Wer auf der Suche nach einer indirekten Immobilienanlage ist, hat nicht nur die Wahl zwischen offenen oder geschlossenen Immobilienfonds, auch der Aktienmarkt bietet Möglichkeiten. Sogenannte Immobilienaktien oder REITs sind Aktien börsennotierter Immobilienunternehmen. In den USA wurden REITs bereits im Jahr 1960 eingeführt und bilden dort ein eigenes Börsensegment. REITs sind eine spezielle Form der Immobilienaktie, die den Unternehmen eine weitreichende Steuerbefreiung ermöglicht, wenn sie im Gegenzug 90 Prozent ihrer Erträge an die Anleger ausschütten. Durch diese stabilen Dividenden sind sie international besonders bei Investoren wie Versicherungen und Pensionsfonds beliebt.
In Deutschland wurden REITs im Jahr 2007 eingeführt, allerdings ist die erhoffte dynamische Entwicklung bisher ausgeblieben. Erst vier Gesellschaften haben sich seither in REITs umgewandelt, Alstria Office und Fair Value noch im gleichen Jahr, im Februar 2010 folgte die Hamborner REIT AG. Zuletzt ging im Sommer 2011 die Prime Office AG an die Börse und wandelte sich in einen G-REIT um. Das Gros der deutschen Immobilien-AGs hat dagegen vorerst keine konkreten REIT-Pläne. Eines der Hindernisse liegt sicher darin, dass bestehende Wohnimmobilien nach dem deutschen REIT-Gesetz nicht eingebracht werden dürfen. Die Bundesregierung hat bislang nur angekündigt, diese Regelung noch einmal zu überprüfen.
Immerhin ist seit dem vergangenen Jahr Bewegung in die Kurse von deutschen REITs und Immobilienaktien gekommen, viele haben deutliche Zuwächse verbucht. Grund dafür ist neben der Erholung der hiesigen Wirtschaft auch der Aufwärtstrend an den Gewerbeimmobilienmärkten. Allerdings erwartet auch Sebastian schon aus Kapazitätsgründen keine Explosion der Nachfrage. „Die Marktkapitalisierung von deutschen REITs und Immobilienaktien ist noch zu gering. Sie machen aktuell erst rund 0,2 Prozent des deutschen Aktienmarkts aus“, erläutert er. Dabei würden gerade ausländische Investoren prinzipiell gerne in deutsche REITs investieren. „Einer der wichtigsten Gründe für die geringe Größe des börsennotierten REIT-Segments in Deutschland liegt darin, dass es eine unter deutschen Investoren relativ unbekannte Assetklasse ist“, ergänzt Olivier Elamine, CEO der Alstria Office REIT-AG, Hamburg.
Das könnte sich künftig ändern. Sebastian erwartet, dass REITs von den Turbulenzen bei den offenen Immobilienfonds profitieren werden. „Es hat sich gezeigt, dass die Fonds das Immobilienrisiko nicht eliminieren können. Da sie zudem künftig nicht mehr für kurzfristig orientierte institutionelle Investoren geeignet sind, werden sich diese verstärkt den REITs zuwenden.“ Marktexperten erwarten, dass die Nachfrage nach REITs und Immobilienaktien mit den steigenden Kursen und der zunehmenden Bekanntheit des Segments steigt.
Als Aktien unterliegen REITs den Schwankungen an den Börsen. Das bringt im Vergleich mit einer reinen Immobilienanlage zusätzliche Renditechancen, aber auch Risiken durch die höhere Volatilität. Privatanleger, die nicht selbst den Markt für REITs und Immobilienaktien ständig beobachten wollen, können mit einem REITs-Fonds in das Segment investieren. „REITs- und Immobilienaktienfonds bieten eine breite Streuung der Investments über verschiedene Unternehmen und Immobilienarten“, schließt Sebastian den Kreis zu seinem Einstiegsstatement. (bk/te)
Foto: Frank Seifert