

Die Indexpolice investiert die erwirtschafteten Überschüsse in Optionen am Finanzmarkt, während bei der Neuen Klassik die Gutschrift im Sicherungsvermögen erfolgt. Ist aufgrund der Zinsentwicklung die Neue Klassik bei der Rendite den Indexpolicen vorzuziehen? Die Allianz hat mit dem Vorsorgekonzept IndexSelect eine Indexpolice und mit dem Vorsorgekonzept Perspektive ein Produkt, das sich am ehesten unter dem Begriff „Neue Klassik“ einordnen lasse. „Eine pauschale Empfehlung für das Vorsorgekonzept IndexSelect oder das Vorsorgekonzept Perspektive lässt sich nicht geben, denn die Empfehlung für eine Vorsorgelösung hängt ja vom Bedarf und der persönlichen Situation der Kundin oder des Kunden ab”, so der Versicherer.

Vorteil des Vorsorgekonzepts IndexSelect sei, dass das Sicherungsvermögen der Allianz Leben als stabiles Fundament diene. Dadurch könne das jährlich erreichte Kapital nicht mehr verloren gehen – selbst bei einer negativen Wertentwicklung der Indizes. Das sei gerade in turbulenten Zeiten wie den vergangenen Jahren wichtig. Zum Rentenbeginn stehe mindestens das zu Vertragsbeginn festgelegte Garantiekapital von 90 Prozent der gezahlten Beiträge zur Verfügung. Zu IndexSelect griffen Kunden, die für ihre Zukunftsvorsorge die Stärken des Sicherungsvermögens der Allianz mit den Chancen des Kapitalmarktes verbinden wollten und jährlich zwischen einer Partizipation an der Wertentwicklung des Euro Stoxx 50® oder des S&P 500® nach einem vertraglich festgelegten Verfahren und einer sicheren Verzinsung wählen wollten.

Der Volkswohl Bund schlägt beim Thema Neue Klassik und Indexpolicen zwei Fliegen mit einer Klappe, indem er mit der Indexpolice Klassik Modern sozusagen beide Policen in einem Produkt anbiete. Der Kunde könne sich die jährlichen Überschüsse gutschreiben lassen oder für eine Indexbeteiligung verwenden. Und er könne das jedes Jahr neu entscheiden. Insgesamt seien durch die höheren Zinsen auch die Renditemöglichkeiten einer Indexpolice gestiegen, denn die höheren Überschüsse könnten zu einer höheren Indexquote führen.

Axa bietet keine Neue Klassik mehr

Axa bietet im Neugeschäft keine Produkte der Neuen Klassik mehr an. In den verschiedenen Ausprägungen des Produkts Relax Rente sind drei Fliegen unter der Klappe: Kunden können ihre Sparbeiträge gleichzeitig im Sicherungsvermögen der Axa anlegen, an einem Index beteiligen (auch im Rentenbezug) und in einer freien Fondsanlage investieren. Durch diese Diversifikation in der Kapitalanlage könnten höhere Renditechancen gegenüber klassischen Policen und Produkten der Neuen Klassik erreicht werden.

Die Investitionsstrategie im Sicherungsvermögen der Axa basiere auf einer optimalen Balance aus Sicherheit, Diversifikation, Rentabilität und Liquidität. Kapitalanlagen würden auf lange Sicht angelegt, um so die Absicherung der ausgesprochenen langfristigen Garantien zu gewährleisten. Die Kapitalanlagestruktur würde der jeweiligen Marktsituation angepasst. Überdies berücksichtige Axa bei der Kapitalanlage im Sicherungsvermögen bereits seit mehr als zehn Jahren Nachhaltigkeitskriterien. Weit über 80% der Investmentlösungen, die Kunden im Rahmen der freien Investmentanlage wählen könnten, seien ebenfalls nachhaltig.

