Auf dem Subkontinent blühen die Geschäfte und die Wirtschaft wächst rapide. Drängende Sorgen wie in China, dass die Ökonomie heiß läuft, scheint es in Indien nicht zu geben. Cash. hat hinter die Kulissen geblickt.
Text: Marc Radke
So ganz hat Indien seine Vergangenheit noch nicht abgelegt. Unantastbare Kühe bevölkern die Straßen, frühere Provinzfürsten, die Maharadschas, gelten im 1,2-Milliarden-Volk mehr als demokratisch gewählte Volksvertreter und die englische Kolonialzeit lässt sich ebenfalls nur schwer leugnen.
An diese erinnerten jüngst im Oktober die Commonwealth Games, eine Art Olympia, nur kleiner und more british. Die Vorzeigesportveranstaltung fand diesmal in New Delhi statt und enthüllte nach Einschätzung von Schwellenland-Experten wie Mark Mobius wieder einmal die immer noch vorhandenen Mängel in Indiens Infrastruktur, hob aber auch die organisatorischen Fähigkeiten des Landes hervor. Die wirtschaftlichen Talente waren es auch, die für das andere Großereignis im Herbst sorgten: den Besuch von US-Präsident Barack Obama.
It’s the economy, stupid
Im Schlepptau hatte der Nobelpreisträger eine prominente Wirtschaftsdelegation aus der Heimat mitgebracht. Die Reise hat sich für alle gelohnt. Während die Unternehmer sich über neue Geschäfte im Wert von rund zehn Milliarden Euro freuen konnten, frohlockte Obama angesichts 50.000 neuer Arbeitsplätze in den Vereinigten Staaten.
Überhaupt sind es das rasante Wirtschaftswachstum und die solide Politik, die Mobius überzeugen: „Angesichts von BIP-Wachstumsraten, die wieder Vorkrisenniveau anpeilen, kündigte die Regierung Pläne zur allmählichen Verringerung des Haushaltsdefizits in den kommenden Jahren an.“ Das Defizit soll 2010/11 auf 5,5 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) zurückgehen, in den beiden Folgejahren auf 4,8 Prozent und 4,1 Prozent.
Der Output der indischen Industrie wuchs im Jahresvergleich in den letzten Monaten jeweils zwischen 5,6 und 15,2 Prozent. Die starken Schwankungen beruhen auf der unregelmäßigen Nachfrage nach Investitionsgütern.