Cap, Cap Floor oder Beteiligungsquote

Nun schlagen bei Indexpolicen Verluste ja monatlich zu Buche, Gewinne sind gedeckelt. Wie bilden die Versicherer das in ihrer Indexpolice ab? Als Cap, Cap mit Floor, Beteiligungsquote oder als Kombination? Der Volkswohl Bund habe sich bei Klassik Modern für die Beteiligungsquote entschieden, weil man bei einer sehr guten Index-Performance die hohen Gewinne der Kunden nicht „abschneiden” wolle.

Bei der Axa können die Kunden für die Indexbeteiligung in der Relax Rente zwischen zwei Indizes wählen: dem Europa Aktienindex (EAI) mit ISC* (intelligente Stabilitätskontrolle) und dem Global Multi Asset Index (GMAI). Der EAI mit ISC* basiert auf dem Euro Stoxx 50, dieser bildet die Kursentwicklung der führenden Unternehmen Europas ab und steuere mit Hilfe einer intelligenten Stabilitätskontrolle den Anteil, zu dem in den Euro Stoxx 50 investiert werde.

Bei hohen Marktschwankungen werde die Beteiligung reduziert und in ruhigen Marktphasen erhöht. Die Rendite der Indexbeteiligung werde auf Basis des beteiligten Vermögens für das jeweilige Indexjahr berechnet. Die monatlichen Gewinne und Verluste des EAI mit ISC* würden dann zu einem Jahresergebnis addiert, wobei die monatliche Renditeobergrenze, der Cap, und die monatliche Renditeuntergrenze, der Floor, berücksichtigt würden. Die Höhe von Cap und Floor würden zu Beginn eines jeden Indexjahres neu festgelegt.

Bei einem positiven Ergebnis werde diese Jahresrendite dem Vertragsvermögen gutgeschrieben, bei einem negativen auf null gesetzt. Der andere wählbare Index, der GMAI, ist ein Indexkorb aus verschiedenen Indizes, die weltweit in unterschiedliche Anlageklassen wie nachhaltige Aktien, Anleihen und Rohstoffe investieren. Die Korbbestandteile würden täglich neu gewichtet. Die Festlegung der Gewichtungen erfolge regelbasiert mittels einer Portfoliooptimierung mit dem Ziel, bei gegebener Schwankung (5%), die höchste zu erwartende Wertsteigerung zu erreichen. Die Gewichtung der Korbbestandteile könne bis zu einem festgelegten Maß sowohl positiv als auch negativ sein und biete somit in jedem Marktumfeld Renditechancen.

Entscheidend für das Ergebnis der Indexbeteiligung sei die Entwicklung des GMAI im Indexjahr. Die Rendite der Indexbeteiligung werde auf Basis des beteiligten Vermögens ermittelt und entspreche genau der Wertentwicklung des Index seit dem Indexstichtag, wobei nur die Indexstände zu Beginn und Ende des Indexjahres relevant seien. Auch hier würden positive Jahresrenditen dem Vertragsguthaben gutgeschrieben, bei einer negativen Wertentwicklung werde die Jahresrendite auf null gesetzt.

Die Beteiligung beim IndexSelect der Allianz funktioniert so: zu Beginn eines Indexjahres habe der Kunde die Möglichkeit, die beiden Indizes Euro Stoxx 50 oder S&P 500 in 25-Prozent-Schritten miteinander zu kombinieren. Zudem habe er jährlich die Möglichkeit, zwischen der Indexpartizipation, der sicheren Verzinsung oder einer Mischung aus beidem zu wählen. Die flexible Aufteilung zwischen Indexpartizipation und sicherer Verzinsung könne ebenfalls in 25-Prozent-Schritten vorgenommen werden.

Zur Indexpartizipation werde die errechnete maßgebliche Jahresrendite mit dem Partizipationssatz multipliziert. Der ermittelte Wert gebe dann an, wie sich der Policenwert entwickle. Die maßgebliche Jahresrendite für ein Indexjahr bestimme sich dadurch, dass die negativen monatlichen Wertentwicklungen und die mit dem jeweiligen Cap gedeckelten positiven, monatlichen Wertentwicklungen am Ende eines Indexjahres aufsummiert würden. Beim Index S&P 500 werde diese Summe zusätzlich noch mit einem so genannten Währungsfaktor multipliziert. Bei negativer Summe werde diese auf null gesetzt.

Keine Gutschriften für die Kunden 2022

Nun brachten nach einem guten Jahr 2021 Indexpolicen wegen des sehr schwachen Börsenjahres 2022 keine Gutschrift aus der Indexbeteiligung für die Kunden. Wie ist der Ausblick auf 2023? Niemand wagt eine Prognose. Der Volkswohl Bund biete bei der Indexbeteiligung mehrere Optionen an, eine Variante sei Index Zins. Hier sei die Beteiligungsquote etwas geringer, dafür habe der Kunde die Sicherheit, eine positive Rendite auf sein Vertragsguthaben zu bekommen, die aktuell bei einem Prozent liege.

Bei der Axa könnten sich Kunden jederzeit über den Stand der Indexbeteiligungen informieren, auch online. Trotz gestiegener Zinsen droht der Neuen Klassik laut den Versicherern keine Konkurrenz durch klassische Produkte. Mehr noch: auch die Neue Klassik sei nicht mehr „en vogue”, sondern werde zunehmend von fondsgebundenen Produkten abgelöst.

Nicht mehr „en Vogue“

Aber der Reihe nach. Das Vorsorgekonzept Perspektive der Allianz habe gegenüber der klassischen Variante deutliche Vorteile, was sich an der aktuellen Deklaration der Gesamtverzinsung für das Jahr 2023 zeige: während die Gesamtverzinsung der klassischen Lebens- und Rentenversicherung bei 3,2 Prozent liege, biete die Allianz für das Vorsorgekonzept Perspektive eine Gesamtverzinsung von 3,5 Prozent. Entsprechend sei auch in der derzeitigen Zinssituation keine Rückkehr zur klassischen Lebensversicherung als Standardvariante zu erwarten. Welche Argumente bleiben dem Vertrieb für die Neue Klassik und Indexpolicen? „Tarife der Neuen Klassik sowie Indexpolicen sind interessant für Kunden, die eine Garantie wünschen oder bei denen eine Garantie wegen rechtlicher Rahmenbedingungen wichtig ist, beispielsweise in der betrieblichen Altersversorgung”, erläutert der Volkswohl Bund.

Die Klassik verliert ihre Fans – auch die Neue

Aber werden Neue Klassik oder Indexpolicen derzeit überhaupt nachgefragt? Beim Volkswohl Bund stelle man eher eine hohe und zunehmende Nachfrage nach Fondspolicen – sowohl mit als auch ohne Garantie – fest. Ebenso bei der Allianz: kapitalmarktnahe Vorsorgekonzepte und Angebote seien seit Jahren am meisten nachgefragt, derzeit entschieden sich fast 60 Prozent der Kunden dafür. Bei der Axa dagegen sei die Relax Rente eine Altersvorsorge, die den Wunsch nach Sicherheit mit überzeugenden Renditechancen kombiniere und sich den Kundenbedürfnissen jederzeit flexibel anpasse. Entsprechend werde sie auch weiterhin nachgefragt.

Christian Nuschele, Head of Distribution & Marketing bei Standard Life, sagt: „Bei der Neuen Klassik und Indexpolicen sehen wir (…) wieder wachsende Absatzzahlen. Ich persönlich zweifle aber daran, dass dies ein nachhaltiger Trend ist“. Laut einer Aussage der Kölner Ratingagentur Assekurata vor einigen Monaten fallen Neue Klassik und Indexpolicen trotz der zum Teil erhöhten Überschussdeklarationen bei Lage und Erwartung negativ aus, wobei vor allem die Erwartungen an die Neue Klassik zurückgegangen seien.

Autorin Silvia Fischer ist Diplom-Betriebswirtin und Journalistin (FJS).

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